Residenzförderung (Mär 2024)

Datum der Jurysitzung: 26. April 2024

Geförderte Vorhaben: 30

Seit 2023 dokumentieren die Mitglieder von Riccardo Moebius ihre Trans-Europa-Nachtzug-Reisen über die innereuropäischen Grenzen hinweg, begegnen Fremden an fremden Orten, versuchen, sie kennenzulernen. 2024 sortieren sie, um auf Basis der Aufzeichnungen eine mögliche Live-Performance zu entwickeln und bestenfalls folgen 2025 Showings und Aufführungen in verschiedenen Spielorten, nach Möglichkeit international.

Lassen Sie sich mitreißen auf eine explosive Achterbahn durch unsere Existenz: Mit erfrischendem und unverfrorenem Humor, kombiniert mit Tanz, Theater und modernem Zirkus, schlüpfen die Barbaren Barbies in verschiedenste Charaktere und stellen Klischees und Normen auf den Kopf. Sie nehmen frech Geschlecht, Schönheit, Stärke und Tabus auf die Schippe, sogar sich selbst.

„BeyondBounds“ erforscht die Kunst jenseits der Grenzen! Grenzen begegnen uns in allen Formen und Lebenslagen: Mal verschwimmen sie, mal schränken sie ein oder schützen wertvolles. Wie lassen sich Grenzen überwinden und welche Schranken sollten unbedingt stehen bleiben? Die Zuschauer*innen tauchen ein in eine Welt, die Fragen nach persönlichen, physischen und künstlerischen Limitationen stellt.

Engelbach&Weinand erforschen die Einsamkeit und ihre klanglichen und räumlichen Dimensionen. Was ist und wie klingt laute Stille? Und wie sieht sie aus? Wie klingt eine tief empfundene Verlorenheit in der Menge? Wie klingt eine zutiefst herbeigesehnte Einsamkeit? Die Forschungsergebnisse münden in ein szenisches Konzeptalbum.

Blut ist dicker als Wasser?! Die Münchner Gruppe Queer:Raum geht der Frage nach, ob Blut wirklich dicker ist als Wasser. Das Künstlerkollektiv bespielt die Begrifflichkeit mit interdisziplinären künstlerischen Methoden und lässt eine Familienfeier, eine Farce, einen Zirkus mit Musik, Tanz, Theater und Design entstehen - Chosen Family!

Ausgehend von Hauffs Märchen „Das kalte Herz“, das die gewalttätigen Auswirkungen der Industrialisierung kritisch in den Fokus stellt, wird sich das Ensemble rubarb dance & art an der Schaubude Berlin mit dem Kontext des Märchens auseinandersetzen. Dabei wird erprobt, wie der Märchenstoff in abstrahierter Erzählform mittels Tanz, Zeichnung, Figurentheater und Live-Musik durchdrungen werden kann.

Übergabe - Ein MusikTanzTheater: Barbara Messner, Schauspielerin und Tänzerin (München) und Margarete Huber, Sängerin und Komponistin (Berlin), erforschen Übergaben. Wie wurde früher Wissen, Erfahrungen, Gedanken, Musik, Texte übergeben? Wie heute? Und sie suchen Relikte des Jodler-Duos ihrer Mütter aus den 50er Jahren. Wie wandeln sich Fragmente des Gestern im Heute und werden zu neuem Theater?

Vier queere Künstler*innen setzen sich mit dem Märchen „Die Braut aus dem Wald“ auseinander. Wie können die Kunstformen klassische Musik, Oper, Figurentheater und Märchen ebenbürtig auf der Bühne zusammenarbeiten? Wie kann mit starken Stereotypen und Rollenbildern der Vorlagen (Märchen, klassisches Musikrepertoire, Genres) umgegangen werden und ist es möglich, damit ein queeres Märchen zu erzählen?

Eine Ressource des Körpers liegt in der Fähigkeit, durch Schütteln, Vibrieren oder Zittern gespeicherte Energie wieder frei werden zu lassen. Im Rahmen der Residenz wollen wir die unterschiedlichen Techniken des Zitterns, Vibrierens und Schüttelns erforschen und als kollektive Vorbereitung für ein Bündnis mit menschlichen, nichtmenschlichen, anorganischen und organischen Körpern testen.

„I see you!“ entführt auf eine kraftvolle Reise durch die Herausforderungen und Triumphe Schwarzer Frauen in der Diaspora. Von der tiefen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bis zur visionären Gestaltung einer befreiten Zukunft durchlaufen die Teilnehmerinnen eine transformative Reise der Selbstfindung und Heilung.

