Produktionsförderung (Dez 2023)

Date of the jury meeting: 13 February 2024

Projects funded: 71

Wohin verschwindet Licht, wenn es ausgeht? Kann man Licht atmen und auf seinen Wellen surfen? Ulrike Kley und Mette Hansen lassen Lichtpunkte schweben und Schatten wachsen. Stimme, Klang und Bewegung trifft hier auf personifiziertes, physikalisches Phänomen. Die neugierige, spielwütige Interaktion verwebt sich so zu einer leuchtend funkelnden Klangperformance.

„A Spinnig Lecture on Choreomaniacs, Cyborgs and other Monsters“ ist eine partizipative Performance Lecture, die Tanz als Medium für Empowerment, Protest und Heilung reflektiert und verkörpert. Im Prozess der Stückentwicklung sollen Praktiken verkörpert werden, die den Körper als Medium des Widerstands verstehen (eine Zeitreise von mittelalterlichen Choreomanias bis zur heutigen Cyborg Kultur).

Für das Vorhaben „ANDONCE/ATONCE“ werden neue Bewegungstechniken sowie neue Körperlichkeiten erprobt, die die choreografische Sprache der radical temporalities und illogical intimacies Serie erweitern und sie komplettieren sollen.

„Der Untergang der Titanic“ von H. M. Enzensberger wird auf einer Installation des Künstlers Johannes Caspersen auf Flößen im Hafen aufgeführt. Das Publikum sitzt mit Kopfhörern auf einem Steg gegenüber. Nach dem schweren Hochwasser im Oktober 2023 in Flensburg haben die Angst vor und die Lust an Untergängen im Kontext der Klimaerwärmung eine Relevanz, die Enzensbergers Text Aktualität verleiht.

Im Spannungsfeld hochaktueller Themen wie Verschwörungstheorien, toxischer Menschlichkeit und rechter Polemik lotet die Kulturreederei Grenzen theatraler Möglichkeiten innerhalb einer Sommertheaterinszenierung aus, interaktiv, multimedial und grenzüberschreitend. Involvierendes Theater für alle Sinne.

„BEYOND THE MIST (AT) Teil I: The Tempel“ ist eine Performance an der Schnittstelle von Tanz und Bildender Kunst. Dieses long-durational Format, im Kontext einer sakralen Architektur, lädt die Zuschauenden dazu ein, den Blick nach innen zu richten, sich auf einen radikal entschleunigten Prozess einzulassen, tieferen Zugang zum eigenen Körper zu erforschen und sich mit der Stille zu verbinden.

„Bunter Hund - na und?“ – ein Figurentheater mit reichlich Bildern, Musik und Witz über die Frage „Was ist schon normal?“. Improvisatorisch soll eine Geschichte für Kindergartenkinder und ihre Familien entwickelt werden, die für Empathie wirbt und Vorurteile und Erwartungen spielerisch hinterfragt. Gearbeitet werden soll mit Geschichten in der Geschichte. Wortreduziert, bildreich, emotional.

Nach „Loli Jackson auf der Suche nach dem Sinn von Allem“ und „Im Brandzeichen des astronomischen Pferds” produziert das Rumpel Pumpel Theater für das Kunstfest Weimar „Das Hotel im Karussell” – das dritte Stück der mobilen Bühne. Bei einer anschließenden ausgedehnten Tournee durch Thüringen und Sachsen werden die skurrilen Figuren durch die ständig rotierende Drehtür geschleudert.

Datscha ist eine Neuinterpretation von Gorkis „Sommergäste“: Sommerliche Landidylle. 5 migrantische und ostdeutsche Frauen aus bildungsferner Schicht treffen sich in einer Datscha in der Uckermark. Wie schafft man den sozialen Aufstieg trotz Intersektionalität? Durch Bildung, Fleiß oder Heirat, Erbe? Und wie nutzt man den ersehnten Aufstieg? Zur Teilhabe am Kosum oder um die Welt zu verbessern?

