40 Jahre Fonds Darstellende Künste an der Seite von Kunst, Politik und Gesellschaft

Von Holger Bergmann

In seiner Eröffnungsrede am Abend der Filmpremiere von „Die Kunst, Viele zu bleiben“ und des 40. Jubiläums des Fonds Darstellende Künste blickt Geschäftsführer Holger Bergmann auf das Verbindende in der Kunst und aktuelle Herausforderungen an eine „Kunst, Viele zu bleiben“.

Der Fonds Darstellende Künste wird in diesem Jahr 40 – und beschenkt sich mit Rückblick auf die Event-Reihe „DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN“ im Sommer letzten Jahres mit einer Filmpremiere am 12. März 2025 in den Berliner Sophiensælen. Mit seinem Team hat Regisseur Felix Meyer-Christian die neunteilige Reihe in Berlin, Potsdam, Leipzig, Dresden, Bitterfeld-Wolfen, Erfurt, Düsseldorf und Weimar begleitet. Die Schauspieler*innen Tina Pfurr und Hauke Heumann begeben sich hier auf eine filmische Reise, sammeln Stimmen aus Kunst, Politik und Wissenschaft und suchen zwischen Markt- und Logenplatz, Neubausiedlung und Weimarer Klassik das Verbindende der Künste in Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

In seiner Eröffnungsrede würdigt Holger Bergmann den Regisseur und seinTeam für die gelungene Arbeit, dankt den anwesenden Wegbereiter*innen und -begleiter*innen des Fonds, unter ihnen die Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Amtsleiter Andreas Görgen und Konrad Schmidt-Werthern sowie weitere Mitarbeitende der BKM, die Bundestagsabgeordneten Awet Tesfaiesus und Anikó Glogowski-Merten, Manfred Stoffl vom Goethe Institut, sowie zahlreichen Künstler*innen aus den bundesweiten Freien Darstellenden Künsten. Ein besonderer Dank gilt dem angereisten Intendanten der Wiener Festwochen Milo Rau, der in einem eigenen Beitrag seine Überlegungen zum politischen Zeitgeschehen, zum Film und der Arbeit des Fonds und der Künste teilt. Entlang des Filmtitels geht er der Frage nach, worin in den Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche die „Kunst, Viele zu bleiben“ besteht und was uns verbindet – in der Gesellschaft und an diesem Abend:

„Uns alle hier in den Sophiensælen eint – bei allen Differenzen – zwei Dinge: Wir wissen noch, dass das Versprechen der Grundrechte nicht nur jeweils für uns selbst gilt, sondern immer ein Plurales ist, im Sinne Hannah Ahrendts „Ein Recht auf Rechte“ für alle, die hier – und im besten Fall auch anderswo – leben. Und uns eint die Gewissheit, dass gerade die Freien Künste, die oft nah am, mit und für die Menschen wirken, diesem Versprechen eine ästhetische Form geben können: Es manchmal laut herausschreien oder leise und zart flüstern.
Künste, die uns aufschrecken dort, wo Humanität verletzt wird, aber vor allem uns miteinander in Verbindung bringen können, um uns als die, die wir sind, aber auch als die, die wir sein möchten oder könnten, zu erfahren.
Die Künste können dem nachspüren, was die Menschen als Menschen eigentlich verbindet, aber auch, was uns aktuell so stark verändert und gegeneinander aufbringen lässt:

Wie können Menschen so böse werden, dass sie verfolgten und bedrohten Menschen das Recht auf Asyl, auf einen Ort als Heimat (egal, ob erste, zweite, dritte) oder das Recht auf Liebe oder gar auf das Leben absprechen können. 
Wie Hannah Arendt es beschrieben hat, kann das Böse „die ganze Welt verwüsten, gerade weil es wie ein Pilz an der Oberfläche weiterwuchert“. Was ist dem entgegenzuhalten? Die performative Praxis kann noch einmal auf ihre Ursprünge schauen, um Antworten zu finden. Sie ist die säkulare Spezialistin für das Erkennen und Verhandeln von Menschlichkeit und Unmenschlichkeit – gut oder böse und alles dazwischen. Soziologisch, politisch, empirisch, partizipativ, konzeptionell, wie auch immer gearbeitet wird – vor allem aber ästhetisch und empathisch. 
In Zeiten einer wachsenden Spaltung wollte der Fonds mit den Bundesforen dazu beitragen, mit freier Kunst, Gesprächen und Aktionen an neun Orten, Künstler*innen, Bewohner*innen, Intellektuelle, Wissenschaftler*innen und Politiker*innen gegen alle Polarisierungen wieder ins Gespräch zu bringen.

Der Fonds initiierte mit vielen Partner*innen diese Foren, kuratiert von Felizitas Stilleke. Danke dafür, dass wir so eine oft langjährige Arbeit in Erfurt, Leipzig, Potsdam, Berlin, Dresden, Weimar, Düsseldorf und Bitterfeld-Wolfen noch etwas sichtbarer machen konnten. Danke Anke Politz, Aljoscha Begrich, Anne-Cathrin Lessel, Thomas Frank, Heikki Ikola, Carena Schlewitt, Jens Hillje, Andrea Niederbuchner, Annemie Vanackere, Rolf C. Hemke und Kathrin Tiedemann und noch viele mehr.

Ich erinnere mich an – ach, seht gleich selbst!

Denn Felix Meyer-Christian hat aus der Reihe einen Film im Auftrag des Fonds gemacht, der mehr ist als eine Dokumentation. Er ist eine Reise durch eine Zeit des Umbruchs in diesem Land, den Anstrengungen, Ermüdungen, Begeisterungen auf dem Weg „Viele zu bleiben“ als Angebot einer kollektiven Verbindung lebendiger Widersprüche, gerade weil das Böse wieder wuchert...

Nach dem Film lädt der Fonds zum Empfang unten in die Kantine und nach dem ersten Snack und Getränk wird der Vorstand des Fonds noch das 40-jährige Engagement der Mitgliedsverbände und Aktiven würdigen. 
Nun vor dem Film freuen wir uns auf die Rede von Claudia Roth und im Anschluss von Milo Rau frisch aus der „Republik der Liebe“. 

Und dass genau Ihr beide heute hier sprecht, ist ein Glück und eine Hoffnung auf das, was uns alle verbindet.

I love you all.”