Produktionsförderung (Mai 2024)

Datum der Jurysitzung: 02. Juli 2024

Geförderte Vorhaben: 38

„After Hope" ist inspiriert von der einst größten Werft der Sowjetunion. Im Jahr 1973 baute die Werft das Frachtschiff Universal Hope. Einundfünfzig Jahre später hat die Universal Hope den Status "stillgelegt oder verloren". Durch Performance und Musik erinnert After Hope spielerisch an die vom Krieg zerrüttete ukrainische Hafenstadt Cherson und erkundet Möglichkeiten, sich die Welt nach der Hoffnung als eine Welt nach dem Krieg neu vorzustellen.

Adam Linders „Animal / Machine / Barely Human" ist eine Performance-Installation für die Tänzer Juan Pablo Cámara und Brooke Stamp, die im Dezember 2024 im HAU2 präsentiert wird. In einer hyperrealen Umgebung verdeutlichen die eigenwilligen und technischen Verkörperungen zweier hybrider Figuren – eine Mensch-Maschine, die andere Tier-Maschine –, dass unser heutiges Menschsein mehr ist als das, was wir als solches akzeptieren.

Die Domestikation von Pferden ist ein Schlüsselereignis der Menschheitsgeschichte. Mensch-Pferd-Beziehungen werden in der Performance „AUF PFERDEN“ hinterfragt und transmedial neu arrangiert zu einer Erzählung über Dominanz, wechselseitige Beeinflussung und Sehnsucht nach artübergreifender Harmonie. In das ästhetische Konzept integriert ist eine künstlerische Form von Audiodeskription.

„Backlash“ (AT) Ein Projekt zum Thema Anti-Feminismus, Anti-Gender Bewegung und Rechtsextremismus: Angesichts der Bedrohung der Demokratie durch rechte Strömungen, soll im Jahr der Bundestagswahlen 2025, basierend auf einem Text von Juliane Hendes, ausgehend von Umberto Ecos „Der ewige Faschismus“ mit einem Chor der Vielen ein Verteidigungsplädoyer humanistischer, demokratischer Werte entstehen.

„Carbon Negative“ verstrickt sich im globalen Netz des CO2-Zertifikate-Handels. In einem Treibhaus-Labor-Setting kalkuliert Flinn Works den ökologischen Fußabdruck der Performance, um eine CO2-negative Bilanz zu erreichen. Das scheint nur mit Investitionen in Klimaschutzprojeke möglich. Eine Reise durch Halbwissen, beste Absichten und Skandale, mit elektronischen Klängen von Atem und Pflanzen.

Zwei Schauspielerinnen und eine künstliche Intelligenz stellen sich der Herausforderung, eine Königin als Identifikationsfigur für Frauen* in postkolonialen Realitäten zu erschaffen. Das Besondere ist: Eine der beiden Schauspielerinnen ist mit den Geschichten über starke afrikanische Matriarchinnen aufgewachsen, die andere mit bruchstückhaftem Wissen über zentraleuropäische adlige Vorreiterinnen.

„Der Fall Frankie“ (AT) ist ein Tanzstück für Kinder und Jugendliche von 8-13 Jahren. Hier gelten keine Gesetze der Schwerkraft. Die jungen Zuschauer*innen können aktiv erleben, was Gewicht und Schwerelosigkeit bedeuten und auf diese Weise der Komplexität des Erwachsenwerdens mit einem Sinn für Wunder und Möglichkeiten begegnen.

„Die 48 Stunden von Augsburg: Ein Tanzmarathon" ist eine Durational Performance mit Augsburger Communities. Um zu gewinnen, muss man sich 48 Stunden lang durch die Stadtgesellschaft tanzen: von dem assyrischen „Hurse“ über den jugoslawischen „Kolo“ bis zur Rollerdisco. Die Vielfalt der Stadt wird zur spektakulären Challenge, bei der manche zu Stars werden und andere vor Erschöpfung aufgeben.

Zum 300-jährigen Bestehen der „Vier Jahreszeiten" verknüpft Novoflot dieses Jubiläum mit den Realitäten des Klimawandels und überschreibt das Werk mit einem aktualisierten Programm. Wir widmen uns in verschiedenen Besetzungen einer Jahreszeit und entwickeln gemeinsam mit unseren Ensembles und Performer*innen im work in progress eine Neubewertung des legendären Werkes.

