Tabori Preis 2023
Am 17. Mai 2023 verlieh der Fonds Darstellende Künste zum 14. Mal den Tabori Preis, die bundesweit höchste Auszeichnung für die Freien Darstellenden Künste.
Die Preisverleihung
Bereits vor der Show berichteten Lara-Sophie Milagro und Jeanne Charlotte Vogt live aus dem Tabori-Hybrid-Studio für das online zugeschaltete Publikum und interviewten diesjährige wie auch ehemalige Preisträger*innen, Mitglieder des Jury und weitere Gäste der Preisverleihung.
Die Preisverleihung wurde durch die Reden von Helge Lindh (MdB, kulturpolitischer Sprecher der SPD) sowie des Vorstandsvorsitzenden des Fonds Prof. Dr. Wolfgang Schneider eröffnet. Für die künstlerischen Highlights des Programms sorgten des Tabori Ausgezeichneten und Preisträger*innen des vergangenen Jahres Overhead Projekt und Meine Damen und Herren. Bevor die Auszeichnungen und der Tabori Preis schließlich durch die Juror*innen Marta Keil, Matthias Lilienthal, Anna Wagner und Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner überreicht wurden.
Durch den Abend führte der Sänger FAYIM.
Nach der Verleihung lud die Company Soydivision zur Dinner-Performance mit anschließender Aftershowparty ins CAN.
Highlights der Preisverleihung
Tabori Preisträger*innen 2023
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© Sandra Then
Hofmann&Lindholm
Der mit 25.000 Euro dotierte Tabori Preis geht an das künstlerische Duo Hofmann&Lindholm. In der Jurybegründung heißt es dazu: Hofmann&Lindholm ist es gelungen „eine völlig neue Herangehensweise an das Feld der performativen Künste zu etablieren und ein teils dokumentarisches Format zu prägen, für das es noch keinen Begriff gibt und vielleicht auch nicht geben kann, außer Hofmann&Lindholm.
Foto: Sandra Then
Tabori Auszeichnungen
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© Katja Feldmeier
Tabori Auszeichnung | Heinrich Horwitz
Die Tabori Auszeichnung, die mit 15.000 Euro dotiert ist, geht an Regisseur*in, Choreograf*in und Schauspieler*in Heinrich Horwitz. „Heinrich Horwitz‘ Performances wohnt der Wunsch nach einer Gemeinschaft inne, die Vielfältigkeit feiert und Dissens überwindet. Der Verbindung von Performance, Tanz, Musik mit Aktivismus und gelebten Erfahrungen gelingt es, aus einer marginalisierten Perspektive überraschende bildstarke Kunst zu kreieren, die bisweilen Formen sprengt und ebenso herausragend, wie singulär in der Szene ist“, so die Jury zu ihrer Entscheidung.
Foto: Katja Feldmeier
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© Anja Beutler
Tabori Auszeichnung International | Eisa Jocson
Zum zweiten Mal vergibt der Fonds auch eine internationale Tabori Auszeichnung, die ebenfalls mit 15.000 Euro dotiert ist. Das Votum der internationale Preisjury fiel in diesem Jahr auf die von den Philippinen stammende Choreografin und Tänzerin Eisa Jocson. Die internationale Preisjury würdigt damit eine der „wichtigsten Stimmen im zeitgenössischen Tanz“, die „die künstlerische Gemeinschaft sowohl in Manila als auch international aufrüttelt, indem sie unverblümt auf die Klischees und deren konkrete, sozioökonomische und körperliche Folgen hinweist, die der westliche Blick produziert.“
Foto: Anja Beutler
Der Tabori Preis
Mit dem Tabori Preis ehrt die Fachjury des Fonds eine kontinuierliche künstlerische Arbeit mit hoher bundesweiter und internationaler Ausstrahlung, die inhaltlich relevant, zuweilen provokant und in Format oder ästhetischer Handschrift wegbereitend war und ist. Mit der Auszeichnung honoriert die Jury experimentelle Formate von Künstler*innen und Gruppen, die durch ein bedeutendes Upcoming oder durch kontinuierliche Entwicklungen eines eigenständigen ästhetischen Formates überzeugt haben. Der Preis ist mit 25.000 Euro, die Tabori Auszeichnungen sind mit 15.000 Euro dotiert. Die Jury wählt dabei die Gewinner*innen aus allen Künstler*innen und Gruppen aus, die in den vergangenen 5 Jahren vom Fonds Darstellende Künste gefördert wurden.
