Residenzförderung flausen+ (Jan 2023)
Datum der Jurysitzung: 24. Januar 2023
Geförderte Vorhaben: 113
In Eleni Poulou’s Recherche wird ein Zusammenspiel von langen Noten in Raum, Zeit und Körper erforscht, indem akustische und elektronische Schwingungen zum Gegenstand werden. Vor und nach jeder Performance werden körperliche Merkmale wie Puls, Stimmhöhe oder Stimmung registriert. Die kulturelle Darstellung von heilenden Klängen wird mit eigenen alltäglichen Berichten untermauert.
Die Residenz setzt sich mit den Erfahrungen von Soldaten im Krieg auseinander. Dabei werden Sprachnachrichten, Mails, Chats, Briefe von russischen und ukrainischen Soldaten historischen Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg gegenübergestellt. Es wird untersucht, inwieweit das gefundene originalsprachliche Material performativ nutzbar ist.
In dem Moment, als Antonia Koluiartseva Mutter wurde, hat sich ihre Welt völlig verändert. Nun möchte sich die Künstlerin wieder dem Tanz widmen und kreativ sein. Mit „Life after birth“ soll dem Thema Elternschaft in der Kunst und im Besonderem im Tanz mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Im Residenzvorhaben „Zwischen – dir und mir“ untersucht die Dramaturgin und Performerin Susan Schubert (go plastic company/Dresden) die Schnittstelle zwischen Performer*innen und Rezipient*innen in Performances und Vorstellungskontexten.
Die Recherche nimmt das Gedicht „Alpha und Omega“ von Dory Manor und Anna Hermann ins Vidier, das auf der lithografischen Geschichte von Edvard Munch basiert. Weissman beabsichtigt, Möglichkeiten zu erforschen, im Rahmen der Poesie-Literatur zu arbeiten und die Poesie in eine körperliche Praxis umzuwandeln. Das Ergebnis ist eine Dekonstruktion des Gedichts in eine abstrakte Bewegungsforschung.
Anhand der verwandtschaftlichen Beziehung Olga von Roeders (1886-1963) und deren Lebensgefährtin, der berühmten Berliner Volkssängerin Claire Waldoff (1884-1957), zu dem Widerstandskämpfer Eberhard Finckh (1899-1944), Roeders Neffen, stellt Stefan Kastner Nachforschungen an. Er recherchiert zu deren Verhältnis zu Finckh als auch zur Ambivalenz der künstlerischen Arbeit Waldoffs im Dritten Reich.
Die Adaption von Bilderbüchern als Kinderstück können bloße Marketingstrategie oder aber eine spannende Medientransformation sein. Bilderbücher leben von ihrer individuellen, visuellen und haptischen Ästhetik. Eine Übernahme des Stoffes oder der Geschichte allein greift zu kurz. Wie also gelingt ein adäquater ästhetischer Transfer vom einem ins andere Medium?
Was, wenn Frauen aufhören, ihnen zugedachten, (re)produktiven, gesellschaftlichen Aufgaben eines wachstumsorientierten patriarchalen Systems zu erfüllen? Erlangen sie die Macht, destruktive Mechanismen lahmzulegen und das System zu verändern? Silvie Marks untersucht die Figur des Taugenichts aus feministischer Perspektive und befragt Praktiken des Unterlassens auf ihr subversives Potenzial.
Julia Knaust von der Companie Omnivolant recherchiert zum Verhältnis von gesprochenem Wort und körperlicher Bewegung in der Luftartistik. Der Einfluss der akrobatischen Bewegung auf den Stimmapparat wird genauso untersucht wie die Frage, inwiefern die Stimme und das Wort die Bewegung verändern und kontextualisieren.
„Binäre Räume 0/1” ist eine Recherche über die Beziehung zwischen virtuellem und realem Raum und die Möglichkeiten ihrer gegenseitigen Überschreibung. Welche Spieloptionen (auch: Krisen=Wendepunkte) zwischen analoger und digitaler Praxis können in diesem Setting zu einer Transiterfahrung zwischen realem und artifiziellem Handeln beitragen?
Michaela Maxi Schulz arbeitet seit 2016 bei der Bühne für Menschenrechte und ist seit 2022 im Vorstand. Mit ihrer Residenz „Reflexion, Nachhaltigkeit, Perspektive“ will Michaela neue Perspektiven für den Verein erforschen. Die Residenz ermöglicht ihr, die Zeit und den Raum zu nehmen, um neue künstlerische Formate zu erkunden und Ideen für eine ressourcenschonende Organisationsstruktur zu sammeln.
Das Projekt widmet sich der Frage, wie nachhaltige Netzwerke und Strukturen zwischen Künstler*innen sowie Institutionen aus Deutschland sowie Ost- und Mittelosteuropa geschaffen werden können. Ausgehend vom Begriff der Peripherie, hinterfragt Paulina Kühling bestehende Konzepte von Ost und West und zeigt so neue Formen transkultureller, kuratorischer und künstlerischer Praxis in den Künste auf.
Anhand der eigenen Arbeitspraxis analysieren die beiden Künstler, welche Arbeitsschritte sie an eine KI auslagern können. Dabei fragen sie, wie sich die Nutzung von KI auf kreatives Eigentum und prekäre Arbeitsverhältnisse auswirkt und untersuchen, welchen Einfluss sie auf die Sichtbarkeit von Personen ohne Internetpräsenz in KI-Datenbanken und damit auf die Reproduktion von Machtstrukturen hat.
„Cumulative touches“ begibt sich auf die Spur nach dem Wissen und den Erfahrungen von Tänzer*innen, um deren tänzerisches Können zu erkunden. In einem dialogischen Format werden somatische als auch sprachbasierte Ansätze ausbalanciert. Dabei werden die Ergebnisse dokumentiert und geteilt.
