Initialförderung (Nov 2018)

Datum der Jurysitzung: 05. Dezember 2018

Geförderte Vorhaben: 7

TBN wollen Eine digitale Bühne entwickeln, die es ermöglicht, Kunst – unabhängig von geographischen Grenzen oder körperlichen Behinderungen – digital erfahrbar zu machen. Basierend auf dieser Recherche wollen sie die Frage beantworten, welche existierenden Technologien wie Chat, Stream, interaktives Webdesign, soziale Medien oder Virtual Reality am besten geeignet sind, um Dramaturgien zu bauen und Charaktere dreidimensional darzustellen. In welcher Kombination können sie genutzt werden können, um einen volle Narration zu bilden?

Inspiriert vom Sonic De-linking, das Prinzip der Dekolonisierung des Denkens, das beschreibt, wie in der  elektronischen Musik mittels Effektgeräten naturalistische Sounds dekonstruiert werden, wird im Fokus von houaïdas Recherchevorhaben die Frage stehen, ob es Mittel gibt, dieses Prinzip auf den semantisch dominierten Theaterraum auszuweiten. Kann ein radikal über die Sinne erlebbarer Performance- und Klangraum (hybridsonicspace) zu einem "Umfühlen" motivieren, so dass das "Umdenken“ als intuitive Konsequenz daraus folgt? Kann das Mittel, um diesen Raum herzustellen, radicalsensuality – eine radikale Versinnlichung von Allem – sein? Ein Prinzip, das auch als Lebensmodell dabei helfen könnte, Zugänge zu schaffen.

Mit MEASURING THE PULSE begeben sich Crossover Art Concepts und der Geophysiker und Künstler Michael Lazar auf eine performative Recherche, um die Verbindung von Geophysik und Performance als neuen Zugang zur Bearbeitung des öffentlichen Raums weiterzuentwickeln. Mit Messinstrumenten zeichnen sie Vibrationen des urbanen Raumes auf und überführen diese in Soundscapes, die als Basis für die choreografisch-performative Umsetzung dienen. Mittels Interventionen wird diese Bearbeitung dann wieder in den öffentlichen Raum zurückgeführt. Ziel dieses Vorhabens ist es, die massive Veränderung des urbanen Raumes durch künstlerische Zugänge zu thematisieren.

Der Körper ist das zentrale Medium der Darstellenden Kunst. Mit Personen in Halle 14: Bitte meldet euch! erforschen Donald Becker und Gudrun Herrbold diesen Körper im Bereich der industriellen Arbeit, da dort das Verschwinden/Transformieren der Körper längst Praxis ist. Aus den großen Kollektiven der Werktätigen werden kleine Teams, aus den kolossalen Körpern der Maschinen werden winzige Chips und die Entwicklung von analog zu digital ist nur ein Teilstück des Weges ins Immaterielle. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der körperlichen Dimension der Arbeit und der Erfahrung der eigenen Identität? Gibt es eine soziale Aufgehobenheit jenseits des Kollektivs? Und welche Bedeutung hat diese Entwicklung für die Körper und das Kollektiv in der Darstellenden Kunst? 

Overhead Project interessiert bei ihrer Recherche #Körper #Gewalt #Architektur die architektonische "Klassenzimmer"-Anordnung, wie sie in Parlamentsgrundrissen -  vorranging von autoritär regierten Ländern - sowie in Theatern, Gerichten und tatsächlich in Klassenzimmern selbstverständlich ist. Sie wird der Ausgangspunkt für die Befragung von #Körper und #Gewalt. Leitfragen sind dabei: Wie konzipiert man eine künstlerische Position zum Thema #Gewalt zeitgemäß? Und wie lässt sich diese Frage mit theaterhistorischen Aspekten und der spezifischen räumlichen Frontalanordnung verknüpfen?

Das wirtschaftlich wachsende Deutschland des Jahres 1964 vereinbarte mit der Türkei ein Abkommen, woraufhin zahlreiche Gastarbeiter nach Deutschland kamen und nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch verschiedene Formen von Kunst und Kultur mit nach Deutschland brachten, aus der sich eine hybride Kulturform entwickelte. 2015 begann eine weitere Einwanderungswelle, diesmal waren es Migranten, die auf der Suche nach Asyl und politischem Schutz waren. Candas Bas untersucht mit The Turkish Immigration Waves and Their Relation to Art and Culture anhand dieser beiden Zuwanderungswellen sozio-politische und kulturelle Effekte der Migration.

Das künstlerische Recherche-Projekt Von Schädeln, Tieren und Fetischen - die Wiederbelebung der Dinge von Crossings e.V. möchte die Spuren der während der deutschen Kolonialzeit geraubten 'Dinge' nachzeichnen. Themen der Recherche sind: Aneignung, Ermächtigung, Kontrolle, sowie Rahmungen wie Bildung, Forschung und Wissenschaft, die die Verwendung, Deutungshoheit und den Raub erst legitimierten. Die performativen Eigenschaften der Artefakte und deren agency (Handlungsmächte) werden über vielfältige Interventionen mit Menschen damals und heute erforscht und tragen dazu bei, dass diese wieder in den Fluss künstlerischen, politischen und spirituellen Schaffens gelangen.