Global Village Projects (2023) (Apr 2023)
Datum der Jurysitzung: 23. Mai 2023
Geförderte Vorhaben: 36
„Vom Pelzmärtel, dem Wilden Heer und der heiligen Barbara“ sind Sagen und Fabeln aus dem Schwarzwald. Das wilde Heer ist der Circus Bollini und die Antwort auf die Digitalisierung ist, Theater im Wald zu machen. Die Künstler*innen werden die Sagen und Märchen auf dem Kohlerhof, einem beliebten Ausflugsziel im Südschwarzwald, in Szene setzten. Zwei Wochen Natur und Theater sonst nichts.
Sind wir nicht alle immer ein wenig unterwegs? Auf der Straße, hier und anderswo? Auf dem Weg von etwas Altem, Vertrautem hinzu etwas Neuem, noch Fremden? Manches kann bedrohlich wirken, ängstlich oder schüchtern machen oder einfach nur zuviel sein? Und wäre es da nicht schön, wenn uns unterwegs jemand die Hand reicht? Oder einen Stuhl? Oder ein Lächeln? Was tut gut?
Clowneske Poesie trifft auf klassische Musik. Zwei Clowns präsentieren in vier Akten wortlos Szenen zum Thema menschliche Nähe und Distanz, vertont durch ein klassisches Streichquartett.
Im Mittelpunkt des partizipativen ländlichen Theaterspektakels, inspiriert von der exemplarischen Gründungsvision des Hermannshofes in Völksen und Anton Tschechows „Kirschgarten“, steht die Frage der Verantwortung für diesen konkreten Flecken Erde, für diesen Garten und alles, wofür er steht: Wer nimmt sie wahr? Mit einem Beschwerdechor der Landbevölkerung und dem Kollektiv „Die Compagnie“.
„blooming landscapes“ ist eine partizipative Tanz-Theater-Performance des Kollektivs Kulturland Ogrosen für Menschen von 4 bis 100 Jahren in der Niederlausitz.
Zwei Tänzerinnen und ein Fahrrad-Anhänger, aus dem sich Welten entfalten und Töne erklingen, in dem man verschwinden und mit dem man in der Lausitz von Dorf zu Dorf radeln kann, um mit Menschen in Kontakt und in Bewegung zu kommen.
Die szenisch-immersive Ortsbegehung „Brand“ (AT) führt das Publikum auf eine Reise in eine alternative Gegenwart, die von inszenierten Ausnahmesituationen über traumhafte Elemente bis in eine imaginierte Zukunft reicht. Dabei entsteht eine zufällige Gemeinschaft, die auf den Spuren des Feuers wandelt und dabei mindestens genauso viel über den Menschen erfährt.
Sarina Panahideh ist eine iranische Tänzerin und Regisseurin, die aufgrund politischer Verfolgung nach Berlin gezogen ist. Mit ihren Aufführungen will sie die Realität im Iran thematisieren und Einheit durch Vielfalt fördern, indem sie das Publikum einlädt, mit Darsteller*innen verschiedener Nationalitäten zu interagieren. Das Projekt soll das Bewusstsein für Menschenrechtsfragen weltweit stärken.
„Die Bildwanderin (AT)“ ist eine Figurentheaterperformance über den Maler Claude Henri Schmitt, der von 1977 bis zu seinem Tod 2021 in einem kleinen Dorf der Vogesen lebte und dort ein kraftvolles umfassendes Werk abseits aller Kunstströmungen seiner Zeit entwickelte.
„Die Linde“ ist ein partizipatives Live-Hörspielprojekt konzipiert für die Ortsrufanlage in Volkartshain. In der Mitte eines Dorfes wächst plötzlich eine Linde in Rekordgeschwindigkeit und löst Wucherungen der gesamten Flora im Dorf aus. Während die Dorfbewohner*innen und der Ortsvorsteher der Situation immer verzweifelter gegenüberstehen, erkundet eine Forscherin das Geheimnis dahinter.