In 2023 vergibt der Fonds Darstellende Künste zum zweiten Mal in Folge auch eine Tabori Auszeichnung international an frei produzierende, international agierende und tourende Künstler*innen(-gruppen), die durch eine herausragende Ästhetik und engagierte inhaltliche Arbeiten überzeugen. Die Tabori Auszeichnung international ist ebenfalls mit 15.000 Euro dotiert und wird von einer internationalen Fachjury vergeben.
Jury national
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Ute Kahmann
Schauspielerin, Kulturwissenschaftlerin, Figurentheaterspielerin, Regisseurin | Berlin
© privatUte Kahmann
Schauspielerin, Kulturwissenschaftlerin, Figurentheaterspielerin, Regisseurin | BerlinUte Kahmann studierte Kulturwissenschaft und Schauspiel in Berlin. Puppenspiel erlernte sie extern an der Schauspielschule "Ernst Busch" sowie im Figurentheaterkolleg Bochum. Sie erhält Regieaufträge für Theater und Tanz, bringt seit 1988 eigene Inszenierungen für Erwachsene und Kinder in enger Zusammenarbeit mit Künstler*innen aus der Bildenden Kunst und der Musik auf die Bühne und spielt im Ensemble u.a. im Konzerthaus Berlin. Von 2006 bis 2016 arbeitete sie im Vorstand des Verbandes Deutscher Puppentheater und 2014 bis 2019 im Kuratorium des Fonds Darstellende Künste.
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Carena Schlewitt
Intendantin HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste | Dresden
© Stephan FlossCarena Schlewitt
Intendantin HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste | DresdenCarena Schlewitt wurde 1961 in Leipzig geboren. Seit 2018 ist sie Intendantin von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden.
Sie war von 2008-2018 Direktorin der Kaserne Basel und Künstlerische Leiterin des internationalen Theaterfestivals Basel (seit 2012). Sie studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin und arbeitete von 1985 bis 1993 an der Akademie der Künste in Ost-Berlin. Sie wirkte als Dramaturgin, Kuratorin und stellvertretende Künstlerische Leiterin an verschiedenen freien Produktionshäusern (Podewil Berlin; FFT Düsseldorf; HAU Berlin) und bei internationalen Festivals (Theater der Welt; HAU Berlin).
Schwerpunkte ihrer Arbeit waren unter anderem die Transformationsprozesse in Ostdeutschland, Osteuropa und China und die Entwicklung des Theaters in Polen, Frankreich und Italien sowie der Live Art und Performance-Kunst. Sie war in diversen Jurys tätig, u.a. für das Festival „Impulse“; für das deutsch-polnische Expertengremium der Kulturstiftung des Bundes sowie für das Programm „Doppelpass“ der Kulturstiftung des Bundes; sie war Mitglied der Fachkommission der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.Carena Schlewitt ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, des Sächsischen Kultursenats und Mitglied des Fachbeirats Darstellende Kunst und Musik bei der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
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Prof. Dr. Wolfgang Schneider
Vorstandsvorsitzender Fonds Darstellende Künste & Wissenschaftliche Leitung Forschungsprogramm
© PAP Branchentreff des LAFT Berlin Foto Mathias VoelzkeProf. Dr. Wolfgang Schneider
Vorstandsvorsitzender Fonds Darstellende Künste & Wissenschaftliche Leitung ForschungsprogrammWolfgang Schneider war Gründungsdirektor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Cultural Policy for the Arts in Development“ (2014 – 2020). Er war der erste Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland, Vorsitzender des Theaterbeirates Niedersachsen, Mitglied des Beirates Tanz und Theater des Goethe-Instituts und als Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages Berichterstatter u.a. für das Kapitel Theater. Er ist Vorsitzender des Fonds Darstellende Künste e.V., persönliches Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, Vertrauensdozent der Friedrich Ebert-Stiftung, Mitglied des Bundesvorstandes des Kulturforums der Sozialdemokratie, Mitglied des Vorstandes der Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V., Mitglied des Internationalen Theater-Instituts, Mitglied des Rates für darstellende Kunst und Tanz im Deutschen Kulturrat, Ehrenmitglied der ASSITEJ Deutschland und der Schweiz, sowie Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche. 2018 wurde er wegen seines ehrenamtlichen internationalen Engagements vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Theaterpolitik, Herausgeber u.a. von „Theater und Schule. Handbuch zur kulturellen Bildung“ (2009), „Theater und Migration. Herausforderungen für Kulturpolitik und Theaterpraxis“ (2011), „Theater entwickeln und planen. Kulturpolitische Konzeptionen zur Reform der Darstellenden Künste“ (2014), „Theatermachen als Beruf. Hildesheimer Wege“ (zusammen mit Julia Speckmann, 2017); „Partizipation als Programm. Wege ins Theater für Kinder und Jugendliche“ (zusammen mit Anna Eitzeroth, 2017), „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“ (zusammen mit Henning Fülle und Christine Henniger, 2018), „Theater in der Provinz. Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe als Programm“ (zusammen mit Katharina Schröck und Silvia Stolz, 2019); „Theater in Transformation. Artistic Processes and Cultural Policy in South Africa“ (zusammen mit Lance Lebogang Nawa, 2019).
