Initialförderung (Nov 2019)

Datum der Jurysitzung: 04. Dezember 2019

Geförderte Vorhaben: 9

Das Projekt untersucht theoretisch und praktisch die Beziehungen zwischen Angstgefühlen, Ökologie, Körper und Tanz in urbanen Kontexten. Können wir durch die Aktivierung des Körpers diese Ängste bekämpfen, um sie in generative Affekte und Ressourcen für die Erprobung alternativer Formen des Teilens von Leben und unserem Planeten zu verwandeln? Kann Tanz als Körperpraxis über unser bisheriges Wissen hinausgehen und so zum Diskurs der Sorgearbeit beitragen – insbesondere der „self-care“, also dem individuellen Kümmern um sich selbst?

Die Debatte um die Doppelmoral im deutschen Automobilismus hat durch Fragen des Klimaschutzes besondere Brisanz bekommen. Dass die Widersprüchlichkeit erst spät aufscheint, ist auch Folge einer faschistischen Rundfunkpropaganda zur Autobahn. In Interviews mit Autbahnexpert*innen und Feldaufnahmen werden neue Stimmungen zur Autobahn generiert. Warum macht das Fahren auf der Autobahn auch dann noch Spaß, wenn rationale Argumente dagegensprechen? Kann man diesen Widerspruch hörbar machen?

Gegenstand der Recherche ist der inter- und intradisziplinäre Austausch zwischen Tanz und Fotografie. Das Wesen der Fotografien ist statisch, während die Essenz des Tanzes dynamisch und vergänglich ist. Performances verbinden beide Motive als eine Abfolge von flüchtigen Momenten, die im Kopf der Betrachter*innen weiterleben, der individuelle Moment bleibt nicht aufgezeichnet. Kann mit photographischen Ansätzen eine eigene, tänzerische Sprache gefunden werden?

Dieses Rechercheprojekt setzt sich mit dem Paradox auseinander, wie Handlungsansätze in Situationen der Ohnmacht an Theatern aussehen könnten. Über individuelle Zugänge soll erarbeitet werden, mit welchen Mitteln Sprechfähigkeit hergestellt werden kann. Inwiefern ist es möglich, sich als lernende Person zu verstehen und die eigene rassistische und sexistische Sozialisation zu reflektieren und zu verlernen? Wie kann in einem von Konkurrenz geprägten Umfeld solidarisch gehandelt werden?

Gegenstand der Recherche ist die performative (Selbst)inszenierung weiblicher Charaktere auf der Bühne und im Video. In vier praktischen Laboren in Hamburg und in einer Online-Einladung werden Künstlerinnen darstellender Berufe eingeladen, ein performatives Solo zu kreieren. Angeschlossen ist ein inhaltlicher und biographischer Austausch über das Verhältnis zum eigenen Körper. Erforscht wird, wie und ob in den unterschiedlichen Settings Gemeinschaft und Verbindung entsteht und wie diese sich zeigt.

Die Elbphilharmonie steht für ein umstrittenes Großbauprojekt, ein Haus der Musik und eine internationale touristische Marke. Diesem Ort nähern sich Alice Escher und Rosanna Lovell mittels künstlerischer Forschung. Im Fokus der Recherche wird die An- und Abwesenheit von Klang stehen. Welchen Schall produziert das Gebäude selbst? Welche Stimmen erklingen auf der Bühne? Welche fehlen, und welche politische Dimension hat z. B. das Kuratieren des Konzert-Programms?

In den letzten Jahren haben sich künstlerische und wissenschaftliche Projekte zur Anwendung bildbasierter Technologien in den Bereichen Tanz und Choreographie entwickelt. Dieses Projekt ist ein entscheidender Moment, um unsere Sinne zu rekalibrieren und zu fragen: Wie würde eine Radiochoreographie aussehen? Mit diesem Vorhaben werden die Zusammenhänge zwischen den Bereichen der Expanded Choreography und des experimentellen Radios untersucht, um eine neue künstlerische Methodik zu entwickeln.

Wie macht man Theater in Zeiten populistischer Parolen und unverschämter Emotionsbekundung? Wir begeben uns auf die Suche nach einem inklusiven Musiktheater, das die Kraft der Provokation mit der Forderung nach Utopie verbindet. Ziel ist es, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen und Raum zu schaffen für eine Neubesetzung des Genres Oper. Wie können Konventionsgrenzen überschritten und Zuschreibungen abgelegt werden? Wagners Parsifal bildet die Arbeitsgrundlage: Wer ist heute ein reiner Tor?

Der Moment, in dem wir jemanden zum ersten Mal auf der Bühne sehen, ist aufregend. Wir wissen nicht, wer die Personen sind, wen oder was sie repräsentieren oder ob sie überhaupt jemanden oder etwas darstellen. Die Recherche untersucht die Form einer durch automatisierte Technik ausgelösten spontanen Performance für drei völlig unerprobte Personen auf einer Bühne: zwei Erwachsene und ein Kind.