Produktionsförderung (Sep 2024)
Datum der Jurysitzung: 30. Oktober 2024
Geförderte Vorhaben: 34
Das Projekt „(k) EINE AUFGABE (k) EINE ÜBERNAHME" ist ein performativ installatives Netzwerk-Format im Mehrspartenkiosk „Das Schaubüdchen" in Bochumer Viktoriaquartier. In der Formatreihe geht es um die Überführung der positiven Eigenschaften der für das Ruhrgebiet so typischen und identitätsstiftenden Trinkhallenkultur in die Kunst.
Was ist Wahrheit und wo beginnt Manipulation? Fragen, die in Zeiten von Fake News, zunehmender Nutzung von KI-Systemen, Verschwörungstheorien und der Diskussion um Whistleblowing unseren Alltag durchziehen. Mit „99Cent EXTRAVAGANZA" schafft das Korso-op.Kollektiv eine performative Erlebniswelt, in der das Publikum die Krümmung der eigenen Wahrnehmung erfährt.
„Alles Mögliche" erkundet Gesetze, Grenzen und Möglichkeiten, die in einem öffentlichen Raum, in dem wir uns versammeln, bestehen oder bestehen könnten. Wir planen eine improvisationsbasierte Performance für unterschiedlich große Bühnen und Mitwirkung lokaler Gäste. Sie beginnt als Zeremonie, verwandelt sich allmählich in eine Show und andere unvorhersehbare Formate.
Die Produktion „Beasts & Bodies“ widmet sich Formen der Bestialität als Projektionsfläche für das Nicht-Kontrollierbare und beschäftigt sich mit Prozessen kollektiver Imagination in Bezug auf Figuren der Menge und Menschenmassen. Das Stück baut thematisch auf die vorherige praxisorientierte Recherche „Transgressing bodies. Körperlichkeit. Bestialität. Dualismen“ auf.
Mit „BEYOND THE END OF YOUR NOSE" ergründet die Kompanie Lotte Mueller den ambivalenten Zusammenhang von Verantwortung und Ängsten durch das Kreieren von wechselnden beweglichen Konstruktionen. Fragile, verbindende und auszulotende Strukturen treffen in dem einstündigen Stück aufeinander und werden tänzerisch, akrobatisch und akustisch erforscht – und decken so auf humorvolle Weise Absurditäten auf.
„BINGOWINGS": Fünf Leipziger Künstlerinnen schütteln aus ihren Winkearmen Texte, Wrestlingkämpfe, Songs,Trampolinsprünge und spielen mit dem Publikum BINGO. Ausgehend vom eigenen Älterwerden kreieren sie ein Forschungslabor zwischen Mehrzweckhalle und Kreuzfahrtschiff. Mit dem Publikum fragen sie nach der Sichtbarkeit älterer Frauen in der Gesellschaft . Humorvoll, provokant, berührend.
„Cast Away": Ein FedEx-Controller, der die Paketbot*innen scheucht, strandet nach einem Flugzeugabsturz auf einer Insel. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, führt er Selbstgespräche mit einem Volleyball, Wilson. Nun wird Wilson erstmals sprechen: „Treppe rauf, Treppe runter. Bis zu 200-mal am Tag.“
„CROWD CONTROL" ist eine performative Geschichte der Riot Police: derjenigen gepanzerten Bereitschaftspolizeien, die heute in Deutschland und international für das "Verwalten von Menschenmassen" zuständig sind. Die Arbeit betrachtet diese Bereitschaftspolizei als paradigmatische zeitgenössische Materialisierung herrschender Diskurse über "soziale Hygiene" und das Primat der Sicherheit.