Erben können wir alle. Geld, Immobilien, Schulden, Aussehen, Traumata und einiges mehr. Kollektive Krawalle wollen den Weg dieser Vermächtnisse theatral nachgehen und sinnliche Wege der Darstellung finden. Sie suchen nach juristischen Fachtermini. Was bedeuten all diese unerklärlichen Fachbegriffe? Auf der kindlichen Ebene, sowie auf der erwachsenen Ebene. Was wären Möglichkeiten der Umsetzung?
Gehören Märchen, abseits von Kindertheater, auf die deutschen Bühnen? Kann Theater der Textgattung Märchen überhaupt gerecht werden? Märchen erzählen versus Theater spielen – Was kann die phantastischen Geschichten aus der Märchenwelt besser vermitteln: die Visualisierung auf der Bühne oder die eigene Fantasie?
Das Internet rülpst. Das Internet rumort. Das Internet spuckt täglich Myriaden neue Inhalte aus, verfremdete Bilder, Social-Media-Posts, Challenges. Und vor allem eines: Memes. Ein Meme kann alles sein - doch wie kann man eine Theaterperformance nur über Memes gestalten? In „Das Schmatzen des Internets" geht es um die Suche nach einem Mechanismus, der Memes aktuell verfremdet.
Durch Interviews mit Menschen der Generation, die zur Wende noch Kinder waren, untersucht Dörte Trauzeddel, ob deren Herkunft bzw. Sozialisierung in Ost- bzw. Westdeutschland ihre Wertevorstellungen und Lebenswirklichkeit bis heute beeinflusst. Damit begibt sie sich auf die Suche nach ihrer künstlerischen Identität und sammelt Material zur dramatischen Bearbeitung.
Den eigenen Körper anzunehmen und mögen zu lernen ist für viele Menschen eine große Herausforderung. In einer intensiven Bewegungsrecherche werden verschiedenste Körperlichkeiten erforscht, um sie für jegliche Bedingung und Choreografie abrufbar zu machen. Der Spruch „Das vertanzt sich“ wird bis zur letzten Konsequenz ausgereizt.
Kaum ein Theaterstück kommt ohne Musik aus, dennoch wird Musik oft wenig oder eher unterbewusst wahrgenommen. In seiner Forschungs- und Recherchearbeit spürt der Musiker und Komponist Fred Brunner der Bedeutung und Wirkung von (Live-)Musik im Theater nach, er dokumentiert, hört genau hin und macht das Unauffällige sichtbar.
Anna Nett setzt sich im Rahmen ihrer Residenz mit „Die Einbürgerung“ damit auseinander, was es für sie selbst bedeutet, Deutsche zu sein. Dabei fragt sie sich, welche Veränderung durch den Wechsel der Staatsbürgerschaft in ihrem Leben zu diesem Zeitpunkt mit sich brachte.
Antonio Guidi kam vor ca. 30 Jahren nach Deutschland. Wenn er heute zurückblickt, sieht er, wie sich sein Leben durch diese Entscheidung verändert hat. Er erkennt sich als Migrant und fragt sich: Was bedeutet das? Was hat er hinter sich gelassen und was hat er gefunden? In einer filmischen Recherche bearbeitet und reflektiert er dies.
Im Rahmen der Residenz werden digitale Möglichkeiten der interaktiven Visualisierung von Bewegung und Klang auf den heterogenen Wahrnehmungsebenen von Tauben und Hörenden im Kontext von Musiktheater erforscht. Die daraus resultierenden ästhetischen Ansätze werden anschließend für zukünftige Performances von ensemble in transition für Neue Musik, Gebärdenpoesie und Tanz eruiert.
„displaced:“ befasst sich mit Menschen, die ihren Lebensraum verlassen. Grund dafür ist die extreme Landumwälzung für die Rohstoffgewinnung. Konkret am Beispiel des Braunkohle-Abbaus in Sachen/Sachen-Anhalt untersucht das Projekt den Zusammenhang zwischen topografischer Veränderung des Lebensraums und der Biografie dieser Menschen mit den Folgen für ihre Körperlichkeit.
Die Arbeit beschäftigt sich filmisch-performativ mit der Beziehung zwischen Wasser und Mensch. Die menschliche Interaktion mit natürlichen Materialien zeigt die Verbundenheit mit der Natur bei gleichzeitiger Abhängigkeit des Menschseins von ihr. Der Verfall der gemeinsamen Ressourcen und die Zerstörung unserer Umwelt während des modernen Anthropozäns sind dabei Themen in einer visuellen Ästhetik.
Das dystopische Erstlingswerk Heinrich Bölls „Ein Schluck Erde“, uraufgeführt 1961 im Düsseldorfer Schauspielhaus, wurde als Misserfolg bewertet. War das Werk thematisch seiner Zeit voraus und Böll deshalb als Bühnenautor gescheitert? Gegenstand der Recherche soll sein, das Theaterstück in seinem historischen Zeitkontext und auf eine Spielbarkeit im Hier und Jetzt hin zu untersuchen.
Ausgehend von einem System zwischen Formensprache und somatischer Praxis erarbeitet Toaspern eine Methode, die sich für Performer*innen aus Musik und Tanz eignet, um Körper und Stimme zu erforschen und spartenübergreifend prozessorientiertes Arbeiten zu ermöglichen sowie Hemmschwellen für den kreativen Umgang mit der anderen Sparte abzubauen, ohne Präzision in der jeweiligen Technik zu verlieren.
„Europa, Baby!“ ist eine transnationale, digitale Recherche zu den partizipativ-künstlerischen Formaten der darstellenden Kunst. Dabei untersucht Lucie Morin die möglichen performativen Dramaturgien im digitalen Raum. Sie geht der Frage nach, ob und wie gemeinsame Erzählungen einer „Europäischen Identität“ vermittelt werden.