„DDDE“ (AT) ist ein Tanzstück mit einer generationenübergreifenden Besetzung, das sich mit dem Thema Trauma beschäftigt. Seit 2019 reflektiert Ceren Oran in ihrer Arbeit soziale und individuelle Aspekte der Menschheit. Ihre Bewegungssprache ist virtuos und kraftvoll und das Zusammenspiel von Live-Musik und Tanz berührt unmittelbar jedes Publikum.

Für 7 Tage und 7 Aufführungen finden sich die Künstler*innen Julia Raab, Ingo Niermann, Sandra Bringer, Erik Niedling und Martin Hammer zusammen und erfinden die Geschichte von Deutsch- Süd Ost: Weiße Männer sterben aus und dabei scheint es ihnen gar nicht so schlecht zu gehen. Nach dem Rückzug in eine selbstverwaltete „Bastion“ im Südosten Deutschlands lassen sie ihrer Fantasie freien Lauf.

Transkulturelle Recherchen zu Teufelsbildern der Religionen, Teufel in der Popkultur, der Psychologie, der Politik treffen auf musikalische Cross-over Versuchsanordnungen und auf tänzerische Experimente sowie Forschungen mit einer Spiel-Figur, die als Projektionsfläche für das personifizierte Böse dient.

In „Die Csárdásfürstin im Exil“ entwickelt La Fleur ein Stück über das Genre Operette anhand der Werke des Komponisten Emmerich Kálmán. Als vor den Nazis Geflüchteter nimmt er US-Einflüsse auf und markiert den Übergang von klassischer Operette zu modernen Genres. Es entsteht eine transkulturelle Aufführung, die Kálmáns Werk analysiert und mit musikalischen Genres von Afrobeat bis Pop kombiniert.

„Die Kinderbibliothek“ ist eine begehbare Theaterinstallation. An zwei Orten gleichzeitig. Verbunden über digitale Konferenztechnik. Für und mit Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Im Zentrum stehen diskriminierungskritische Kinderliteratur und eine imaginäre Bibliothek als ihr architektonisches Zuhause.

ELEGANZ AUS REFLEX schaffen mit ihrer Produktion zur Familie Rothschild eine Gegennarration zu der bis heute in vielen Kreisen vorherrschenden verleumderischen Mythenbildung zur Rothschild-Familie. In einer Art jüdischen Buddenbrooks-Variante greift ihr Abend die letzten 200 Jahre der Familie auf und lässt dabei Vergangenheit und Gegenwart immer wieder miteinander in Berührung kommen.

„DIGILAND“ vereint Tanz, Kunst und Technologie in einem innovativen Projekt mit Schüler*innen. Unter der Leitung der fabien prioville dance company entsteht eine einzigartige Performance in Zusammenarbeit mit dem tanzhaus NRW und dem Labor Mixed Reality & Visualisierung der HS Düsseldorf. Die Jugendlichen gestalten nicht nur tänzerisch, sondern auch technisch die Mixed Reality Performance.

„nostalgia is a fantasy of the past“ ( Sara Ahmed) Warum tun wir uns gesellschaftlich und persönlich so schwer bestimmte Veränderungen zu machen? Warum halten wir uns an einem gefühltem Sackgassen-Status-quo so fest? Halten wir uns an der Vergangenheit fest? Aus Angst vor der Zukunft? Hält uns Nostalgie fest? Ist Nostalgie eine Verzerrung, ein Ohrwurm? Es entsteht ein Tanzstück für 6 Tänzer*innen.

„DISPARADE FAMILIES“ ist ein choreografisches Konzert, eine Widmung an die Melancholie von Lossagungen, eine Reminiszenz an die familienähnlichen „Houses“ der Vogingszene, ein Wiederauferstehung von Julia Capulet und Romeo Montague, für die endlich neue Familien gefunden wurden, ein Abschiedslied an die Herkunft, ein Totentanz, eine bewegte Familienaufstellung in einem berührungsreichen Boxring.