Ohne Schafe kein Deich und ohne Deich keine Insel. Die Insel Pellworm, als Brennpunkt des Klimawandels, ist bedroht vom steigenden Meeresspiegel. Fotos und Interviews vor Ort fokussieren neben den ökologischen Zusammenhängen vor allem die emotionalen Folgen dieses drohenden Verlustes. Aus der eigenen tiefen Vertrautheit seit Kindertagen sucht Elisabeth Bohde Trauerrituale für eine Kulturlandschaft
„DER KASPER SCHLÄGT DIE FLIEGEN TOT" Fliegen aus aller Welt kommen in die Stadt, sitzen auf dem Marktplatz, krabbeln durch die Fußgängerzone und hocken an den Wänden, das Gesumme wird unerträglich. Ein sechzehn Meter hoher Kasper kommt mit seiner riesigen Fliegenklatsche und will dem Spuk ein Ende bereiten: Ein gigantischer Totentanz zum Thema Widerstand, Vielfalt, Diversität und Solidarität.
„Die Golgotha Variationen" zielt darauf ab, in einem postmodernen Passions-Lustspiel das antisemitische kulturelle Erbe Europa anhand des Christentums kritisch zu beleuchten und die eigenen biografischen wie auch historischen Verflechtungen zwischen christlicher Theologie, Antisemitismus und dem Vernichtungswahn der Nationalsozialisten aus psychoanalytischer Perspektive zu erforschen.
In „Earth Level Thinking" wird eine künstlerische Forschungsstation im Stadtraum Bremens und Düsseldorfs errichtet. Gemeinsam mit Bürger*innen wird der Ort zu einem Hörraum, Aussichtspunkt, Konzertsaal und Versammlungsplatz, wo Transformationsgeschehnisse des Klimawandels erforscht, verschiedene Formen von Wissen ausgetauscht und neue poetische Denkräume hör- und sichtbar gemachen werden.
Gemeinsam mit seinem Team wird sich der Performer und Regisseur Michael Neil McCrae mit der Ästhetik und Performanz seiner eigenen Männlichkeit auseinandersetzen. Doch statt der Selbstbespiegelung eines weißen, heterosexuellen Cis-Mannes, entspinnt sich ein Spiel mit Autorschaft und Authentizität, mit eigenen Ansprüchen und blinden Flecken - auch in Bezug auf die eigene Kunstproduktion.
Reut Shemesh untersucht in ihrem Werk „ELECTRA“ die vielschichtigen Implikationen der Mutterschaft, insbesondere die gesellschaftlichen Erwartungen und persönlichen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Basierend auf eigenen Erfahrungen und den Erzählungen anderer Frauen, erforschte sie das komplexe Zusammenspiel von Mutterschaft und Schuld.
„Glitching Ghosts - eine cyberfeministische Friedhofsführung” ist ein Audio-Video-Walk für das Gelände des Frankfurter Hauptfriedhofs, auf dem die Zuschauer*innen mit ihren eigenen Smartphones nach Gespenstern von dort begrabenen FLINTA (Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre, Trans-) Personen suchen.
Wenn wir nicht wären, wie wäre die Welt? Ein unmögliches Experiment: ANALOG erschafft mit dem Publikum und einem mixed-aged Ensemble eine Welt ohne uns, analog und digital! Wir alle, Performer*innen und Publikum, spüren gemeinsam unseren Fantasien nach und lassen sie Wirklichkeit werden. Eine schmeck-, riech-, tast- und sichtbare Theaterperformance für alle ab 8 Jahren.
„Kiss me, Judas“ ist ein Minimusical mit 4 Performer*innen, das die Dichotomie der beiden biblischen Figuren Judas Iskariot, dem Verräter, und Judas Thaddäus, dem Beschützer der Verzweifelten, thematisiert. Ausgehend von der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ (1971) reflektieren LA FLEUR die Bedeutung dieser facettenreichen Figuren zwischen Verrat und Vertrauen im heutigen soziopolitischen Kontext.