Das Theater „Das Letzte Kleinod“ geht auf eine Recherchereise in ein abgelegenes Tal des Thüringer Waldes. Welche Rolle spielte die Wende in der Entwicklung der Dorfgemeinschaft? Sechs Schauspieler*innen, die alle selbst ihr Heimatland verlassen haben, nehmen die Rolle der Zurückgebliebenen ein. An dem brachliegenden Bahnhof wird eine Theatervorstellung über diesen krisengeschüttelten Ort gespielt
Wir sind die erste Generation, die den Kapitalismus nach der Wende erlernte. Die Künstler*innen blicken auf „das Land, das es nicht mehr gibt“; auf „den Osten“ ; auf Klischees und Realitäten; auf politische und gesellschaftliche Konflikte; auf Rechtsruck; Armut und Landflucht. Wie positionieren wir uns in diesem komplexen thematischen Gefüge – lustvoll und mutig? Ein Theaterabend mit Menschen, Pup
Wie spricht man ein Publikum an, das keine gemeinsame Sprache spricht? Das „Jahrmarkttheater“ macht sich auf die Suche nach dem heiligen Gral des Theaters, nach der Universalsprache, für die keine Vorerfahrung nötig ist. In „Es war einmal/Одного разу“ – ein Theaterstück speziell für ukrainische und deutsche Familien – werden Antworten auf diese Frage in Mythen, Märchen und Popkultur gesucht.
Die Zirkusperformance „Fenster“ verhandelt die Geschichte eines Hauses in Zeitz. Indem die Künstler*innen das Schicksal seiner Bewohner*innen nacherleben, wollen sie verstehen, was die Stadt erlebt hat. Und wie sie selbst – junge Menschen aus Russland – zu Bewohner*innen dieses Hauses wurden. Das Stück wird in den Fenstern des Hauses aufgeführt.
Künstlerhaus Thüringen / Konsortium Luft und Tiefe
Frauen, die auf Felsen singen
Theater unter freiem Himmel über die merkwürdigen Ängste des Odysseus
Wie kommt man heil an männermordenden aber eben leider unwiderstehlichen Sirenen vorbei?
Sich an den Mast fesseln lassen oder Wachs in die Ohren! Na ja...
Das Konsortium lädt zu einer lustvollen Neudeutung dieser uralten Geschichte ein.
„Performing Garden“ entwicklen ein Physical Theatre für ein Publikum von 10 – 100 Jahren, das mit Schauspiel, Artistik, Clownerie und Live-Musik humorvoll die großen archaischen Themen auf wenigen Quadratmetern beackert. Die Premiere und eine weitere Vorstellung finden im September 2023 zusammen mit dem Buchenbacher Blasorchester im Rahmen des Höfe-Festivals in der Rainhof Scheune in Buch
Lohnt es noch, für die Menschheit zu kämpfen? Mit „Hase Hase“ bringt die Freie Bühne Wendland auf einem zur mobilen Bühne umgerüsteten Traktoranhänger ätzende Satire zu den Krisen unserer Zeit in die Dörfer des Wendlands. Familie Hase kämpft mit prekären Lebensverhältnissen und gerät mit dem autoritären Staat in Konflikt. Zudem lebt unerkannt ein Außerirdischer in ihrer Mitte. Kann er sie retten?
„ImmerWeiter - Wohin!“ ist ein Recherche-/und Performanceprojekt in Strausberg und den umgebenen Dörfern und fokussiert das Thema Klimawandel im Spannungsfeld der Lebensrealitäten der Menschen im ländlichen Raum und ist eine Weiterentwicklung bisheriger Recherchen.
Diese Performance ist eine Hommage an die dörfliche Zusammenkunft des nachmittäglichen Tanzkaffees, an den sozialen, verbindenden Begegnungsraum „Kaffee & Kuchen“, an das „Auffordern zum Tanz“ und mit dem Gegenüber auf Augenhöhe sein. Mit wandelnden Zeiten und kulturellen Hintergründen muss sich auch der Character des Tanzkaffees verändern, um nicht als eingestaubte Tradition zu veralten.