Unter dem Titel „Garten des Widerstands“ und inspiriert von den Gedanken des Landschaftsarchitekten und Philosophen Gilles Clément lädt das fringe ensemble in das Kunstmuseum Bonn zu einer installativen, ständig wachsenden Performance-Reihe ein. Zusammen mit Künstler*innen unterschiedlicher Genres entsteht ein experimentelles Biotop zu Themen wie Entschleunigung, Entgrenzung und Austausch.

„Glitz“ ist eine groß besetzte Tanzperformance über die Power des Pop. Die Sebastian Weber Dance Company klaut Grooves, Riffs und Dance Moves der Popmusik genauso wie Klischees, Stories und performative Praktiken und setzt sie neu zusammen zu einer Hommage an die transformative Kraft des Dancefloor.

„Hinterlassenschaft: A house full of stuff“ wird sich mit den verschiedenen Konzepten des Erbes in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Ein Performance über Erinnerungen an die Vergangenheit und Erwartungen an die Zukunft, in dem sich das Persönliche und das Politische in einem flüchtigen, performativen Testament treffen.

Mit der tänzerisch-performativen T(r)anzformance „HOST CLUB“ geht bodytalk unter aktiver Mitwirkung des Publikums, in einer transkulturellen Perspektive auf die Gesellschaften in Japan und Deutschland, kulturellen und genderpolitischen Themen wie der Suche nach neuen Männlichkeiten (und ihren Abgründen) nach – im Spannungsfeld von Liebe, Kunst und Unterhaltung.

Die „Voyager Golden Record” der Voyager 1 und die Plaketten der Pioneer 10 und 11, hatten zum Ziel, die schönsten Seiten der Welt ins Unbekannte zu kommunizieren. In HELLA LUX’ galaktischer Performance „Immer wieder Wir“ (AT) wird eine aktualisierte, interstellare Botschaft verfasst, die von fachübergreifenden Expert*innen performativ ausgestattet wird und ein ehrlicheres Bild unserer Erde aufzeigt.

„IN MY FEELINGS" erschafft über Tanzimprovisation, Live-Musik und weitere sinnesbezogene Mittel eine erzählende Gefühlswelt, die von blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen ohne Audiodeskription erlebt und bezeugt werden kann. Durch neue Erfahrungsräume soll der Fokus auf eine holistische Sinnesnutzung gerichtet werden, die oftmals durch die Priorisierung des Sehsinns vernachlässigt wird.

„Instruments of broken dreams“ setzt sich unter der künstlerischen Leitung von Yoav Schutzer und anhand seiner Familiengeschichte kritisch mit deutscher und israelischer Erinnerungskultur auseinander. In einer musikalischen Performance wird die Jazzformation seiner jüdischen Vorfahren neu imaginiert und schafft ein temporärer Monument der Vergessenen.

Wie kann man eine vermeintliche Verlust-Erfahrung durch Methoden der Mimikry, Travestie und der Imitation in etwas anderes verwandeln? Wie kann man etwas, was fehlt, was bewusst weggelassen und ersetzt wurde, trotzdem feiern? „Is it Meat” ist Ersatzprodukten gewidmet als Zutaten für eine Theater-Performance, die sich irgendwo zwischen Kochshow und interaktivem Manifest bewegt.

Queeres Leben in Deutschland und der Türkei hat viele Facetten, doch was davon ist überhaupt bekannt? In „İtirazım var | Ich widerspreche“ erlebt das Publikum einen dokumentarischen Liederabend mit Songs von Zeki Müren, Bülent Ersoy, Rex Gildo und Kim Petras, der von persönlichen Geschichten handelt und berührende Einblicke in queere Biografien, Kämpfe und verschiedene Kulturen eröffnet.

In „Künstliche gegen künstlerische Intelligenz: Eine kritische Spielshow”(AT) tritt Judith Altmeyer gegen KI an. Die Spiele in der Show werden im Rahmen eines Vermittlungsprogramms entwickelt. In diesem Duell werden spielerisch die ethischen Implikationen von Technologie verhandelt: Wie wollen wir uns in einer Welt, in der Mensch und Maschine immer enger miteinander verflochten sind, positionieren?