Bassetti widmet sich Bewegungsimprovisation, Poesie und Zusammensein. Sie schafft eine Praxis der transdisziplinären Improvisation, die Poesie und Tanz miteinander verbindet. Im Fokus stehen die individuelle Forschung zur Entwicklung und Etablierung von Schlüsselprinzipien für sofortige Poesie und Tanz sowie die Verfeinerung der Prinzipien durch Erprobung und Austausch mit anderen Tänzer*innen.
Mit „Faking Faery“ setzt der Autor und Dramaturg Marcus Peter Tesch seine Beschäftigung mit queeren Gemeinschaftsentwürfen der Vergangenheit fort. Im Zentrum der Recherche steht das „Radical Faerie Movement“: Dieses entwickelte sich während der sexuellen Revolution der 1970er Jahre als Teil der Schwulenrechtsbewegung in den USA und wird von ihm auf sein theatrales Potenzial hin untersucht.
TachoTinta suchen den Austausch mit der nachfolgenden Generation, um gemeinsam neue choreografische Entwürfe zu probieren: Perspektiven und Haltungen zum Körper und zur Welt in den Blick zu nehmen und miteinander zu verschränken. Sie fordern den Generationenkonflikt heraus. Sie suchen die Missverständnisse. TachoTinta riskieren Veränderungen.
Maximo Occhipinti versucht in „Die Fliegende Marionette“ mit einer Holzpuppe einen Luftartisten zu imitieren, um zu sehen, wie weit dieses Konzept gehen kann.
Die Filmkomiker in der Zeit der Stummfilme sowie auch der 50er bis 90er Jahre widmeten ihre Filme rein der Komik.
Bei der Recherche von Birgit Linner soll herausgefunden werden, welche Techniken dabei zur Erzeugung von Komik benutzt werden und ob diese in Theaterstücken verwendet werden können, um auch schwierige Theaterstoffe durch komische Elemente zugänglicher für das Publikum zu machen.
Kathrin Ollroge erarbeitete innerhalb von neun Jahren ein Gedanken-Archiv mit über 1000 Interviews von Menschen der neuen Bundesländer. Darin erzählen sie von ihrem Lebensgefühl und Alltagserleben, die nun für potenzielle Theatertexte gesichtet werden. Thematische Schwerpunkte sind dabei die Stärkung von Resilienz in Dörfern und Gemeinden sowie mögliche Inszenierungsformen an Bushaltestellen.
Die Recherche zu Gesten zwischen Einladung und Konfrontation befasst sich mit ihrer Einordnung in kulturelle und gesellschaftliche Kontexte und interessiert sich für Potenziale mehrschichtiger (Un-)Lesbarkeit. Gesten verweisen auf die Ikonografie von Kulturmustern, die implizit auch immer Fragen des Politischen verhandeln.
Suizid ist so alt wie die Menschheit selbst. Suizid aufgrund von psychischer Erkrankung nimmt immer mehr zu. Was sind Auslöser in der heutigen Zeit, so weit zu gehen, um das eigene Leben beenden zu wollen? Was passiert mit den Angehörigen? Was geht im Moment des Suizids in dem Menschen vor, der ihn begeht? Carmen Jung geht diesen Fragen nach und sucht den Dialog mit Angehörigen.
In der Recherchearbeit „Halb leer oder halb voll?“ sollen unausgeschöpfte Potenziale kultureller Nutzung von Leerständen untersucht werden. Es ist eine Suche nach künstlerischen Mitteln, kulturpolitischen Lücken und dem sinnvollen Füllen gähnender Leere in „unseren“ Städten.
Die Künstler*innen dachten, dass die Zeit der Helden vorbei sei. Aber dann kam erst die Coronakrise, und sie waren da, die Held*innen des Alltags, und die „Sofa-Held*innen“. Eine Krise später tauchte auch der soldatische Held wieder auf. Liegt das Heroische im Verzicht oder sind Helden nur diejenigen, deren Muskeln aus Stahl sind? Die Künstler*innen möchten sich dieser Verwirrung widmen.
Durch die sich verändernden sozioökonomischen, politischen und ökologischen Bedingungen entsteht die globale Migration und die Frage nach der interkulturellen Realität des Lebens als Künstler in der neuen Heimat. Ist der Begriff „Heimat“ eine gebaute Architektur, ein Gefühl, eine Erinnerung, ein fester Ort, oder ist es eine Identität, die man der Arbeit oder dem sozialen Gefüge verleiht?
Ausgangspunkt ist die Beobachtung der Verbindung zwischen Musik und Tanz, und die Frage, wie Tanz von unseren Sinnen interpretiert werden kann, wenn er sich von der Musik löst. Ziel ist der Versuch, Tanz so zu praktizieren, dass er als Musik wahrgenommen werden kann. Der Schwerpunkt der Forschung wird darauf liegen, die Klänge der Musik zu illustrieren und sie durch den Körper neu zu komponieren.
Laura Oppenhäuser will einfach nur Schönheit, mit Hingabe ins Theater gekotzt. – Weil Schönheit nicht elitär sein muss und keine Worte braucht. Weil sich die Empfindung von Schönheit jeder Logik entzieht. In Ablehnung eines Kunstapparates, der alles begründet und vorformuliert wissen will, und in dem nur etwas Sinn ergibt, das ordentlich in Kontext X eingebettet wird, anstatt einfach nur zu sein.
„Ich bin Feministin!“, sagt sich leicht und tönt modern. Aber denkt, lebt und verwirklicht es sich auch leicht? Die Psychoanalytikerin und Autorin Margarete Mitscherlich hat es 1977 öffentlich von sich behauptet, vieles zu dem Thema publiziert, auch aus psychoanalytischer Sicht. Die Schauspielerin Verena Noll erforscht dieses Werk und stellt sich kritisch ihrer eigenen Haltung zu diesem Thema.