In „Drag Space: Witch please!“ fragt sich das Drag-Kollektiv House of Blænk mit weiteren Künstler*innen warum Zuschreibungen wie Hexe oder Bitch gesellschaftlich entstehen. In einer Performance und einem spielerischen Stadt-Land-Spaziergang gehen sie queerer Geschichte auf die Spur und entwerfen neue Selbstbeschreibungen.

2023 nahm sich ein belgischer Forscher das Leben, nachdem er mit einer personalisierten KI den Pakt schloss, dass diese im Gegenzug die Menschheit vor dem Klimawandel bewahrt. Basierend auf Interviews und Chat-Protokollen kreiert das Brachland-Ensemble ein interaktives Kammerspiel über eine Industrie, in deren globalen Daten-Krieg eine emotional verwundbare Gesellschaft zum Kollateralschaden wird.

Die Bühne wird zu einer skulpturalen Welt, aus Tonblöcken zusammengesetzt und in ständiger Wandlung durch das junge Publikum und die 4 Performer*innen und 2 Musiker*innen. Die Bühne wird zum Schauplatz, ähnlich dem antiken Amphitheater, um die Facetten der Liebe zu erforschen. Dabei geht die Produktion über die traditionelle Bühnenerfahrung hinaus und wird zum Spielplatz der Gedanken und Gefühle.

„Fountains“ beschäftigt sich mit (dem Tabu) Körperflüssigkeiten und dadurch mit der radikalen Nähe, Präsenz und (Echt-)Zeiterfahrung von Menschen im Kontakt mit organischen und anorganischen Räumen. In einem Happening, Performances und einer partizipativen Installation sammeln deufert&plischke universelle und eigene Erfahrungen rund um die (Un-)Sichtbarkeit im Ausscheiden von Körperflüssigkeiten.

Performance im öffentlichen Raum für drei Performer*innen, eine Wissenschaftlerin, einen Musiker und einen Container. Das recherchebasierte Projekt handelt von Menschenschmuggel, illegaler Migration und moderner Sklaverei. Es geht darum unsichtbare Erzählungen unseres Wohlstands sichtbar zu machen. Produktion: Kira Senkpiel & Adelheid Schulz, in Kooperation mit Kulturzentrum Broumov/Tschechien.

Mit „SPIELEN#2“ untersuchen SKART & MASTERS OF THE UNIVERSE gemeinsam mit Performer*innen von Meine Damen und Herren und Gob Squad’s Sarah Thom das destruktive Potential des Phänomens Spielen. Gemeinsam fragen sie sich, wie scheinbar negative Aspekte des Spiels wie Übertreibung, Egoismus und Aggression im Spiegel aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen zu deuten sind.

Wenn ́s spukt gerät alles durcheinander. Unsere Sinne sind angeknipst. Der Moment ist so intensiv, dass wir uns verwandeln können! Er bringt uns in Kontakt mit Vergangenheit und Zukunft. Basierend auf dem Buch „Gespenster“ des Comic Kollektivs SPRING und Interviews von Jugendlichen mit- und ohne Behinderungen, entsteht ein Tanzstück für 5 Tänzer*innen mit integrierter Audiodeskription und DGS.

In der durational Performance soll ein Raum mit dem Publikum entstehen, in dem sich die Beteiligten von der Illusion verabschieden können, dass wir in Zukunft so weiter leben wie bislang. Wie können wir unsere überkommenen Verhaltensweisen verändern und die dringend nötige Transformation vorantreiben?

Kopfbehaarung und Haarmoden sind natürliches und kulturelles Phänomen zugleich. Sie sind Träger von Bedeutung und damit auch Zeichen von Identität und Zugehörigkeit. In „Hairkunft“ wird eine operative (Eigen-)Haarverdichtung zur Langzeitperformance und zum komischen Material für eine 90-minütigen Crip-Standup-Comedy-Show über klassistische Verhältnisse.