Mit Bewohner*innen des Landkreises Dahme-Spreewald zum Thema des Rechtspopulismus in einen Austausch zu treten und die dabei entstehenden Texte künstlerisch darzustellen – das ist das Vorhaben von „Keine halben Sachen“. Aus dem gewonnenen Textmaterial erarbeiten „Tausend Haktar Kunst“ eine Bühnenfassung und bringen diese zurück in die Region.
„Landpartie 2023: Kranich-Landung“ lädt am 23.9. zu einer Inszenierung mit Live-Akustik und -Video nach Bröllin. Grotest Maru hat das Thema Heimat und Migration in Interviews erforscht und in eine performative und immersive Wanderung eingebettet, die Geflüchtete und Menschen der Region sowie das Publikum integriert. In der Landpartie findet die künstlerische Begegnung einen festlichen Abschluss.
Im Januar 2023 hat in Brunsbüttel die Hoegh Gannet, das schwimmende LNG-Terminal, wenige Kilometer vom stillgelegten AKW festgemacht. Nach Fukushima ist es die zweite Zeitenwende, die die Menschen in Brunsbüttel direkt beeinflusst. In einem dokumentarischen Prozess werden Erfahrungen mit der Energiewende in einer interaktiven Performance sichtbar gemacht – dort, wo sie konkrete Auswirkungen hat.
„Margaretes Schneiderei“ holt die Produktion zurück ins Dorf und rettet Kleidungsstücke. Das Publikum leert Schränke, wird Teil der Produktion und nimmt vor Ort produzierte Stücke wieder mit. Die skurrilen Charaktere Kasimir und Margarete nehmen die lokale Bevölkerung mit auf eine ergebnisoffene textile Entdeckungsreise.
TANZ! DORF! …meet me no W/H ere: ist ein innovatives, künstlerisches und anti-rassistisches Tanz-Modellprojekt zur Förderung der kulturellen und politischen Bildung in Rheinland-Pfalz. Das Projekt wird in der ehemaligen Synagoge in Wawern (RLP) umgesetzt. 9 (migrantisierte) Künstler*innen kommen in Wawern vor Ort und digital zusammen, um eine Brücke von internationaler Arbeit ins Dorf zu bauen.
Das Theaterkollektiv „gruppe tag“ möchtet mit einem interaktiven Theaterformat innovative Projekte, die in der Stadt Wurzen durch die Initiative lokaler Akteur*innen entwickelt werden, verstärken, sichtbar machen und zum Mittelpunkt der öffentlichen Debatte bringen. Das Format ist ein Messenger Walk, der erst durch Publikumsinteraktion entstehen und sich weiterentwickeln kann.
„not dying“ ist eine Kopfhörerlesung zu dem „Todesarten-Projekt“ von Ingeborg Bachmann. Anlässlich des 50. Todestages der Autorin beschäftigen sich Autorinnen, Performerinnen und die Lesebürger*innen mit den Textfragmenten und erarbeiten gemeinsam eine partizipative Texterfahrung. Unterstützt von musikalischen Elementen entsteht ein Live-Hörspiel, das die Beteiligten füreinander.
Kriegstraumata werden vererbt. Unsere Familien auf dem Dorf geben sie wie stille Post weiter. In unseren Kriegerdenkmälern wurden sie eingefangen und einzementiert, wie die bösen Geister in einem Schloss. Diese Geister will das Duo in einem Theaterstück binden und neu erzählen. Der Spielort ist ein Zelt, dessen zarte Hülle, wie bei einem Trauma, die Außen- und die Innenwelt nur schwach trennt.
Wo ist „Myke“? Pilze – besser gesagt deren Myzele – sind Experten der Vernetzung. In Zeiten der Klimakatastrophe fragen die Künstler*innen, wie ein spekulatives Kommunikationsmodell beschaffen sein muss, das widerstreitende Positionen rund um Themen wie Energiekrise und Strukturwandel im ländlichen Raum moderieren und konkrete, nachhaltige Netzwerke schaffen kann.