In der tänzerischen Recherche „Ich lächle leis“ erforscht Melissa Kieffer choreografische Methoden, die sich nah an der Partitur der Rekomposition der „Vier Jahreszeiten“ von Max Richter orientieren. Außerdem bringt sie die musikalische Komposition in Dialog mit 30 Gedichten von Rainer Maria Rilke aus der Sammlung „Dir zur Feier“.
In einer Zeit, in welcher der Kapitalismus und seine Verwertungslogik alternativlos und trostlos erscheint wie nie, muss ein Griff ins Utopische, Fantastische, Rätselhafte her. Oder ist die Utopie schon hier, in Form von queeren Tieren und zwittrigen Pflanzen?
In dem Projekt „Im Moment sein“ wird sich der Künstlerische Leiter des theater monteure Joachim von der Heiden auf die Suche nach neuen Ansätzen machen, um lebendige TheaterSPIELkunst für ein junges Publikum zu entwickeln, welche vor den Augen der Betrachter*innen im Moment entsteht. Welche Ausgangssituation ist zu schaffen, um sich auch auf scheinbar Befremdliches einzulassen?
Impro, Emergenz und Storytelling: Kann Impro-Theater das Publikum aus der Angst in die Neugier und vom Mangelbewusstsein in die Wahrnehmung der Möglichkeiten inspirieren? Was sind Kompetenzen in der performativen Präsenz und welche kooperativen Techniken im Storytelling gibt es, die das Publikum in einen unerwarteten Zustand einladen? Welche neuen Geschichten können dabei entstehen?
„In meiner Kammer“ ist eine von der Musikerin Laura Muskare und der Tänzerin Sara Koluchova entwickelte Recherche, die im März und April am Meta Theater geplant ist. Die Forschung erforscht durch Tanz und Musik die Typologie des bewohnten Raums und wie diese unsere Eigenschaften und Integrität beeinflusst.
Im Juli 2016 ermordete ein 18-jähriger Rassist am Münchner OEZ neun Menschen. Die Opfer des rechtsradikal motivierten Anschlags waren Muslima, Muslime, ein Rom und ein Sinto. „Interne Ermittlungen. OEZ 2016“ hinterfragt zum einen künstlerisch die Folgen des rechtsterroristischen Attentats und andererseits die Rolle und das Arbeiten der Künstler*innen.
Der Künstler und Bühnenbildner David Reiber Otálora inszeniert Räume, in denen exotisierte Klischees kolonisierter Landschaften reflektiert werden. Während seiner Residenz wird er zur Inszenierung des tropischen Regenwaldes forschen. Dabei wird er nach Bild- und Textmaterial in an Kinder gerichtete Medien, wie Film und Bücher, suchen, in denen der Regenwald als neo-koloniale Kulisse auftaucht.
„K.I. - Künstliche Interferenz“ ist eine Recherche zu einem multimedialen Bühnenprogramm. Künstliche Intelligenz trifft auf menschliches Empfinden. Sprache, Video und Ton erschaffen virtuelle Welten in denen sich der Mensch die Frage stellt: Was macht mich menschlich und was ist die Essenz meiner Kreativität?
Merle Smalla begibt sich auf eine Reise in die Abgründe von Kindheitsängsten und untersucht den Reiz des Unheimlichen. Hauptausgangspunkt ist die Gestalt des traditionellen Clowns, an welcher die Grenze zwischen Unschuld und Bedrohlichkeit ausgelotet werden soll. Welche Rolle kann der Clown heutzutage einnehmen und wie können Ängste als schöpferisches Potenzial genutzt werden?
Die Performerin Carola Lehmann entwickelt ein Instrumentarium, das zeigt, wie Interviewtexte und Stories mittels elektronischer Musik und Gesangs gemeinsam wirken könnten. In ihrer Recherche eignet sie sich Techniken elektronischer Musik an und erkundet die darstellerisch-künstlerischen Potenziale der Verbindung von Musik und Text.
Joss Turnbull untersucht klangliche und darstellerische Strukturen in kunstübergreifenden Handlungen. Seine Recherche begrenzt sich auf handwerkliche und athletische Tätigkeiten. Hierbei sollen auch körperliche Zustände und die Dramaturgie dieser Aktionen beobachtet und abschließend in ein Konzept für eine künstlerische Umsetzung formuliert werden.
Der Autor Salman Rushdie wurde im August 2022 zum Opfer eines Attentates. Welche Macht Geschichten, Erzählungen und Bücher haben können, zeigt uns nicht nur die Vergangenheit, sondern reicht bis in die Gegenwart. Winfried Gropper versucht auf persönliche Weise eine Antwort zu finden auf die Frage: Welche Bedeutung können Erzählungen, Märchen und Geschichten haben?
Ines Burdow erarbeitet eine Stückfassung, die auf der Grundlage der Ubu-Reihe von Alfred Jarry beruht. Dabei wird sie anhand der Freiheit als Zwang zum Ungehorsam und der Sklaverei als radikale Selbstermächtigung verdeutlichen, in welchem Maße Begriffe wie „Freiheit“ und „Sklaverei“ bloße Setzungen sind, die beliebig instrumentalisiert und in ihrer Funktion ad absurdum geführt werden können.
Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, das Konzept der Publikumsbeteiligung im Bereich der darstellenden Künste zu untersuchen und zu hinterfragen.
Mit Hilfe von Gerald Siegmunds Text „Against Participation“ (Gegen Partizipation) sollen die verschiedenen Aspekte und Grenzen dieses Konzepts erforscht werden, um daraus einen Vorschlag für eine Aufführung entwickeln zu können.
„Es muss auch mal knallen dürfen!“ – „Ich mag die Reibungsflächen!“ – „Heute ist alles so weichgespült!”– Es gibt unzählige Allgemeinplätze, die bemüht werden, wenn in der Produktion Streit, Stress und Belastung ausgebrochen sind. Der Performer und Regisseur Konstantin Buchholz möchte dem Mythos auf den Grund gehen, der Kampf und persönliches Leid in eine Linie mit künstlerischem Erfolg stellt.
In „LETGO“ steht die Erforschung des Zustands körperlichen Loslassens auf Basis einer Recherche zu Labans Bewegungschören im Fokus. Loslassen als Prinzip der Bejahung steht hier der Verneinung und Erstarrung gegenüber. Ausgehend von Körpern in Extremzuständen fragt die Künstlerin nach dem Gegenstück, einem gelösten, entspannten Körper und danach, inwieweit sich beide Phänomene notwendig bedingen.
Eine Frau bewegt sich durch die Höhle eines Mannes. Die Lachkonserve röhrt. Telemediales Aufblitzen an den Nachmittagen einer Nachwendekindheit. Sitcoms. – Gerda Knoche forscht an Cross-Gender-Darstellungen und am Maskenspiel der Sitcom-Charaktere Charly Harper und Barney Stinson und versucht, über Stereotypen hinaus ein Dazwischen zu erreichen.
Was ist Arbeit? Der Mensch weiß nur, dass es ohne nicht geht, oder doch? Die Beziehung zwischen Mensch und Arbeit scheint zutiefst kompliziert zu sein und macht einen großen Teil jeder Identität aus. Die Frage danach, ob man mit wenig oder ohne Arbeit noch ein „guter“ Mensch ist, kann überwältigend sein. Wie viel Arbeit ist genug und wie viel ist mangelhaft?
Produzieren, Proben, Aufführen – Kunst wie vom Fließband. Doch was würde mit der Kunst und uns passieren, wenn darauf geachtet wird, wie wir Sorge für uns und andere tragen? Mit der Recherche möchte Agnetha Jaunich Self Care und Müßiggang als Methode für tanzkünstlerische Prozesse erproben.
„Memoriere!“ untersucht den menschlichen Körper in seiner Ganzheit als Medium der Speicherung, als Archiv kreativer Prozesse. Wo und wie wird das mentale, physische, emotionale und soziale Geschehen einer Improvisation oder Aufführung in seiner Komplexität in den Akteur*innen gespeichert? Eine Erforschung des Zusammenspiels zwischen Körpergedächtnis, Gehirn, emotionalem und kollektivem Gedächtnis.
Der humanoide Roboter, der als Verkörperung unserer Zukunfts- und Technologieängste durch die Kultur geistert, lässt uns gerne vergessen, dass die allmächtige Maschine bereits existiert und wir schon länger in ihr und durch sie leben. Auf der einen Seite diese Angst, auf der anderen Seite unser oft blindes Vertrauen in Maschinen, diese zunehmende Abhängigkeit: ohne Maschinen geht nichts mehr!
"Wo setzen wir in der Kunstproduktion an, wenn wir das Dazwischen als maßgeblichen Ort der Begegnung verstehen?
Mit verschiedenen Medien (Film, Zeichnung, Sound, Performance etc.) geht Lara Dade mit anderen Künstler*innen auf die Suche nach „Metaxi“ und erkundet dabei das unvorhersehbare Dazwischen. Gemeinsam eignen sie sich diesem an und machen es für ihr Publikum erfahrbar."
In Saylors bisherigen Arbeit als Komponistin in Zusammenarbeit mit Tanz- und Performance-Macher*innen folgte die Klangerzeugung stets einem Konzept, das aus der Sicht des Choreografen entwickelt wurde. Hier werden Prozesse untersucht, bei denen Musik und Klang gleichzeitig und gleichwertig entstehen, wobei die Dimension und Nutzung des Raums als gemeinsame Grundlage berücksichtigt wird.
„Nicht allein“ ist eine Recherchearbeit über das Theater und dessen Wirkung auf das Publikum am Beispiel des Stücks „All das Schöne" von Duncan Macmillan. Kann Theater Menschen in einen tieferen, offeneren Austausch bringen? Weniger allein fühlen lassen, wenn sie sich mit einem schwierigen Thema zurückgelassen fühlen? Für den Moment der Aufführung oder darüber hinaus? Was bleibt dann?
Mit Erfahrungen aus dem Zirkus recherchiert Xilian Jüres zum Thema Wünsche und Utopien im Allgemeinen und im Speziellen. Dabei fokussiert sich der Künstler auf die Möglichkeiten der künstlerischen Darstellung aus nicht-binärer Perspektive.
In „NONVERBAL“ wird untersucht, wie Kleidung und Kleiderobjekte Einfluss auf körperliche, soziale Bewegungen und Interaktionen nehmen und Choreografie gebend sind. Die Frage, welche choreografischen Eigenschaften Kleidung besitzt, sowie die Bedeutung der Rolle als Designer*in und Künstler*in, soll wesentlicher Bestandteil der Forschung sein.
„паляниця“ – ein traditionelles ukrainisches Gebäck und seit 2022 ein Symbol und ein Code. An der Aussprache wird man erkannt oder enttarnt. Martina Lisa kaut an diesem Weißbrot und fragt sich, was Sprache im künstlerischen Bereich kann und was nicht. In Zusammenarbeit mit Kolleg*innen des Kyjiwer Theatre Dramaturhiv wird sie sich zu einer möglichen Antwort durchkauen.