Mit den besten Komponist*innen, Choreograf*innen, Puppenbauer*innen, dem allerbesten Video-Institut und natürlich den besten, kreativsten und diversesten Performer*nnen und dem All-In Directing Team will das Helmi die ultimative Kraftanstrengung unternehmen: Das verschlungene, immersive, begehbare, barrierefreie, subversive, philosphische Musical-Gesamtkunstwerk Helmitropolis.

„Hörst du mich(AT)?“ Ist eine Stückentwicklung für die Bühne, die sich dem Scheitern der Kommunikation und der Sprache widmet. Aus einer Perspektive von Viet-Deutschen aus der zweiten Generation. Durch das Aufwachsen in zwei Kulturen wird die Problematik der Identitätsfindung erzählt. Es soll ein Ort entstehen, an dem betroffene Menschen eine Möglichkeit haben zwischen den Kulturen anzukommen.

„How to relax“ (AT) ist eine Bühnenperformance für junges Publikum, die sich mit minimalistischen Tanzpartituren und relaxed spaces auseinandersetzt. Wie können die 60-80 Minuten eines Theaterstücks eine Gegenrhythmik zum Alltag sein? Im Prozess werden die Aufführungspraxis für Vorstellungen im ländlichen Raum, sowie Ideen aus dem Diskurs „relaxed performance” mit bearbeitet.

Das Gruppenstück der Choreografin Alexandra Waierstall fokussiert den kollektiven Prozess eines diversen Casts. Gemeinsam widmen sie sich den Körpern in den Dimensionen des Miteinanders und den Gesellschaften der Gegenwart. Durch die Praxis des Teilens, das Teilen der individuellen Praxen und die vielschichtige Resonanz entsteht ein Stück für gehörlose und hörende Tänzer*innen und Zuschauer*innen.

Auf Grundlage eigener Mitschriften des Frankfurter NSU 2.0-Prozesses und Interviews mit Betroffenen und Expert*innen geht die dokumentarische Inszenierung „Innere Sicherheit“ (AT) der Frage nach, was menschlich, philosophisch, politisch und psychologisch daraus folgt, wenn rechte Strukturen die Innere Sicherheit und das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden und die Demokratie erschüttern.

Das KMZ Kollektiv lädt zu einem besonderen Geschmackserlebnis ein: In einem interaktiven Theaterparcours servieren die Performenden verschiedene Gänge zu den Themen Ernährung und Gerechtigkeit. Mit Sound, Video und den titelgebenden Materialien Kakao und Zucker umschmeicheln sie die Sinne des jungen Zielpublikums, das sich auf bittersüße Weise mit dem eigenen Essverhalten auseinandersetzt.

„Kritik der Bedürfnisse“ ist eine satirischer Theaterabend über Rituale und Gewohnheiten im ländlichen Ostwestfalen, der die Menschen in ihren Zwängen von Lohnerwerb und Sorgearbeit ernst nimmt. Können Herbert Marcuses Gedanken zur „nicht-utilitaristischen Ökonomie“ und zum „lustvollen Verzicht“ die Konsumgewohnheiten in einem dörflichen Fußballclub verändern?

Scham ist total. Im Boden versinken möchte der beschämte Mensch: Wie ein Schock trifft ihn der richtende Blick. „Looks. Shame“ ist eine Anatomie dieses Scham-Schocks: Von der Sexual- und Körper-Scham bis zur Sozial-Scham. Es zeigt sich im Zusammenspiel von Tanz, Video, Schauspiel und Musik aber auch: Kunst ist immer ein lustvolles Spiel des Betrachtens und Betrachtet-Werdens.

