Projektförderung (Mai 2018)

Datum der Jurysitzung: 06. Juni 2018

Geförderte Vorhaben: 14

Die Inszenierung Herr Eichhorn und der Besucher vom blauen Planeten von MEINHARDT & KRAUSS für Kindergarten- und Grundschulkinder, verhandelt die Integration von Flüchtlingskindern und stellt sich Berührungsängsten und Vorurteilen. Als Identifikationsfiguren dienen Tiere, die eine Bühnensprache entwickeln, die ohne viele Worte auskommt und auch für nicht deutschsprachige Kinder verständlich ist.

Mit Stadt realisieren subbotnik den letzten Teil ihrer Trilogie „Götter. Helden. Stadt“. Von griechischen Sagen ausgehend, geht es um Ideale, Organisation, Wertvorstellungen des Gemeinwesens und Zusammenlebens. Die Partizipation von Bürger*innen verschiedener sozialer Gruppen und Altersgruppen gebündelt in einem generationsübergreifenden Chor verdeutlicht diese Konflikte.

STERNA | PAU Produktionen entwickeln mit A Porn A Day eine Performance, die Sexualität, sexualisierte Gewalt, Pornographie und den Konsens dessen für Jugendliche und Erwachsene thematisiert. Intermediales Theater mit performativen Elementen soll dabei Räume eröffnen, in dem eigene Erlebnisse und Fragen ebenso Platz finden wie veränderte Erscheinungsformen von sexueller Gewalt durch Digitalisierung.

Marlin de Haan inszeniert Tschechows Der Kirschgarten als halb-dokumentarische Installation in einem Düsseldorfer Hinterhof mit Bürger*innen der Stadt. Fassaden, Fenster und begehbare Objekte werden zur Bühne, auf der der Düsseldorfer Stadtraum, seine Geschichte und Entwicklung verhandelt wird.

Das Theater o.N. entwickelt auf Grundlage des slawischen Märchens Die zwölf Monate ein Puppen- und Objekttheater für Vor- und Grundschulkinder. Ein Mädchen muss darin im Winter Schneeglöckchen besorgen, was mit der Hilfe der personifizierten 12 Monate gelingt. Im Fokus stehen das Verhältnis zwischen Natur und Mensch und der Widerspruch die Natur überlisten zu können, ihr aber oftmals machtlos ausgeliefert zu sein.

Mit Ein Papierstück regt tanzfuchs PRODUKTION den Dialog zwischen den Generationen an, der sich hier mit dem Altern und der Vergänglichkeit auseinandersetzt. Die Verbindung bildet dabei das Material Papier, als das Element zu dem alle Generationen einen Bezug haben – wenn auch unterschiedlich konnotiert – und das zugleich als Symbol für den Prozess des Alterns steht.

Die romantische Liebe entsteht zeitgleich mit dem Kapitalismus, da die Atmosphäre des Kapitalismus die Sehnsucht nach der Flucht in die Liebe erzeugt. Konstanze Schmitt und Bini Adamczak versuchen in everybody needs only you. Liebe in Zeiten des Kapitalismus Liebende und Tauschendende und ihre affektiven Ökonomien choreographisch in Beziehung gesetzt. Lieben wir unsere Arbeit oder arbeiten wir, um geliebt zu werden?

Mit Gier oder: Unterm Birnbaum verknüpft das Theater am Rand Fontanes berühmte Kriminalnovelle, aktuelle Schuldnerbiografien der Grenzregion Märkisch-Oderland mit zwielichtigen Ratgebertexten und provoziert dabei das Publikum sich zu gesellschaftlichen und moralischen Themen wie Status und dem Gefühl von Recht und Unrecht zu äußern.

pulk fiktion setzen sich in Meinungshacking (AT) mit Meinungsbildung im Kontext sozialer Medien auseinander. Wie wirken sich Realität und Lüge im sozialen Netz auf die Weltwahrnehmung aus? Realisiert wird dieses Produktion als Musical in dem z.B. Trolle, stammend aus der frühen Form der Troll-Kommentare, die Onlinewelt bevölkern, zu Identifikationsfiguren, Aktivisten und Hatern werden.

Overhead Project untersuchen in My body is Your body an der Genregrenze zwischen Tanz und Neuem Zirkus das Ineinandergreifen von Politik und Architektur. Wie beeinflussen politische Versammlungsräume, wie das britische Parlament, die dort herrschende (Umgangs-)Kultur? Und wie kann diese Beobachtung inszenatorisch-dramaturgisch und tänzerisch umgesetzt werden?  

OK, GOOGLE von costa compagnie lässt Performer*innen und eine digitalen Spielpartner*in gemeinsam auf der Bühne agieren und stellt die alltagstaugliche Interaktion von Mensch und künstlicher Intelligenz auf den Prüfstand. „Google Home“ steuert den Alltag und auf Sprachbefehl auch die gesamten Bühnenmittel. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen Performer*innen, Besucher*innen und Google Rechnern.

Mit PHI entwickelt Éric Trottier ein Stück auf einer gigantischen Wippe, mit dem das La_Trottier Dance Collective sich in das und aus dem Gleichgewicht begibt. Der Versuchsaufbau wird zur Grundlage einer Reflexion über das Thema Balance und die gesellschaftlichen Selbstverständnisse. In welchem Verhältnis muss eine Gesellschaft stehen, um friedlich und schöpferisch miteinander zu leben?

Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ dient als Grundlage für das Musiktheaterprojekt Ritournelle (AT) mit dem Leo Hofmann und Benjamin van Bebber die Oper auf ihre Kompatibilität mit einer migrantischen Gegenwart befragen. Im Fokus steht das gemeinsame Singen und Musizieren als sozialer Vorgang, performativer Akt und als Praktik, die stark mit Fragen zu Gemeinschaft und (kulturellen) Identität verknüpft ist.

Was ergreift, was bewegt zum Mitfühlen? Warum steckt Sitcom-Lachen an, führt inszeniertes Weinen zu kollektiver Ekstase? Mit SYMPATHEIA inszenieren OBJECTIVE SPECTACLE Affektzustände des Publikums, untersucht die Autopoesie von Gemeinschaften am Beispiel von Lachen und Weinen und verfolgen dabei die ästhetische Entgrenzung von Musik, Performance und sozialem Raum.