Mitte des 18. Jahrhunderts widmete der Komponist Paganelli dem Baron von Rothenklempenow sechs Kammersonaten. Mit der Rückbesinnung auf diese von Weltoffenheit geprägte Ära, soll dem Ort ein ganz neues unverwechselbares Narrativ beschert werden. Suse Wächter will in ihrer Recherche der Frage nachgehen, inwieweit ein sich auf seine volkstümlichen Wurzeln besinnendes Puppenspiel dies leisten kann.
In Ihrer Residenz „Parallele Welten“ untersucht Annika Ley die Möglichkeiten und Potenziale von digitalen Räumen aus der Perspektive der Bühnenbildner*in. Auf der Suche nach Verbindungen und Schnittstellen zu analogen Bühnenräumen wird in einer praktischen Versuchsanordnung ein neuer performativer Raum entstehen.
„PilesPilesPiles – Recherche zu performativen und materiellen Haufenformationen“ setzt sich mit Praktiken von Anhäufungen auseinander. Die szenografische Recherche interessiert sich spezifisch für rituelle Settings und installative Anordnungen im Kunstkontext. Welche dialogischen und immersiven Situationen lassen sich aus kulturellen Praktiken des Häufens in Rauminszenierungen übernehmen?
Im Forschungsvorhaben „Postdigitales Kinder-und Jugendtheater“ sucht Atischeh Hannah Braun nach möglichen Darstellungsformen digitaler Stoffe in analogen Bühnenvorgängen.
„Bereue ich Mutterschaft oder will ich nur das Patriarchat zerschlagen?“, fragt sich Zoe Goldstein in „Postpartal body: Der Körper nach der Geburt – Energie, Zerfall und Fett“. Dabei untersucht sie lust- und humorvoll Schmerz-, Scham- und Belastungsgrenzen junger Elternschaft und zelebriert das damit einhergehende Chaos, Scheitern und die Scham.
In „Prün/Werk“ (AT) untersucht Merle Mühlhausen die Praxis und die soziopolitische Dimension der traditionellen Handarbeit. Das Forschungsprojekt sucht die Kunst im Handwerk und im generationalen Wissen der Expert*innen und findet Wege, dies szenisch zu präsentieren.
Was können wir gemeinsam tun, das wir alleine nicht können? Die Tanzforschung erkundet die vielfältigen Möglichkeiten, wie sich queere Liebe als Überlebenspraxis manifestieren kann. Was bedeutet es, im Gefolge und inmitten mehrerer konvergierender globaler Krisen intim zusammen zu sein? Intimität erleichtert und verändert Vorstellungen von Gewalt, Vergnügen, Fürsorge, Spiel, Rasse und Geschlecht.
Im Rahmen der Förderung wird die Künstler*innengruppe Feist/Kohrs/Krämer zum Thema Selbstinszenierung, sowie zur Abgrenzung von Fake und Wirklichkeit im Leben und in der medialen Rezeption von Mata Hari recherchieren.
Wie verändert sich eine künstlerische Tätigkeit in Physical Theatre und Artistik mit zunehmendem Alter? Welche Risiken und Chancen liegen in diesem Prozess? Auch die Gesellschaft wird älter, im Sinne des demographischen Wandels. Wie verändert sich das Publikum, welche Themen werden wichtig? Diese Recherche untersucht diese Fragen und ihr Potenzial für einen kreativen Umgang damit.
Das Kuratieren experimenteller Bühnenformate unterliegt einer Vielzahl von Herausforderungen und wird insbesondere nach den Erschütterungen durch die Pandemie und das Auslaufen vieler damit verbundener Förderprogramme nicht einfacher. Neue Wege müssen ausprobiert werden. Die Resultate der diesbezüglichen Auseinandersetzung sollen in einigen Veranstaltungen im Jahr 2023 angewendet werden.
Ylva Jangsell beschäftigt sich mit dem Thema mentale Gesundheit bzw. Ungesundheit mit Fokus auf die weibliche Perspektive. Sie untersucht zwei soziale Phänomene: die „Sad girl culture“ aus unserer Zeit und die „Dancing mania“ aus dem Mittelalter. Sie möchte herausfinden, ob diese als Symptome verschiedenster systemischer Unterdrückungsmechanismen unserer Gesellschaft verstanden werden können.
Im Projekt „SOUND OF DANCE“ erforscht Sebastian Weber neue technische Lösungen zur Verstärkung und zur kreativen Manipulation des Klangs von Stepptanz, Body Percussion und Bewegung. Ziel ist, den Klang von Tanz in audiophiler Qualität hörbar und nutzbar zu machen.
In ihrer Forschungsarbeit möchte Alica Weirauch dem Phänomen Chemnitz auf den Grund gehen. Sie möchte diese Stadt verstehen und die Menschen, die in ihr leben. Dafür wird sie verschiedenste Interviews führen. All diese Gespräche, sowohl mit Expert*innen aus den Bereichen Psychologie, Städtebau und Geschichte, als auch mit Chemnitzer*innen, werden als Audiodatei festhalten.
Anka Liebe widmet sich in ihrer Recherche Objekt- und Subjekt-Beziehungen in unserer Gesellschaft. Ein Weg aus objekt- zu subjektbasierten Beziehungen ist das Spiel und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Sie ist eine befreiende und verbindende Kraft, aus der Kokreativität entsteht, und die wirkliche Veränderungen und Antworten auf unsere herausfordernde Zeiten bieten kann.
Die OFF Bühne Komplex aus Chemnitz und der Dramaturg Matthias Sterba vom Theaterkollektiv gruppe tag forschen gemeinsam an szenischen Entwürfen für einen Messenger-Walk durch den Stadtteil Sonnenberg. Sie gehen der Frage nach, wie ein Messenger Walk durch Sonnenberg aussehen kann und wie sich das Publikum interaktiv einbinden lässt.