Zeitgenössische Aneignung von Liedern, Leben und Musik Hanns Eislers für ein Theater der Generationen, Musik-Clubs und Straßenszenen. Ein Musiktheater, das die Kunst als Werkzeug der Geschichte und Weltgestaltung untersucht und feiert. Eisler hatte vor seiner Emigration eine Musik für Viele im Sinne. Wer sind heute die Menschen, die ihm damals die Arbeiterklasse war?

„Lovedance“ untersucht verschiedene Aspekte von Liebe aus queerer Perspektive in einem hook’schen Verständnis des Liebesbegriffs. Dabei werden leidenschaftlich-romantischen Paartänze über unterschiedliche Genres hinweg verkörpert und in einer Mischung von kritischer Distanz und Bewunderung befragt. Ein Tanz, der sich furchtlos der Liebe annähert und über Möglichkeiten des Zusammenseins nachdenkt.

„Meine Zusammenarbeit mit einem Toten/Moja współpraca z zmarłym człowiekiem“ (AT) thematisiert polnisch-deutsche Migrationsgeschichte, psychische Erkrankungen und erkundet biografische Leerstellen, die dem Publikum eine performative Begegnung mit dem Verstorbenen Ryszard Romanowski ermöglicht und sich somit poetisch-dokumentarisch mit modernen Technologien und Jenseitsvorstellungen beschäftigt.

„MIKRO“ ist eine musikalisch-theatrale Intervention gegen das Artensterben, die den öffentlichen Raum zum akustischen Biotop der Artenvielfalt macht und alle Beteiligten lustvoll miteinander zum Brummen und Summen bringt und dazu einlädt, Teil der Artenvielfalt zu sein und diese mitzugestalten.

Schrödingers Katze ist von den Toten zurückgekehrt: Sie lebt! Und ist immernoch tot. Was als unschuldiger, lustiger Vortrag über die berühmteste Katze der Wissenschaftswelt beginnt, entpuppt sich als Achterbahnfahrt der Gefühle und Gedanken über Wissenschaft, Existenz und Theater: Eine Show, die in zwei parallelen Zuständen existiert: lustig und verstörend zugleich.

Die inklusive Performance als multisensorische Tanzerfahrung jenseits des Sehsinns spielt in vollständiger Dunkelheit mittels eines immersiven Ambisonic Audiosystems mit der Illusion physischer Präsenz. Den Teilnehmer*innen wird ein Gespür für den eigenen Körper von innen heraus vermittelt, während gesellschaftlich eingebettete Sinneshierarchien, Körper- und Bewegungsideale hinterfragt werden.

Eine theatrale Intervention für junges Publikum (6-14) für Theaterräume, Klassenzimmer, Galerien etc. Alle Teilnehmenden sind aktiv beteiligt. Es geht um Gemeinschaft, gemeinsam arbeiten, entscheiden, gestalten. In einem choreografierten Prozess entwerfen die Beteiligten das Bild eines Landes, in dem wir gerne leben wollen.

FrauVonDa erschließt in der immersiven Performance-Installation einen sinnlichen Wahrnehmungsraum zwischen wissenschaftlichem Diskurs und künstlerischer Fiktion, an den Berührungspunkten der Sinne von Mensch und Fisch. Als Vision einer Terrapolis, verbindet sie Uferbewohner*innen, nicht-menschliche critter, Gewässerbiolog*innen sowie Performer*innen und Zuschauer*innen zu einer community.

„Opera of H.O.P.E.“ stellt die Oper auf den Kopf, um einen Gegenentwurf zur weiß dominierten Hochkultur zu erproben. Möglichkeiten und Zugänge statt Gatekeeping, Klassismus und Rassismus. Im Fokus steht die Hoffnung als Motor für diverse Kämpfe. Verschiedene Generationen kommen auf der Bühne zusammen, um Fragestellungen und Forderungen an die Gesellschaft sowie Zukunftsvisionen zu formulieren.