Hauen und Stechen und Theater Thikwa nehmen Parsifal, den reinen Tor aus Richard Wagners TORÖFFNUNG, als Ausgangspunkt für ein inklusives Musiktheater der Ahnungslosigkeit. In einem immersiven BühnenENTweihfestspiel erforschen sie das Potential und die Gefahren von Nichtwissen und Naivität mit einer Synthie-Banda und einem Leitmotiv-Quiz. Wer nichts weiß, gewinnt.
Was treibt Richter Adam an, den Lügenbaron und Falschaussager, der sich des Nachts an die junge Eve rangemacht hat und nun Unschuldige ins offene Messer rennen lassen will? In einer Adaption von Kleists „Der zerbrochne Krug" fragt Theater Strahl: Wie leichtfertig lassen wir uns ein auf die Überzeugungsarbeit der anderen, wenn es uns gerade gut in den Kram passt und außerdem das Paradies verspricht?
Das Letzte Kleinod bespielt im Sommer 2025 das „LICHTSPIELTHEATER DER JUGEND" in Frankfurt (Oder). Das brache Monument soll zu einem Museum umgebaut werden. Vorher sichert das Theaterprojekt lokale Geschichten über Jugendkultur im Osten. In einem Stationentheater wird das Publikum durch die Ruine geführt und erfährt dabei vom repressiven Alltag in der DDR.
„Objects in the Sky" ist eine Zirkuscollage, zwischen Artistik und Installation. Sie setzt sich tiefgreifend mit den kulturellen und gesellschaftlichen Widersprüchen der Darsteller*innen auseinander. In einem kollaborativen Zusammenspiel strebt das Kollektiv eine explorative und interventionistische Annäherung an ein gesellschaftliches und künstlerisches Paradox an: die pluralen Identitäten.
„ONE STRIKE SALVATION" ist eine moderierte zeitgenössische Zeremonie, die über mehrere Kapitel hinweg in Form von Tanz, Gesang, Text und Interaktion mit zeremoniellen Objekten abgehalten wird. Sie wird durchgeführt von den zwei Performern Nitzan und Yotam, deren Präsenz zuweilen Fragmente eines kollektiven Gedächtnisses verkörpert, um bald darauf nahtlos in die persönlichen Lebenswege der beiden überzugehen.
„OUR FUTURE" ist eine künstlerische Forschung zu Fähigkeiten, die uns als Gemeinschaft angesichts der Klimakrise zukunftsfähig machen. Inspiriert von Dialogen mit Jugendlichen entstehen ein Workshop für Schulen und eine performative Installation mit drei Tänzer*innen, in der diese Fähigkeiten und ihr Potential für neue Formen des Zusammenseins erprobt werden.
glanz&krawall knöpfen sich mit Kleists schaurigem Erstlingswerk „Die Familie Schroffenstein" das letzte Heiligtum der BRD vor: das Erben. Dafür schreiben sie erstmals einen Schauspielstoff zu einer Oper um und schlagen eine Brücke vom Feudalismus 1800 zum Neo-Feudalismus 2025. Die Punk-Oper „SCHROFFENSTEIN: IN GRUND&BODEN " wird nach „STADT DER TEUFEL" die 2. Zusammenarbeit mit dem Heimathafen Neukölln.
Ein Raum, eine Welt, ein Habitat, ein Kosmos - mindestens einer sondern viele, in den kleinsten Ortschaften….„SERBSKI KOSMOS" möchte den Versuch wagen, ein mobiles Theaterstück, sowie einen partizipativen Erlebnisort zu schaffen, der jede*m Zuschauer*in ermöglicht, sich selbst interaktiv in einen KOSMOS zu begeben, der immersiv, liminal, und interaktiv ist.
Mit „Silicon Dreams“ widmet sich OutOfTheBox der geopolitischen Dimension des Mikrochips und betrachtet Hightech-Ansiedlungen in Ostdeutschland: Das Publikum der interaktiven Installation kommt mit biographischem Material in Berührung und erkundet Augmented Reality Szenarien zur historischen Vergangenheit und digitalen Zukunft von Industriestandorten in Sachsen- Anhalt, Brandenburg und Sachsen.
