Residenzen Absolvent*innen Einzelkünstler*innen: NFT (Dez 2021)

Date of the jury meeting: 20 December 2021

Projects funded: 13

Die Recherche ALEATORIK.GROTESKE.KÖRPER ist Vertiefung und Experiment in Themen und Fragen wie: Phänomen des unabgeschlossenen Körpers als unfertige Ästhetik, der groteske Körper und wie nimmt Zufall formal und technisch Einfluss auf meine Werke? Kristina Buketova begibt sich auf die Suche nach einem neuen Inszenierungskonstrukt.

Birth Pool ist eine künstlerische Forschung, die emotionale, digitale, gesellschaftliche und physische Räume von Schwangerschaftsabbrüchen untersucht - Perspektiven vernetzt. In Interviews und ortsspezifischen Begehungen entsteht ein Raum des Austausches mit Betroffenen, zuständigen Stellen, Gynäkolog*innen und Expert*innen, um Forschungsmaterial zur künstlerischen Bearbeitung zu sammeln.

Für Darf ich um diese Correspondance bitten? schreibt sich Aidan Riebensahm in der Isolation des mittlerweile zweiten Corona Winters in Deutschland in die Briefkästen der eigenen Netzwerke ein. Imaginierte und Physische Abstände eines diasporischen Lebens in Deutschland und der Coronapandemie sollen einer Verbundenheit und Nähe weichen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Hasen töten will. / Das Herz eines verblutenden Hasen, mein Sohn. Wenn du es siehst, wirst du die Dinge verstehen. Regisseur Marco Damghani stellt mit jungen Studierenden und dem Autor*innenduo Kläy/Wertheimer die Frage danach, welche Bilder von Männlichkeit in unserer Gesellschaft existieren und wie diese in den szenischen Künsten hinterfragt werden können

Von den antiken Olympioniken bis hin zu Turnerin Simone Biles: Spitzensportler:innen verlangen Körper und Geist Enormes ab. Wie ist das, wenn der eigene Körper tagein, tagaus trainiert, inszeniert, in den Wettkampf geschickt, optimiert und gestählt wird? Lena Mühl erforscht den Kult vom makellosen, leistungsfähigen und gesunden Körper - und wie unsere Vorstellung von ihm heute gekontert wird.

Wo und wie erfahren wir Poesie, wenn kaum noch Gedichte gelesen, geschrieben und rezitiert werden? »Keine Angst vor Lyrik« nimmt das Potenzial einer vernachlässigten Gattung in den Blick, um sie für die Bühne neu zu denken. Die Autorin und Dramaturgin Marlene Kolatschny erforscht im Rahmen der Residenz, wie Lyrik theatertauglich und wie das Theater poetischer werden kann.

Lähmende Angst und aktivierende Aufregung trennt oft nur ein Mü. Etwas den Winkel ändern und die harkelige Schraube flutscht ins Gewinde. Den Spiegel in der Sonne kippen, den Kammerton auf 432 Hz verschieben – und? Sina Dunker sucht nach dem Brückenschlag alternativer Formen von Gemeinschaft und kollektiver künstlerischer Arbeit, nach den subtilen Stellschrauben kreativen Flows und Transformation.

In einem Raum voller Spielmöglichkeiten wird sich herausstellen, wer ein:e gute:r Spieler:in ist. Was macht ein "gutes" Spiel zwischen Erwachsen und Kindern/ Jug. aus? Wer hat die besseren Karten, das Ass im Ärmel, wer die gewaschenere Hand oder die Glückssocken an und wessen Sterne stehen gut? Ist Spiel nur Glück oder auch Können? Wer performt dabei am besten?

Antonia Rehfueß forscht zu theatraler Versammlung und der Rolle von Publika in Theater und Aufführung. Theater denkt Publikum oftmals al homogene Gruppe, das zuschaut. Welche Auswirkung diese normative und reduzierende Vorstellung von Publikum und theateraler Öffentlichkeit auf künstlerische Prozesse hat, möchte Antonia Rehfueß durch ein begleitetes Schauen und eigene Versuchsaufbauten erforschen.

Science-Fiction und Speculative Reality werden aus der Perspektive von naturwissenschaftlicher Berichterstattung erforscht. Aus den gefundenen Unvorstellbarkeiten und Surrealitäten werden Bestandteile einer Gegenwartsbeschreibung herausgefiltert und in ein potentielles audiovisuelles, autopoietisches Universum überführt.

Was bedeutet es, sich schriftlich der Realität zu nähern? Wie lässt sich diese einfangen und welche Textform eignet sich hier besonders? Ein Essay? Ein Gleichnis? Und vor allem: Wie leicht lässt sich hier lügen? Verschwörer*innen und Faktenfürchter*innen tun dies längst. Wo fügt sich da also die Fiktion ein, wenn sie mit Wahrheits- und Wirklichkeitsanspruch flirtet?

Bruno Brandes untersucht Erzählungen funktionierender Leben, die in einem System enthalten sind, dessen Hauptinteresse im längstmöglichen Erhalt der Produktivität der Einzelnen besteht. Dazu soll Realität als etwas Zerbrechliches gedacht und Erzählungen zur Vereinzelung und (Selbst)ausbeutung als solche benannt werden, um davon ausgehend Gesellschaft als solidarische Gemeinschaft zu betrachten.

Unter dem Arbeitstitel "Wir hätten uns so viel zu sagen gehabt." begibt Anna Galliker sich auf die Suche nach den Worten, die mit ins Grab genommen werden und den Geschichten, die im Übergang vom Leben zum Tod verschwinden. Als künstlerische Forscherin entwickelt und (er-)findet sie theatrale und performative Formate der Begegnung, die Räume für das Unsagbare, das Ungesagte eröffnen.