ON HOLD. HOLD ON

Einblick in den workshop für Theater- und Festivalleiter*innen

Von Annemie Vanackere

Kunst braucht Freiheit, Vertrauen und verlässliche Strukturen. Annemie Vanackere gab am Ende des zweiten Veranstaltungstages des BUNDESTREFFEN25 einen Einblick in die Themen und Forderungen des Workshops für Theater- und Festivalleitungen. 

Vertrauen und Beständigkeit ist es, was wir brauchen. Ich bin Nancy Faeser dankbar, die heute Morgen hier war, dass sie klar gesagt hat, wir müssen raus aus der Projektlogik. Wir müssen gemeinsam an langfristigen Perspektiven arbeiten. Denn was in der Zusammenfassung von Heinrich Horwitz in Sachen Kunstfreiheit schon angeklungen ist, gilt insbesondere für die Institutionen, aus deren Perspektive ich jetzt spreche.

Wir müssen den Künstler*innen, mit denen wir zusammenarbeiten, versichern können, dass es keine politische Einmischung in ihre Kunst geben wird. Natürlich gilt, dass wir keine menschenfeindliche Hetze auf unseren Bühnen zulassen. Wir haben, philosophisch und juristisch informiert, heute Vormittag in unserem Workshop diskutiert, dass die in unserer Verfassung garantierte Freiheit der Kunst eine Ableitung zulässt, dass diese Kunst, die frei sein soll, auch ausreichend zu fördern und zu schützen ist. Dass die Politik für Kunstentstehungsbedingungen verantwortlich ist, was das Bundesverfassungsgericht, ich zitiere: „die Gewährleistung des freiheitlichen Lebensbereich Kunst“ nennt. Darüber besteht bei den demokratischen Parteien Konsens. Aber es braucht darüber auch immer wieder Kommunikation zwischen uns, wie diese Lebensbereiche aussehen sollen. Es soll keine Monokultur sein. Das war heute auch Konsens. Deshalb bin ich froh, dass die kulturpolitischen Sprecher*innen der Koalitionsfraktionen und der Ausschussvorsitzende hier heute zuhören und ihre Gedanken mit uns teilen.

Eine Zwischenbemerkung noch von mir: Internationalität in der Kultur ist so wichtig, um die Kultur und unsere Gesellschaft lebendig zu halten, um Anregungen aufzunehmen und um unsere Lebenswelt, die sich so rasant verändert, auch positiv erfahrbar zu machen.

Neben Vertrauen braucht es aber natürlich auch materielle Sicherheit. Dass sich die Theaterlandschaft in Deutschland immer weiterentwickelt hat, vielfältiger und auch freier geworden ist, kann man in den Städten und Gemeinden beobachten und natürlich auch heute hier sehen, in diesem Raum, as we speak. Die Pflege und der Schutz der Theaterlandschaft war immer selbstverständliche Staatsaufgabe. Und bezüglich einiger Institutionen, die nationale Relevanz haben, übernimmt der BKM selbstverständlich auch Bundesverantwortung, damit dort entstehende Kunst nicht ihren buchstäblich festen Platz in dieser Landschaft verliert. Das droht gerade dem Bündnis internationaler Produktionshäuser, für das aktuell keine Förderung seitens des Bundes in 2026 vorgesehen ist. Wir brauchen aber gerade jetzt eine infrastrukturelle Perspektive, eine Verstetigung der Orte und Festivals, der Freien Szene! Deswegen setzen sich das Bündnis internationaler Produktionshäuser und der Fonds Darstellende Künste gemeinsam dafür ein, der Kulturpolitik eine starke Struktur und eine differenzierte Förderung anzubieten, darunter eben Orte wie das HAU hier in Berlin oder der Mousonturm in Frankfurt. Denn kurz gesagt: Wir können, was die Polizei nicht kann, die Feuerwehr nicht und auch nicht die Krankenhäuser, Schulen und Armeen. Was häufig unterschätzt wird, wir können Orte der defekten, das heißt, reparierbaren Debatten sein, um Julia Reuschenbach von heute Morgen zu paraphrasieren. Wir können im Zusammenkommen erleben, dass es oft nicht nur um Ergebnisse geht, sondern darum, zu erleben, dass wir handlungsfähig sind, vielleicht sogar hoffnungsvoll. 

Das BUNDESTREFFEN25 stellte in Kooperation mit starken Partner*innen einzelnen Gruppen geschlossene Räume zur vertieften Reflexion bereit. In dem hier veröffentlichten Statement fasste Annemie Vanackere die Ergebnisse des Workshops "ON HOLD ON. HOLD ON." für und mit Festival- und Theaterleiter*innen (ausgerichtet vom Bündnis internationale Produktionshäuser) am Ende des zweiten Veranstaltungstages zusammen.