Die Choreografen Tú Hoáng und Helge Letonja erforschen mit den Tänzer*innen von Of Curious Nature für „Skin Deep" die Haut als Übergang und Ort der Kommunikation, die keine klare Grenze darstellt - wissenschaftlich „Metaorganismus". Dem Gefühl in der Welt eingbettet zu sein gegenüber steht ein Gefühl von Welt- und Kontrollverlust, was ein Abdriften in Verschwörungstheorien nach sich ziehen kann.
In „The Literate" forscht Jefta van Dinther zusammen mit Rita Mazza, Dawn Jani Birley und Lukas Malkowksi an Gebärdensprache als künstlerischem Ausdrucksmittel. In einer Performance über Semiotik und die Politik der Macht, zeigt sich ein neues, hybrides Bewegungsvokabular, das zwischen Gebärdensprache und tänzerischem Vokabular angesiedelt ist und sich fortlaufend zwischen Sprache und Tanz bewegt.
„THÜRINGEN TRALALA" macht den Pavillon des Kunstfest Weimar zum offenen Gesangvereinsheim für Stimmen aus und über Thüringen. An 10 Abenden führen die Künstler*innen des Syndikats Expert*innen für regionale Kulturpraxen, Musiker*innen und das Kunstfest-Publikum zu Mitsing-Konzerten zusammen und erzählen dabei von Thüringen als musikalische Multitude lokaler Erfahrungen und regionaler Selbstbilder.
Mit „Tod in der Tupperbox" erarbeitet die Frl. Wunder AG zusammen mit fünf Ensemblemitgliedern von Theater Thikwa ein experimentelles Krimi-Dinner in leichter Sprache. Hierbei wird das Publikum partizipativ in einen Kriminalfall verwickelt, dessen Ermittlung gemeinsam mit den Performer*innen einen Ableismus und Klassismus kritischen Blick auf Ernährung in unserer Gesellschaft wirft.
„TUMULT/NOISE" (AT) ist ein Tanzstück für fünf Darsteller*innen, das die Präsenz von Lärm in unserem Leben thematisiert. Unter der Leitung von Paula Rosolen wird Lärm als komplexes Phänomen untersucht, das gehört, gesehen und gefühlt wird. Energetische Bewegungen verkörpern Dissonanzen und die Dringlichkeit unserer Gegenwart. Die Premiere findet am 7. Mär 2025 im Künstler*innenhaus Mousonturm statt.
„TURN" ist eine Aufforderung zum Tanz in düsteren Zeiten. Gob Squad verwandeln das Theater in einen alternativen Ballsaal, bei dem Publikum, Performer*innen und Passant*innen von der Straße neue Verbindungen eingehen. Nebengespräche und Chaos sind ausdrücklich erwünscht. Die wechselnden Sitz- und Tanzpartner*innen sind ebenso wichtig wie das, was im öffentlichen Fokus steht. Let the tables turn!
„VIA REGIA" (AT) ist eine Radtour von Görlitz nach Köln des Kollektivs fachbetrieb rita grechen (Dresden) mit MFK Bochum. Die Tour wird online live gestreamt und bespielt in Köln, Düsseldorf und Mülheim im Rahmen des IMPULSE-Festivals eine 20-Kanal-Videoinstallation, die einen Deutschland-Äquator nachzeichnet. Die Ankunft in Köln wird als großes Fest gemeinsam mit dem IMPULSE-Publikum gefeiert.
Ein Mehrfamilienhaus im Querschnitt. In diesem Wimmelbild automatisierter Theaterminiaturen liegen ganze Welten nebeneinander. Erst durch die Publikums-Interaktion wird sichtbar, wie die verschiedenen Szenen zusammenhängen. Die installative Natur der Arbeit erlaubt Geschichten im eigenen Tempo, allein oder gemeinsam zu entdecken und lädt ohne Sprache dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen.