Jurybegründung Tabori Auszeichnung International 2023: Eisa Jocson
Die Fachjury des Fonds Darstellende Künste ehrt Eisa Jocson mit dem Tabori Award International 2022.
Seit 2011 kreiert die in La Union (Philippinen) lebende Choreografin und Tänzerin Eisa Jocson Performances, in denen choreografierte Körper fest im sozio-politischen Kontext verankert sind. Der Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt auf der Körperpolitik und den Verstrickungen von vereinzelten Arbeitskräften in den globalen sozioökonomischen Machtverhältnissen.
In ihren Performances hinterfragt Eisa Jocson die Verletzlichkeit überarbeiteter, missbrauchter Körper, ihre postkolonialen Repräsentationen in der Popkultur und die Geschlechterrollen, wobei sie sich mit den dringlichsten Fragen globaler Beziehungen und den von ihnen produzierten Körperimaginationen auseinandersetzt.
In ihrer Arbeit "Macho Dancer" (2013) beispielsweise platziert sie ihren eigenen Körper in einer Choreografie, die auf dem Bewegungsrepertoire junger männlicher Profitänzer in den Nachtclubs von Manila basiert. Auf diese Weise dekonstruiert sie sowohl die Bewegungen als auch die Rollenerwartungen dieser Tänzer und fokussiert deren soziale und ökonomische Verflechtungen. In der Performance-Trilogie „Happyland“ reflektiert sie Ausschlüsse und Benachteiligungen philippinischer Tänzer*innen im sonst so sorglosen Disneyland Hongkong. Mit „Princess“ (2017) entwirft Jocson dafür ein schrill-überzeichnetes Schneewittchen-Bild, mit dem sie den Fakt kritisiert, dass philippinischen Tänzer*innen eine Hauptrolle verwehrt bleibt, da sie nicht dem westlichen Körperbild der Disney-Figur entsprechen. In „Manila Zoo“ werden die Tänzer*innen zu Hybridwesen zwischen Mensch und Tier und enthüllen im Stil des Spektakels die Politik des Blicks, der Arbeitsökonomien, der Abhängigkeit und der Unterwerfung.
Eisa Jocson hat die künstlerische Gemeinschaft sowohl auf den Philippinen als auch international aufgerüttelt, indem sie unverblümt auf die Klischees und deren konkrete, sozioökonomische und körperliche Folgen hinwies, die der westliche Blick produziert. Damit ist sie zu einer der wichtigsten Stimmen im zeitgenössischen Tanz geworden.
Die Jury des Fonds Darstellende Künste vergibt die mit 15.000 Euro dotierte Tabori Auszeichnung International 2023 an Eisa Jocson.