Bettina Marugg entwickelt seit einiger Zeit Sprechchor-Stücke. In „TALKING NATURE“ lotet sie erstmals die Verbindung von literarischen und biografischen Texten aus: welche Reibungen, welche Echoräume, welches Spiel mit Rhythmen und inhaltlichen Verschränkungen sind möglich? Dabei widmet sie sich thematisch Aspekten des Verhältnisses von Mensch und Natur.
In „tame titans …“ werden Auswege gesucht aus menschenzentriertem Denken, Handeln, Deuten und künstlerischem Schaffen, wobei die wortlose Sprache der Pflanzen erkundet wird. Es werden Wechselwirkungen und Bewusstseinsänderungen erforscht, indem pflanzliche Materie und menschliche Materie in Beziehung gesetzt werden und der menschliche Körper pflanzlicher Welt und Witterung ausgesetzt wird.
„Taumel's Tagebuch“ ist eine hybride Recherche, bestehend aus Interventionen mit einem Textilobjekt, im öffentlichen Raum und mit digitalem Blog.
Die Interventionen und das digitale Reisetagebuch geben Einblick in die fabelhafte und gefahrenvolle Welt des Insekts Taumel inmitten der fremden Weiten Berlins.
Eine Reise zu Bauruinen am Meer in Griechenland. Eine Odyssee auf der Suche nach dem perfekten Blick auf die Landschaft, das Meer und den Horizont – aus Gebäuden, die wie Bühnen dafür geschaffen scheinen. Szabo – in Form eines überfreundlichen, unkritischen Avatars – reist seinem echten Körper voraus. Versehen mit einem alten Portraitfoto, dass seinen aktuellen Zustand nur unzureichend abbildet.
Wie kann die Sprachbarriere im Theater überwunden werden? Ist es möglich, durch Elemente aus Tanz, Physical Theatre und der Bildenden Kunst das Sprechtheater so zu unterstützen, dass es Gehörlosen oder nicht deutsch sprechenden Menschen zugänglich ist? Anhand des Klassikers „Hamlet“ widmet sich Stella Wiemann dieser Frage und forscht an einer neuen, Sprachkenntnis unabhängigen Übersetzung.
Während ihrer Residenz beschäftigt sich die Schauspielerin und Theatermacherin Olga Feger mit verschiedenen Methoden und Ansätzen von subversiven Theaterformen, dem Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal. Sie geht der Frage nach, wie sie diese Methoden mit ihrer künstlerischen Praxis kombinieren und neue Formate daraus entwickeln kann.
Am theater wrede+ in Oldenburg forscht das Syndikat Gefährliche Liebschaften nach Formen und Strategien, mit denen das Format „Live-Talkshow“ als Diskursverstärker und Publikums-Binder fürs Theater funktionieren kann. Dabei fragen sie, wie Kompliz*innenschaft zwischen Künstler*innen und Publikum als Voraussetzung für dieses Format gelingt.r
Anneliese Ketterer recherchiert in „Touch down – Der Boden und sein Tanz“ die Bedeutung des Bodens für den Zeitgenössischen Tanz und die veränderte Wahrnehmung und Reaktion von Performer*innen in Zeiten drastischer Umweltveränderungen. Sie untersucht, wie mit Hilfe eines Erdobjekts des originalen Tanzbodens einer Performance weitere multimediale Verbindungen zum Boden hergestellt werden können.
Dorothee de Place sammelte bisher in diversen Projekten Erfahrungen, wie Barrierefreiheit und Zugänglichkeit in den darstellenden Künsten, insbesondere für Künstler*innen und ein Publikum mit Sinneseinschränkungen, geschaffen werden könnten. Gemeinsam mit als behindert gelabelten Kolleg*innen entwickelt sie nun Transferformate für kommende und aktive Künstler*innen, die diese Arbeit weitertragen.
In ihrer künstlerischen Recherche beschäftigt sich Ruby Behrmann mit der Vergänglichkeit des Körpers und dem Transit zwischen Leben und Tod. Behrmann bewegt sich zwischen Sensibilität und Skurrilität, zwischen dokumentarischem Material und fiktionalen schaurigen Elementen, zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit.
Der Reiz und das Potenzial des zufälligen Moments, der spontanen Begegnung mit dem Anderen, soll im Rahmen der Residenz erforscht werden. Was entsteht, wenn die Suche nach dem Zufall im Mittelpunkt steht? Fragen nach Authentizität, Perspektiven, sollen mittels performativer Strategien untersucht und befragt werden.
Wie können wir in der heutigen ökologischen Situation noch Theater machen? Was können wir mit nur dem, was wir beim Spazierengehen finden, erschaffen? Wo ist Kreation möglich? Im Rahmen ihrer Residenz wird sich Léa Duchmann mit Solastalgie und Eco Anxiety auseinandersetzen. Können allegorische Darstellungen als Katharsis für diese durch Umweltveränderungen hervorgerufenen Emotionen dienen?
Rezig/Opitz möchte künstlerische Handlungsspielräume des Auditiven neu ausloten und den Fokus dabei auf interdisziplinäre Strategien zwischen Konzert und darstellender Kunst setzen. Dabei werden bereits bestehende künstlerische Arbeiten untersucht und eigene künstlerische Strategien entwickelt. Die politischen Potenziale des Zuhörens sollen dabei in den Vordergrund treten.
Die schier unerschöpfliche Vielfältigkeit von Papier wird erkundet: ausgehend von Herstellung, Beschaffenheit, Festigkeit und Struktur – über dessen Klang und Haptik bis hin zu dessen Sinnlichkeit und künstlerischem Ausdruck. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf Papier als wandelbares, sinnliches und nachhaltiges Material für die Theaterbühne.