„I’m your stalker. Blicke und Besitz“ ist ein Residenz- und Forschungs-Projekt der Freaks-und-Fremde-Künstlerinnen Sabine Köhler, Kathleen Gaube und Franziska Fuhlrott, in dem Aspekte und Auswirkungen andauernder Beobachtung, Kontrolle und Kontrollverlust bezüglich der eigenen Identität, des Selbst-Bildes und der Gestaltung des eigenen Lebensraums szenisch, performativ erforscht werden.

„Joining Actions“ hat zum Ziel, verschiedene Künstler*innen und Chemnitzer Bürger*innen mit Interesse am Thema Archiv in einen forschenden Austausch zu bringen. Dabei werden Geschichten, Anekdoten und Artefakte aus aufgeladenen Vergangenheiten in experimentelle, spielerische und performative Collagen verwandelt. Gemeinsam werden sie hinterfragen, wie persönliche Erfahrungen und Artefakte ein kollektives Erinnern formen.

„MEETING IN THE MIDDLE“ ist ein Forschungsprojekt der multidisziplinären Künstler*innen Arnita Jaunusbrēna, Óscar González und Elliott Cennetoglu im Theater Neben dem Turm, Marburg. Die Künstler*innen werden sich darauf konzentrieren, wie sich ihre Praktiken technisch, erzählerisch und thematisch in einem nicht zielgerichteten Forschungsprozess überschneiden und gegenseitig informieren können, wobei sie Themen wie die Natur und die Grenzen der Sprache berücksichtigen.

Zwei Künstler*innen mit Migrationshintergrund erforschen die Kluft zwischen Bewegung und Architektur und betrachten den Raum und verborgene Strukturen als Quelle für Erdung und spirituelle Unterstützung durch Verkörperung.

„No gravity stupid!“ ist ein Projekt, das durch die erhöhte Verbreitung von Verschwörungstheorien während der COVID-19-Pandemie angestoßen wurde. In der Residenz arbeiten Regisseur und Autor Ph. J. Neumann, Sängerin L. Hambach und Autor C.-C. Elze an einem Theatertext, der sich dramaturgisch raffiniert und akustisch gestützt einer Kunstfigur widmet, die sich auf das Ende der Welt vorbereitet.

Das Projekt „Scharnierfunktion“ widmet sich verloren gegangenen und neu ersehnten Beziehungen zwischen mehreren Generationen queerer Menschen in Ostdeutschland. Kontaktanzeigen werden aufgegeben, um Verbindungen herzustellen – zwischen denen, die vor uns kamen und denen, die danach kommen. Was sind Wege, Differenzen auszuhalten und sie für eine zeitgenössische politische Praxis zu nutzen?

In Zeiten des Verlustes fühlen wir uns oft hilflos und suchen nach Trost und Orientierung. Aber was wäre, wenn Verlust etwas Neues auslösen könnte? Das Projekt erkundet, wie Tanz und Performance den Verlust in eine Reise des Wachstums verwandeln können mit dem Ziel, ein Performance-Handbuch zu entwickeln, das nicht nur aus Worten besteht, sondern auch aus Bewegungen, Übungen, Möglichkeiten zur Bewältigung und zum Verständnis.

„REBEL“ ist eine physische Untersuchung, die sich an Silvia Federicis bahnbrechendem Werk „Caliban und die Hexe" orientiert, in dem die Überschneidung von Kapitalismus, Patriarchat und Frauenverfolgung im Laufe der Geschichte untersucht wird. Das Projekt bringt eine Gruppe von Frauen zusammen, alle Performerinnen, aber aus ganz unterschiedlichen Disziplinen wie Musik, experimenteller Performance, Poesie und Clownerie kommend.

Was wissen, denken und fühlen Menschen, wenn es um queeres Leben in Deutschland und in der Türkei geht? Wo sehen sie Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? Das Katharsis Kollektiv recherchiert am FWT Köln zu queeren Kulturen in beiden Ländern und verdichtet seine Forschungserkenntnisse mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters, mit Musik und Tanz zu künstlerischen Experimenten.

Das Rechercheprojekt „Klimawandelgedenkstätte" dient der Stückentwicklung für eine neue Produktion mit dem Arbeitstitel „DER TOD VON VENEDIG – A Cyborg Career". Inhalt der Recherche sind die Klimawandeldaten zum Meeresspiegelanstieg, das Kulturerbe Venedig und die Philosophie von Gedenkstätten im Kontext von „Dark Tourism“.