Wer bin ich dort und hier? Wer kann ich sein? Was prägt mich? Fluchterfahrung als Identitätskrise. Hier beginnt der „MIGRANTENEXPRESS“: Ausgehend von einem unbedingten Drang verstehen zu wollen, was Flucht für einen selbst und die anderen bedeutet, setzt sich das Stück in Liedern, Tanz und gesprochenem Text mit dem Leben vor der Flucht, dem Weg und dem Ankommen in Deutschland auseinander.

„Mond.Masse.Mensch“ zeigt die Auswirkungen von Masse auf den Menschen basierend auf Erkenntnissen der Astrophysik. Jedes Individuum ist Teil eines ständig in Bewegung bleibenden Systems der Masse mit permanent wirkenden Kräften, welche – kaum oder nicht wahrnehmbar – gewaltige Auswirkungen haben können. Das Projekt sucht nach einem Zusammenhang zwischen Humangravitaion und Massenphänomenen?

„MOTHER’S SHIP“ ist eine Zusammenführung von drei Recherchen, die sich mit der Thematik des Mutter-Seins beschäftigen. Jede Recherche ist ein Projekt, denn jede Recherche hat ihre eigene Frage. Jede Recherche hat ihre eigene Stadt. Jede Recherche ist eine Einladung an alle, sich – losgelöst von tradierten Geschlechterperspektiven – mit unterschiedlichen Aspekten des Mutter-Seins zu beschäftigen.

„Neophilia“ ist ein Musiktheater gegen Misogynie und Xenophobie, basierend auf der Geschichte von Fatma, einer türkischen Mätresse von August dem Starken. Das Stück führt durch die kunstvollen Räume der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und verschmilzt Musik, Performance und Geschichte zu einem Plädoyer für Toleranz und Respekt.

Die Grenze. Ein marginalisierter Ort der Abgrenzung, der Sehnsucht, des Aufeinandertreffens von Perspektiven. Die multimediale VR-Performance „Step accros the Border“ (AT) nimmt die im April diesen Jahres beschlossenen Verschärfungen des europäischen Asylrechts zum Anlass, um von Menschen zu erzählen, die die Grenzen legal oder illegal überwunden haben und von jenen, die diese schützen sollen.

Das Konzertkabarett „RADIO DAYS" untersucht beispielhaft die Dynamik eines technologischen Paradigmenwechsels – die Erfindung und Verbreitung des Radios in den 1920er Jahren, auf der Suche nach einem tieferen Verständnis für unsere Gegenwart und die Veränderungen, die durch den aktuellen Technologiewandel, getrieben von sozialen Medien und KI, entstehen.

Das Tanzsemble Of Curious Nature beantragt eine Produktion mit den Choreograf*innen Hannah Ma (Deutschland) und Oulouy (Spanien/Elfenbeinküste), die sich im Feld der Dekolonialisierung des Tanzes einsetzen. Für „Resisting Bodies“ geht es um die globalen Herausforderungen einer Generation, deren sozialer Alltag durch digitale Medien bestimmt wird und deren Ringen um Empathie und Resilienz.

„Rhythm and Jews" versucht, durch Synchronisation Zugang zum Wissen der Vorfahren zu finden. Ausgehend von Archivrecherchen über verschiedene Formen jüdischer Rhythmen versuche ich, mich mit meinen Vorfahren zu synchronisieren, indem ich Stepptanz und Stimme verwende. Kann die Synchronisation mit jüdischem Rhythmus ein Portal zum Wissen der Vorfahren sein? Und wenn ja, was sind die Konsequenzen?

„Schiss“ (AT) ist ein künstlerisch-systemisches und partizipatives Theater-Format für alle ab 9 Jahren, in dem wir das Publikum einladen und ermutigen, sich selbst spielerisch und vor allem konstruktivistisch-verfremdend mit Ängsten und Angstbildern auseinanderzusetzen. „Schiss" bewegt sich im Grenzbereich zwischen Darstellender Kunst, Coaching und gesundheitsfördernder Begleitung.

„Schläfst du?“ – eine Performance für Kinder ab 3, die die besondere Zeit vor dem Schlaf lebendig werden lässt. In diesem Raum zwischen Wachheit und Schlaf scheint es eine Welt der Möglichkeiten zu geben - Geschichten können entstehen, Träume werden erzählt, der Tag liegt zurück und der nächste wartet schon. Mit zwei Performer*innen und einer Gruppe von Stofftieren wird dieser Zustand gefeiert.