Eine postmigrantische Drag-Persona, die beim Grenzübertritt zwischen Vergangenheit & Zukunft verloren gegangen ist: Mit dem Projekt werfen Malcharzik & Team einen queeren Blick auf deutsch-polnische Migrationsgeschichte. Sie laden das Publikum an den Esstisch einer oberschlesischen Familienfeier & auf die Oberfläche einer Dating-App ein, bis diese Orte sich für die Dauer eines Songs verbinden.

„Phantasmagoria“ erkundet phantomartige Erscheinungen auf auditiver, visueller und taktiler Ebene. Mit der Wahrnehmung des Raums spielen vier Performer*innen, welche ein mit GPS verbundenes 360° Soundsystem und gerichtete Lautsprecher, ganzkörperlich steuern. Nebel und Lichteffekte formen die virtuose Körperlichkeit zu einem choreografischen Trugbild.

Das Projekt von andpartnersincrime ist ein performativer, interaktiver Audiowalk durch das piratische Frankfurt. Entlang von Orten piratischer Praxis und radikaler Sorgearbeit werden Verbindungen zu piratischen Mythen und Träumen geschlagen. Die Künstler*innen gehen auf Schatzsuche, hören die Stimmen von Protesten, begleiten Aktivist*innen und besuchen Utopien.

„Qaza (Black Mercedes)“ befasst sich mit dem Susurluk-Skandal, einem berühmten Autounfall der 90er-Jahre in der Türkei. Davon ausgehend werden die Verwicklungen eines korrupten politischen und patriarchalen Staates in den Drogenhandel aufdeckt und das Auto als Fetischobjekt und Klischee untersucht. Gleichzeitig ergeben sich hieraus neue Fragen, die in „Qaza (Black Mercedes)“ verhandelt werden.

Das Tanzstück „Precious Camouflage“ bearbeitet als Themenfeld neben der politischen Körperlichkeit von Überwachungssystemen die Intimität und Agency zwischen Mensch und Maschine. Vier Tänzer*innen teilen sich den Aufführungsraum mit fünf KIs, die sich in fünf LED-Wänden manifestieren und so den Bühnenraum formen. Alle Agent*innen lassen sich auf eine komplexe, mehrdimensionale Choreografie ein.

Die Debatte über die Rückgabe afrikanischer Kulturgüter thematisiert hochaktuelle Fragen nach Eigentum und Vergangenheitsbewältigung. In der multidisziplinären Tanztheaterproduktion REPARATION NATION nimmt sich ein Team aus afrikanischen Ländern, Deutschland und BIPoC Künstler*innen der afrikanischen Diaspora zum Ziel, das Thema Restitution aus der künstlerischen Perspektive zu betrachten.

Ausgehend vom Wehrdienst über Social-Media Trends bis zu sozialen Bewegungen wird VOLL:MILCH mit „SO TUN“ die Sichtbarkeitsebene einer kriegerischen Zukunft an gegenwärtigen Körpern untersuchen. Im Abgleich mit theatraler Praxis sollen Fertigkeiten der militärischen Ausbildung angeeignet und die Theateraufführung zu einem Szenarioraum körperlicher Ausbildung werden.

F. Wiesel entwickeln ein Theaterstück und ein Computerspiel: „Streisand“ ist eine Live-Gaming Performance über das Weggehen, Verlaufen und über die Orte, die wir erreichen, wenn wir über festgelegte Grenzen hinaus gehen. Das Spiel wird zur Exkursion in die Mythen digitaler wie analoger Welten und fragt: Was erwartet uns hinter dem Game Over?

2021 verstörte die live ausgestrahlte ZAPFENSTREICH Zeremonie internationale Zuschauende und offenbarte ein deutsches Dilemma: Den Versuch, militärische Macht zu präsentieren, ohne die Geister der Vergangenheit zurückzuholen. BOYS* IN SYNC beschäftigt sich mit dem Reenactment der Zeremonie und fragt: Was bedeutet uns das Militär in einer Demokratie? Wo bleibt die Queerness im Gleichschritt?