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Anna Wagner
Intendantin und Geschäftsführerin Künstler*innenhaus Mousonturm | Frankfurt am Main
© Maximilian von LachnerAnna Wagner
Intendantin und Geschäftsführerin Künstler*innenhaus Mousonturm | Frankfurt am MainAnna Wagner ist seit September 2022 zusammen mit Marcus Droß Intendantin und Geschäftsführerin des Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt. Nach einem Studium der Theaterwissenschaft war sie als Assistentin der Tanzkuratorin am Hebbel am Ufer in Berlin tätig und leitete die Tanzsparte am Theater Freiburg, die sie von einem Ensemblebetrieb in eine Produktionsplattform für freie Choreograf*innen und Tänzer*innen verwandelte. 2014 wechselte sie als Dramaturgin an den Frankfurter Mousonturm. Dort etablierte sie kontinuierliche Arbeitsbeziehungen mit Tanz-, Theater- und Performanceschaffenden der nationalen und internationalen freien Szene wie Paula Rosolen, Eisa Jocson, Helgard Haug/ Rimini Protokoll, Jetse Batelaan und Eisa Jocson u.a.. Sie ist außerdem Mitbegründerin der Tanzplattform Rhein-Main und entwickelte zahlreiche Sonderprojekte und Festivals wie „Indonesia LAB“ (2015) „Oper Offenbach“ (2018) und „This is Not Lebanon“ (2021).
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Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner
Vorsitzender des Kuratoriums, Kulturmanager, Kurator, Autor, Musikdramaturg | Düsseldorf, Köln, Nürnberg
© Stadt Nürnberg/Christine DierenbachProf. Dr. Hans-Joachim Wagner
Vorsitzender des Kuratoriums, Kulturmanager, Kurator, Autor, Musikdramaturg | Düsseldorf, Köln, NürnbergProf. Dr. Hans-Joachim Wagner (Jahrgang 1961) ist nach einem Studium der Musikwissenschaft, Deutschen Philologie und Kunstgeschichte als Kulturmanager, Kurator, Wissenschaftler und Autor tätig. Er arbeitete zuletzt als Fachbereichsleiter für Musik und darstellende Künste bei der Kunststiftung NRW in Düsseldorf. Wagner war an den Opernhäusern in Koblenz und Köln als Produktionsdramaturg, persönlicher Referent des Intendanten und Mitarbeiter der Operndirektion tätig. Von 2002 bis 2006 arbeitete er als Musikreferent im Kulturamt der Stadt Köln und übernahm bei der Bewerbung der Stadt Köln um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2010 die Koordination des Bereichs Musik.
In Köln kuratierte er das kulturelle Rahmenprogramm zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, war künstlerischer Leiter des Festivals „Feste Musicali“ und des Kinder- und Jugendmusikfestivals „Stadt Klang Fluss“. Seit geraumer Zeit gilt sein besonderes Interesse dem zeitgenössischen Tanz und Theater, der Diversität kultureller Praxis und ihrer Sichtbarmachung.