Die vier Künstler*innen erkunden in dieser ersten Konzeption die Grundlagen für eine Performance zum Thema Farben und Emotionen für junges Publikum (ab 2 Jahren) mittels Tanz und Bewegung. Im Zentrum stehen psychologische Grundlagenforschung und die Erprobung innovativer Ansätze entlang der Frage, wie das Thema erlebbar gemacht werden kann.

„The Bloody Change“   ist eine theatrale Erforschung von Angela Carters „The Bloody Chamber“. Eine mehrdimensionale Auseinandersetzung mit den Motiven der Veränderung und Archetypisierung mittels theatraler Methoden. Klischees, das Spiel mit ihnen und die daraus resultierenden Fragen in Bezug auf die bewusste und unbewusste Wahrnehmung, sowohl bei den Rezipient*innen als auch in den Protagonist*innen.

Auf dem Dachboden-Fundus des Jahrmarkttheaters vertiefen fünf Künstlerinnen aus Kostüm und Szenografie heterogene Perspektiven auf das Arbeiten mit dem Fundus sowie das gemeinsame Finden neuer künstlerischer Zugänge zu diesem Ort. Was ist nachhaltige Ästhetik? Wie können zukünftig Entwurfsprozesse vom Material zur Idee und nicht von der Idee zum Material ablaufen? Warum ist ein Fundus kein öffentlicher Ort?

„THINGS WITH WATER“ erforscht Wasser als aktive Mitspieler*in auf der Bühne und Ressource innerhalb komplexer Machtgefüge. Die Künstlerinnen nehmen ihre eigene Beziehung zum Wasser in den Blick und stellen Fragen zur Nachhaltigkeit, Privilegien und Verteilungsverhältnissen. Aus gesammeltem Wissen und sinnlichen Experimenten erarbeiten sie in ihrer Residenz ein Konzept für eine Lecture Performance.

Zwei interdisziplinär arbeitende Künstlerduos setzen sich gemeinsam mit dem Konzept der Vergebung auseinander. Davon ausgehend, dass Tanz und Musik gleichermaßen eine Wirkung auf den Menschen haben und Gefühle und Stimmungen kanalisieren helfen, fühlen sie sich veranlasst zu untersuchen, wie dieses komplexe Konzept durch Klang und Bewegung erforscht werden kann.

Zwei Szenografinnen widmen sich künstlerischen Interpretationen vergangener und gegenwärtiger Gewaltherrschaft und staatlicher Willkür. In einem gemeinsamen Projekt soll ein interaktives Raumkonzept entwickelt werden, das das Schicksal WOYZECKs und einer politischen Realität, in der Menschen für ihre Arbeit, ihre Kunst, ihre Worte, ihr Denken verhaftet werden, verbindet.

In ihrer Residenz untersucht das Kollektiv Polyformers, wie sich das rechte Spektrum speziell im Osten Deutschlands zusammensetzt, warum gerade der ländliche Raum so anfällig dafür ist und wie die darstellenden Künste dem begegnen können. Auf Basis einer umfassenden Recherche aus Originalmaterialien und Interviews werden Möglichkeiten und Potenziale künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Thema untersucht.

Wie klingt Krieg? Welche Geräusche sind bedeutsam für Kriegserfahrungen und -erinnerungen auch in einer momentan friedlichen Umgebung? Und welche Sounds prägen die Darstellungen und Vorstellungen? In „War of Sound and Silence“ erforscht STUDIO URBANISTAN die sogenannte Belliphonie und wie sich Geräusche in die körperliche Erfahrung und in Gesellschaften einschreiben.

In „Weltbetrachtung vom sinkenden Samt-Sofa“ fragen sich Lotta Bohde, Luka Kleine und Silvia Ehnis ob es angesichts der Weltlage noch möglich ist, es sich bequem zu machen. Welche politischen und körperlichen Bewegungen sind vom Sofa aus machbar? Und wie geht das in der Schnittmenge von Tanz und Theater? Sofa-Arm-Wut-bequem-Bein-Krieg-Kopf-Klimakrise-unbequem-liegen-Lösung?

Das Projekt „WIR FAL_LEN“ widmet sich den Leerstellen, Lücken und Fallstricken in der hegemonialen Erzählung der deutschen Wiedervereinigung. An der Schnittstelle von Partizipation, Recherche und künstlerischer Produktion erforschen Christian Limber und Victoria Schulz gender- und generationsspezifisch (p)ostdeutsche Arbeiter*innenidentitäten und schaffen einen Raum des Empowerments.