Künstlerinnen aus den Bereichen Tanz, Musik und Schauspiel nähern sich den Themen Heimat und Sehnsucht. Gespräche mit Menschen verschiedener Herkunft sind Ausgangspunkt der Arbeit und inspirieren die drei Künste, die dann im Zusammenspiel eine Inszenierung gestalten. Die Zuschauer*innen sollen so zu eigenen Assoziationen und Gedanken zu den Themen angeregt werden.

„TEAR GAS – A Safe Weapon“ ist eine künstlerische Forschung, die das Sicherheitsverständis befragt: Warum gilt Tränengas weltweit als „sicher“? Das Kollektiv what about: fuego nutzt szenische Mittel, um in einer Performance-Installation die Entstehungsgeschichte von Tränengas aufzuarbeiten und sie dem aktuellen, weltweiten Einsatz von Tränengas als polizeiliches Mittel gegenüberzustellen.

Kontinente, Planeten, Meere, Eisberge, Gebäude und Gene driften. Mit „The Drifters “ kreieren SEE! Kollektiv ein choreografisches Poem, das die Bewegung des Driftens als die Bewegung, die das Leben als Ganzes beschreibt ins Zentrum setzt und fragt was ist, wenn es Unbestimmtheit ist, die das Leben erst möglich macht?

In der neuen choreografischen Arbeit „The Voice“ wendet sich Rita Mazza (keine Pronomen, they/them), ein*e in Berlin ansässige*r Taube*r Künstler*in, Fragen der Stimme zu. Über die visuellen, ästhetischen Mittel der Gebärden und des Tanzes nimmt die*der Choreograf*in die Interdependenzen von Identität, Stimme und Sexualität/Intimität.

In „THESMOPHORIA“ steht die De- und Rekonstruktion antiker Theaterfeste im Fokus. Das Ziel: die kritische „Neuerfindung“ der „antiken Konstellation“ für zeitgenössisches Theater. Die Begehbare Durational-Performance erforscht feministische Rituale, Gesänge der Antike und Gegenwart. Das Publikum nimmt aktiv am fest Teil - tanzend und singend im Chor.

Für den Entropiewicht Tippo ist das höchste Ziel, Dinge der Menschenwelt altern zu lassen und Gebrauchsspuren hinzuzufügen. Dies trifft bei den Menschen nicht auf Gegenliebe. In einem installativen Setting mit verschiedenen Materialien und Soundobjekten begegnen sich 4 Spieler*innen und 30 junge Gäste ab 8 Jahren zwischen Zerstörungslust und der Angst vor Veränderungen.

Die Ausflugs-Performance „Train Train 2/3: Ausflug zum Knotenpunkt“ des Konzeptkünstlers miu lädt ein zu einer Reise durch die Stadt: Zwischen Theaterfoyer, Straßenbahnwagen und Betriebshof verwandeln sich alltägliche Praktiken der Fortbewegung und bekannte Orte urbaner Mobilität in heimliche Choreografien, vielschichtige Klangräume, haptische Erfahrungen und ästhetische Erlebnisse.

Das Vorhaben untersucht verschiedene (unsichtbare) Phänomene des Krieges szenisch, musikalisch und medial. Wie entsteht ein Kriegstrauma? Wo beginnt es, wo endet es - wenn es überhaupt endet. Es geht um den Versuch der Menschen in der Ukraine und der Menschen in Bosnien vor 30 Jahren, in einer unmenschlichen Realität ihre Menschlichkeit zu beweisen und zu behaupten.

Das Trojanische Pferd ist ein strategischer Trick, der von seiner Inszenierung lebt. Wahrheiten werden zur Waffe. Das Publikum erlebt diesen Mythos aus der dem Inneren des Pferdes, als zum Stillhalten verdammte Schmuggelware. Post Theater recherchiert den antiken Mythos für die digitale Gegenwart und erzählt ihn aus ungewöhnlichen Perspektiven neu - in einer immersiven Medienperformance.