Seit 2. Januar 2018 ist der Wissenschaftler und Kulturmanager Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner Leiter des Büros für die Bewerbung Nürnbergs um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2025.
Jury international
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Marta Keil
Kuratorin, Dramaturgin, Wissenschaftlerin | Warschau (Polen), Utrecht (Niederlande)
© Danuta KeilMarta Keil
Kuratorin, Dramaturgin, Wissenschaftlerin | Warschau (Polen), Utrecht (Niederlande)Marta Keil ist Kuratorin für darstellende Künste, Dramaturgin und Forscherin. Sie lebt derzeit in Utrecht, Niederlande. Ihre kuratorische und forschende Praxis sucht nach alternativen Prozessen der Etablierung und Neudefinition von Formen des Aufbaus transnationaler Allianzen im Bereich der darstellenden Künste. Zurzeit kuratiert sie das künstlerische Forschungsprojekt „Breaking the Spell“, das vom Residenz Schauspiel Leipzig, den Münchner Kammerspielen, dem Performing Arts Institute in Warschau und Viernulvier in Gent koproduziert wird, und arbeitet mit dem New Theatre Institute in Riga und dem Rosendal Teater in Trondheim für das Projekt „The Shakedown“ zusammen. Kürzlich kuratierte sie "Forecast. A School of Thinking-With" für das Dublin Theatre Festival (2021) und ko-kuratierte (zusammen mit Grzegorz Reske) das Programm "Politics of Listening" für das North East South West-Programm des Kunsthauses Dresden und des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau in Dresden (2022). Sie hat mehrere Bücher über kuratorische Praxis und zeitgenössische Choreografie herausgegeben und gibt regelmäßig Seminare über das Kuratieren, derzeit an der Universität Utrecht und der Jagiellonen-Universität in Krakau. Marta ist Mitglied des Kollektivs Performing Arts Institute (InSzPer) in Warschau und hat einen Doktortitel in Kulturwissenschaften.
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Melat Gebeyaw Nigussie
Leiterin der Beursschouwburg | Brüssel
© Jimmy KetsMelat Gebeyaw Nigussie
Leiterin der Beursschouwburg | BrüsselMelat Nigussie (geb. 1991) ist Leiterin der Beursschouwburg in Brüssel. Bevor sie diese Position übernahm, arbeitete sie als Koordinatorin und Kuratorin des partizipativen Projekts „Next Generation, Please!“ im Palais des Beaux-Arts Brüssel. Melat hat an den literarischen Publikationen „Afro-Europese literatuur uit de Lage Landen“ (2018) und „Being Imposed Upon“ (2020) mitgewirkt und hat Artikel in belgischen Medien wie De Standaard, Bruzz und rekto:verso veröffentlicht.
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Matthias Lilienthal
Dramaturg, Theater- und Festivalleiter | Berlin
© Judith BussMatthias Lilienthal
Dramaturg, Theater- und Festivalleiter | BerlinMatthias Lilienthal begann seine Karriere am Theater Basel als Dramaturg von Frank Castorf und Christoph Marthaler. Danach ging er an die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz als Chefdramaturg und stellvertretender Intendant und holte Christoph Schlingensief und Johann Kresnik ans Haus. Er leitete 2002 und 2014 das Festival Theater der Welt im Rheintal und in Mannheim und in den 2000er-Jahren das HAU Hebbel am Ufer in Berlin, das in dieser Zeit zweimal in der Kritiker*innenumfrage des Fachmagazins Theater heute zum „Theater des Jahres“ gewählt wurde. Von 2015 bis 2020 übernahm er die Leitung der Münchner Kammerspiele und verwandelte sie in einen Hybrid von Stadttheater und Produktionshaus. Auch dieses Haus wurde in seiner Intendanz zweimal als „Theater des Jahres“ ausgezeichnet. Seitdem arbeitet Lilienthal als Festivalmacher, unter anderem von „This Is Not Lebanon“ am Künstlerhaus Mousonturm und „Performing Exiles“ an den Berliner Festspielen sowie als Dramaturg, Dozent und Schauspieler.
Die Tabori Preisverleihung ist eine Veranstaltung des Fonds Darstellende Künste in Kooperation mit dem HAU Hebbel am Ufer. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.