Zu Lebzeiten ließ sich der Gouverneur von Niederländisch-Brasilien und Klever Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen in bezahlten Biografien als „humaner Prinz“ darstellen. Dabei bereicherte er sich ausgiebig am Sklavenhandel. Das „Theater Mini-art“ beleuchtet in einer multimedialen Performance die Kolonialzeit und deren Nachwirkungen in Deutschland anhand dieser Figur.
In Reaktion auf den anhaltenden russischen Angriffskrieg und die für Juni geplante historisch größte NATO-Luftwaffen-Übung über weiten Teilen Ostdeutschlands zeigt „Speedtest 676“ auf der Vorpommerschen Burg Klempenow eine dreitägige repetitive Performance von Bellini’s Antikriegs-Arie „Casta Diva“ – inszeniert in einem Nachbau eines Kampfjets des 2015 verstorbenen Bühnenbildners Bert Neumann.
Das Projekt untersucht die Transformation von Roßlau im Zeitraum eines Menschenlebens. Mit Methoden der Oral History werden Geschichten und Geschichte gesammelt. Im künstlerischen Prozess entsteht daraus eine neue Erzählung, die Potentiale und Visionen für die Zukunft der Kleinstadt aufzeigt. Sie wird Ende August im Rahmen des BURGTHEATERSOMMER ROSSLAU präsentiert.
In dem Projekt „Supersociety“ kreieren Malte Gerhard und Stefan Bauer eine 30- bis 40-minütige zeitgenössische Zirkusshow. Die Show handelt von den Themen Klimawandel sowie Generationengerechtigkeit und stellt sich die Fragen, wer sich das Überleben leisten kann, beziehungsweise wie eine neue Balance in unserer Gesellschaft aussieht.
„UnStumm – Virtual Village | Augmented Biotope“ entwickelt eine Reihe von Augmented Reality Performance im und über den ländlichen Raum, sowie die Interrelationen von Augmented Reality und Biotopen. Es realisiert vier Augmented Reality Performances mit 7 menschlichen Künstler*innen aus Deutschland, Japan, Italien und Mexiko, sowie 3 AI Künstler*innen und Field Recordings.
Ziel ist es, dass sich interdisziplinäre Künstler*innen bei der Schaffung eines gemeinsamen Werks mit dem Thema lokaler Klimalandschaften auseinandersetzen. Es gilt dabei, im Dialog mit der Wissenschaft lokale klimarelevante Bezüge und geologische Gegebenheiten ins künstlerische Ergebnis zu integrieren und direkt im ländlichen Raum zu präsentieren.
Es ist, als glaubten wir, dass wir Dinge haben müssen, und nicht, dass wir sie ohnehin verlieren. In diesem Projekt gehen die Künstler*innen zurück, anhand der Dinge, die Menschen fallen lassen oder verlieren, die wir nicht auf Dauer haben. Gemeinsam mit 15 Dorfbewohnern im Alter von 9-94 werden persönliche Choreografien am Tisch entworfen, über Verlorengegangenes und das Verlieren.
Die Seele Demmins besteht aus Wasser. Diese Installation und Performance für die Hansestadt verbindet das Element Wasser mit den geschichtlichen Ereignissen des Jahres 1945, als aus Angst vor der Roten Armee circa 1.000 Menschen ihr Leben beendet haben. In Erinnerung und Mahnung an nachfolgende Generationen.
Wie schaffen wir es, als Menschheit den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu begegnen? Das Kollektiv KÜN5TLER1SCHE 1NTELL1GENZ wird am Konzerthaus Wernigerode künstlerisch an utopischen Stoffen und aktuell notwendigen Gesellschaftsutopien forschen. Dabei wird am Ende des Prozesses die eigene Adaption von Lems SOLARIS als Multimedia-Event mit Videoinstallation entstehen.