Die feministische Performancegruppe SLIDERS wird mit der Jugendgruppe ROMPLAY in Hamburg das Projekt „Schleifen Knoten Zöpfe“ entwickeln und sich mit den persönlichen Geschichten der Romnja wortwörtlich verbinden. Inspiriert von der Netzwerk-Theorie der feministischen Naturwissenschaftlerin Donna Haraway und eingebettet in Seile, Stricke und Gaffer Tapes der bildenden Künstlerin Monika Grzymala.

Der Schauspieler und Autor Klaus Pohl erzählt poetisch, melancholisch und humorvoll von Peter Zadeks„Hamlet“-Proben mit den besten Theaterspieler*innen jener Zeit. Eine wilde Abenteuerreise mit Geschichten von zarter Liebe und Hass, großen Selbstzweifeln, Pedanterie, Schreierei und Machtmissbrauch. Das Stück ist eine Liebeserklärung an das Theaterspielen.

Was heißt Commitment heute? Was gibt es zwischen ‚bis dass der Tod euch scheidet‘ und ‚me, myself and I‘? Um das zu erkunden, ist das Publikum in eine andere Welt eingeladen, in der alternative Hochzeiten per Los arrangiert werden. Einander zufällig versprochen werden die Besucher*innen vom diversen Team unterstützt und die Hochzeitsfeier nimmt ihren Lauf: Reden, Torten, Dramen. Ein Sommernachtstraum.

„SONGS OF (IN)SECURITY“ ist eine performative Auseinandersetzung von Tanja Krone mit dem Thema Sicherheit in Chemnitz, der Kulturhauptstadt 2025. Hier streift Krone durch die 30.000 DDR-Garagen, die einst in Eigenleistung gemeinschaftlich erbaut wurden. Sie sammelt Geschichten über Sicherheit von Alteingesessenen und Neuankömmlingen und findet heraus, was in Chemnitz sicher verwahrt wird. Und warum.

Mit „Wagner Weltweit” erschaffen Sounding Situations eine multiperspektivische Musiktheaterproduktion über die Aktivitäten der Gruppe Wagner in musikalischem Cinemascope. Zusammen mit den Instrumentalist*innen und den beiden Performer*innen entsteht eine vielschichtige und heterogene Live-Komposition. Sensibel, zeitgenössisch, dionysisch und minimal – ein Echtzeit-Wagner im Nachrichtenstudio.

„Wilde Ökologie“ ist eine performative Live-Hörspiel-Adaption eines Comics für ein Publikum mit unterschiedlichen Wahrnehmungserfahrungen im Bereich Hören und Sehen. Radikalisierte Meisen leiten uns durch die post-klimakatastrophische Zukunft und befragen den gesellschaftlichen Umgang mit den Krisen der Gegenwart. Ein multisensorisches Erlebnis mit Geräuschen aus Schrott unserer Gesellschaft.

Die Performance „Wilding“ geht der Frage nach: „Wer ist das Volk?". Sie fokussiert sich auf den deutschen Kolonialismus, die Kolonialität und Multikulturalität, Aspekte, die häufig unterbewertet, übersehen oder ausgeblendet werden. Wilding setzt die Erforschung und Neuinterpretation der deutschen Volkstanztraditionen, und Handwerkskunst fort, die 2021 mit dem Projekt „Geneigter“ begonnen wurde.

35 Jahre nach der Wende sind Fremdenhass und Rechtspopulismus im Osten Deutschlands populär wie nie zuvor. Warum? „WINTERKIND“ geht auf Spurensuche. Historische und zeitgenössische Quellen verweben sich mit der ungewöhnlichen DDR-Biografie der Theatermacherin Lykke Langer zu einer dichten Collage. Audio- und Videokunst begegnen Performance, alles ist durchzogen mit einem vehementen Hauch von Punk.

„YUdéjà-Vu" ist eine multimediale Reise durch die jugoslawische Popkultur von 1950 bis heute. Persönliche Erfahrungen im Damals und Heute, in der ehemaligen und neuen Heimat werden künstlerisch evoziert und erlebbar. Verbunden mit der Frage, wie eine avantgardistische Gesellschaft im Krieg, ein Staat im Zerfall enden konnte — eine musikalisch-theatrale Warnung aus der Vergangenheit.