„TURN TO AGE“ ist eine Etüde über das Altern, der Versuch die Gleichzeitigkeit von Zuwachs und Verfall erfahrbar zu machen. Dinge des kommerziell suggerierten Bedarfs rund um die Menopause, medizinische Instrumente und Früchte werden in humorvoll-überraschenden Soundcollagen und anthropomorphen Bildern verknüpft. Sichtweisen über das Altern von Frauen mit und ohne Uterus setzen sich in Bewegung.

Das Vorhaben enthüllt ein vergessenes Fotoarchiv des Urgroßvaters – zwischen performativer Recherche und Dia-Vortrag verdichtet sich eine Erzählung deutscher Geschichte. Die Bühne wird zur Dunkelkammer, um verschüttete Erzählungen wieder zu belichten. Im Rauschen flackernder Fotografien wird das männliche Narrativ der deutschen Geschichtsschreibung auf Risse und Leerstellen hin untersucht.

„Unter anderen Umständen” (AT) ist eine interdisziplinäre, musiktheatrale Performance des Kollektivs Untere Reklamtionsbehörde zum Thema Barriere(un)freiheit im öffentlichen Raum, in der Expert*innen des Alltags mit performativen & ortsspezifischen Klangexperimenten Zuschauende durch die Frankfurter Innenstadt führen.

„Vom Ende her“ ist eine Audio-Performance für den öffentlichen Raum, die sich mit der Klimakatastrophe und einer radikal veränderten Perspektive auf die Zukunft beschäftigt. Wie leben wir zusammen auf einem beschädigten Planeten? Und wie kann eine ‚radikale Hoffnung’ aussehen?

Die Welt ist in Gefahr, alle rufen nach Kreislaufwirtschaft, nach Recycling, Umwandlung, Transformation. Das Theater produziert immer mehr. Diese Inszenierung ist ein Upcycling. Der Inhalt des Stückes wird die Form bestimmen. Mit dem Ruf „Die Welt ist in Gefahr“ nehmen Kanaltheater ein Stück aus dem jahr 2015 und upcyceln es in ein aktualisiertes Gewand mit nachhaltig tourbarer Ausstattung.

In der Musiktheaterperformance „WETTER“ fokussiert die LOSE COMBO Fragen von Aktualität und Prognose; erkundet Diskrepanzen zwischen Erkenntnis und Erfahrung; durchstreift Areale der Ungewissheiten und Erschütterung. „WETTER“ widmet sich den Möglichkeiten einer künstlerischen Nachhaltigkeit – auch jenseits Ressourcen-schonender Aspekte.

Menschliches Verhalten führt uns immer wieder zu der Frage: What’s wrong with people? Mit kuriosen Funfacts, provokativen Annahmen und satirischen Episoden geht half past selber schuld dieser Frage auf den Grund und zeigt ein Bühnencomic mit Musik, Projektion und Puppenspiel, in dem ein hässliches Gesellschaftsbild unterhaltsam präsentiert wird.

Mit dem innovativen Verfahren „Aesthetics of Access“ produziert Un-Label Schuberts Liederzyklus „Winterreise“. Das klassische Material ist Ausgangspunkt eines Musiktheaters, das durch die Diversität der Performenden neue emotionale und ästhetische Dimension entdeckt. Vier Performende mit und ohne Behinderung eröffnen für das Publikum neue Blicke auf Suchbewegungen und universelle Emotionen.

Die Alte Mühle Kelbra steht als Industriedenkmal weit sichtbar in der Landschaft. Vertikale Architektur lädt ein zu Choreografien, Wandtanz, Luftartistik. Mit Erinnerungen und zurückgelassenen Dingen entsteht eine Performance über das gesamte Gelände, ein vielstimmiges narratives Geflecht, mit dem ein künstlerischer Zugang zu den Menschen der Region geschaffen werden soll.