Von wem und wie wird Wissen produziert? Wie können wir uns die heutige Epistemik neu vorstellen? Das Arbeitsmaterial ist Joropo – ein folkloristischer Tanz und Musik aus der Region der Los Llanos in Venezuela und Kolumbien. Anhand dessen werden die Möglichkeiten der Klangerzeugung als Weg zur Dekolonisierung des Verständnisses von Wissensproduktion und -rezeption in der heutigen Zeit erforscht.
Post-Organic Bauplan plant eine theoretisch-praktische Untersuchung verschiedener Anwendungen als Praktiken des Widerstands, die Elemente aus der darstellenden Kunst und der adaptiven Biologie der Insekten verbinden. Dabei beziehen sie sich auf die Entwickler*innen und Nutzer*innen von Prothesen und widmen sich der Verwendung von Prothesen als unabhängige Schöpfer in sozialen Netzwerken.
Das Recherchevorhaben „various stages of the in-between“ befasst sich mit der Spannung und dem Raum zwischen der Etablierung von Bewegung und der stetigen Suche nach Veränderung ebendieser – Veränderung als Motor zur Bewegung.
Die Mitglieder der Forschungsgruppe werden sich mit technologisch vermittelten Sinneserfahrungen, Körper- und Raumwahrnehmungen beschäftigen. Marina Dessau experimentiert mit Out-of-Body-Präsenz und taktilem Feedback. Arne Vogelgesang baut Avatare für körperliche (Grenz-)Erfahrungen in VR. Markus Wagner erforscht bewegte Wahrnehmung als performative Grundlage von VR-Interaktionen.
Asta Nechajute taucht ein in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zweier menschlicher Lebensgrundlagen: Wasser und Energie. Wie ist der Stand der Dinge? Haben wir bereits Lösungswege? Oder bleibt alles wie gehabt? Im Rahmen ihrer Residenz wird die Künstlerin solchen Fragen nachgehen, um eine Ideen-Fusion zu einer theatralen Utopie zu schaffen.
Wie nehmen wir Geschichten wahr und vor allem Märchen? Wer erzählt diese Geschichten und wer wird vergessen? Wie können wir Geschichten, die wir auf Bühnen erzählen, neu denken und einen Raum schaffen, in dem alle Platz finden? Ein Gedankenexperiment von Canan Venzky über das Aufreißen der Normgesellschaft und das Neuschreiben von Geschichten, die wir alle kennen.
In der Recherche werden Gesten und performative Taktiken entwickelt, welche die Parameter von Demonstrationen und Protesten dekonstruieren und zweckentfremden. Das Vorhaben soll die Grundlage für eine spekulative Aufführungsform zwischen Alltag, Performance und Demonstration bilden.
„What is this loneliness“ möchte mithilfe theoretischer Grundlagen und Selbstversuchen den Begriff der Einsamkeit erfühlen und ihn klar von dem des „Allein Seins“ abgrenzen. Kann Einsamkeit durch äußere und innere Faktoren beeinflusst und vielleicht sogar in etwas Positives verkehrt werden? Und wie kann dieser innere Prozess an ein Publikum übermittelt werden?
Ausgehend von persönlichen Erfahrungen beschäftigt sich Anja Gessenhardt mit dem Thema sich verändernder Verletzlichkeit in Eltern-Kinder-Konstellationen, die durch Alter und Krankheit der Eltern ausgelöst wird. Methoden der Recherche sind Interviews sowie die körperliche Auseinandersetzung mit dem Interviewmaterial mit Mitteln des physischen Theaters und am Chinese Pole.
Was ist Identität? Ist sie wichtig für das Überleben? Verändert sie sich, wenn man in ein anderes Land zieht? Beeinflusst Kultur die Veränderung von Identitäten? Um diese Fragen zu erörtern, werden innerhalb von zwei Monaten Videointerviews mit fünf befragten Flüchtlingen, Migrant*innen und Einheimischen durchgeführt, die verschiedene Kulturen und Länder repräsentieren.
Das Recherchevorhaben „WIE DIE ROMANFIGUR RAY IM ECHTEN LEBEN LEBT“ geht von der Annahme aus, dass der Forscher eine Romanfigur sei, der somit kaum einen Einfluss auf den Fortgang der Dinge haben würde. Durch diesen „Trick“ nimmt er alles intensiver und wacher wahr – eine Innen- und Außenbetrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln.
Die Performance „Wie es in den Wald schallt - hear my voice and answer me“ beschäftigt sich mit dem physikalischem und mystischem Phänomen des Echos. Als Nymphen, die verflucht sind, alles Gesagte zu wiederholen bis zur Auflösung, untersuchen die Performer*innen diese Technik, und versuchen durch Wiederholung Inhalte zu verwandeln und zu reinem Sound werden zu lassen.
„Worlding Weeds Residency“ ist eine künstlerische Erforschung der Geschichten, Bedeutungen und Potenziale von Unkraut. Die Künstlerin und Mitbegründerin von hooops, Astarte Posch, lädt eine vielfältige Zukunftsforschungsgruppe ein, mit dem Ziel, performative Zugänge zu Unkraut zu schaffen und von diesem für eine mögliche Zukunft zu lernen.
Die Recherche untersucht auf der sprechtechnischen Ebene den Stimmeinsatz am luftartistischen Apparat Vertikalseil. Ziel ist es einerseits, die Voraussetzungen für den freien Atem- und Stimmfluss während hochphysischer Bewegung zu ergründen, andererseits soll eine Methode entwickelt werden, um die Stimme als improvisatorisches Mittel zur Erweiterung des Bewegungsrepertoires am Seil einzusetzen.
Eine künstlerische, performative und musikalische Recherche über Klischees von Mutterschaft und den damit einhergehenden Tabus. Anhand der Modelle des Queer-Feminismus und der Tradwife-Subkultur werden Selbstinszenierungen erforscht und performative Strategien des Empowerments gemeinsam mit einem diversen Frauennetzwerk erprobt.