Initialförderung (Mai 2019)
Date of the jury meeting: 12 June 2019
Projects funded: 10
Um 1900 war der Zirkus in Deutschland eine überaus erfolgreiche Theaterform. Die damaligen Insze-nierungen entsprechen selten der heutigen Vorstellung vom traditionellen Zirkus. Zeitgenössische Zirkusproduktionen sind gegenwärtig in die Spielpläne von Theatern integriert, eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zum Zirkus in Deutschland findet jedoch kaum statt. Mit der Recherche „30 000 Liter Spreewasser stürzten aus der Kuppel“ - Zirkus in Berlin werden För Künkel und Mirjam Hildbrand sich dieser theatergeschichtlichen Lücke widmen.
Die Wahrnehmung ist kulturell geprägt und lässt ein Körperverständnis mit bestimmten Hierarchien entstehen. Doch was, wenn diese Hierarchien in Frage gestellt und damit die Bewegung und Darstellung des weiblichen Körpers reflektiert wird? Die Suche nach einem feministischen Körper: Ein neues Bewegungsarchiv beginnt für Natalie Riedelsheimer und Caroline Alves mit der Betrachtung von weiblichen Körpern auf Foto- und Filmmaterial von Widerstandsbewegungen und mit der Arbeit von Agnès Varda.
GGG-HQ - Ging nicht, Geht nicht, Geht doch Headquarter ist ein Labor von Merle Vorwald, Sara Wendt und Tea Palmel, das sich mit rechtsradikalen Strukturen in Niedersachsen befasst. Grundlage bilden Auseinandersetzungen mit dem rechtsradikalen Großvater, Studien zur rechtsradikalen Identi-tätsbildung nach 1945 und häusliche Artefakte und Alltagsgegenstände, die noch immer als Zeugen der NS-Zeit überdauert haben. Das digitale Headquarter, eine Online-Plattform, wird die gefundenen Zusammenhänge und Rechercheergebnisse dokumentieren.
Die Tendenzen an ungewöhnlichen Orten zu inszenieren, erfordern einen flexiblen Umgang mit dem Medium Licht. gamut inc wollen Im Takt der Zeit mit Licht die mittlerweile erschwingliche computergesteuerte Lichttechnik erforschen, die es freien Gruppen ermöglicht, komplexe Lichtchoreographien zu produzieren und eine künstlerisch-technische Souveränität an freien und ungewöhnlichen Spielstätten zu gewährleisten. Die Forschung wird den aktuellen Wissenstand zum Thema bündeln, und Möglichkeiten für eine eigene Sprache und Ästhetik erschließen.
Der sowjetische Konstruktivismus ist als wichtige Architektur-Epoche ein Beispiel für den utopischen Geist der UdSSR. Programmatisch ist das erste Hochhaus der UdSSR, das Gosprom Gebäude in Kharkiv. Das post theater möchte dieses Gebäude in seiner Recherche Leaving/Living Utopia - Konstruktivismus und Augmented Reality-Tanz auf seine Nutzungsgeschichte und identitätsstiftende Funktion untersuchen. Was bedeutet der Utopismus des Konstruktivismus für die Identitäts-politik in der heutigen Ukraine zwischen Russland und dem Westen?
Narrative um die Entstehung der ostdeutschen Plattenbauten sind mit den Mitteln der Darstellenden Künste noch wenig erforscht. Die Recherche Plattenbauten - Inseln der Gegenwart von Sarah-Marleen Methner und Maximilian Hanisch untersucht wie Erzählungen und Architekturutopien den Bau der seriell gebauten Wohneinheiten rechtfertigten und die Identität und Wahrnehmung der Ostdeutschen Bevölkerung im Vergleich zu BewohnerInnen von Plattenbauten in anderen Ländern beeinflussten.
Etymologisch geht „Entsiffung“ auf die Syphilis zurück, die im 19. Jahrhundert mit „undeutschem“ Lebenswandel verbunden wurde. Historisch, wie aktuell, vereint er Antisemitismus und Antifeminismus mit dem Hass auf das Sexuell-Befreite und Anti-Identitäre. (Verbale) Angriffe gegen die vermeintlich „versiffte“ Kulturlandschaft sind gegenwärtig. Vor diesem Hintergrund lenkt Tina Turnheim mit RADICAL SYPHILIS den Fluss der Hate Speech um und sucht nach einer Sprache, die das Vermischt-Fluide huldigt.
Gegenstand der Recherche zum Thema 'Kinderhäftlinge in NS-Konzentrationslagern' der Theaterwerkstatt Göttingen ist die Untersuchung einer künstlerischen Umsetzung dieses Themas im Jugendtheater. Dazu werden ästhetische wie formale Herausforderungen für dieses sensible Recherchematerial hinterfragt und inhaltliche Aspekte in den KZ-Gedenkstätten Bergen-Belsen und Auschwitz recherchiert. Im Fokus stehen Selbstzeugnisse der Kinder-Überlebenden und die Frage danach, wie eine zukünftige Erinnerungskultur im Jugendtheater aussehen kann?
Doppelgängerinnen oder impersonators, mimen und vereinnahmen ein anderes – oft berühmtes – Ich. Einige zu Zwecken der Unterhaltung, andere um zu betrügen. In der Recherche Thieves Like Us wird Melanie Jame Wolf impersonation als einzigartigen Modus von Performance und als popkulturelles Phänomen erkunden und dessen Geschichte, Techniken und Vokabular nachzeichnen. Ein Thema, das unablässig relevant für den gegenwärtigen Performance-Diskurs ist und die Unterscheidung von „Kunst“ und „Unterhaltung“ auf diesem Feld untersucht.
Krieg, Elend, Vertreibung und Humor. Wie geht das zusammen? Maja Zeco und Ina Arnautalic haben während des Krieges in Bosnien und Herzegowina am eigenen Leibe erfahren, wie Humor zu einer der wichtigsten Überlebensstrategien wurde. Mit Was haben wir gelacht – Humor als Überlebensstrategie wollen sie herausfinden, inwieweit andere Menschen in Konflikt- und Kriegsgebieten ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Da das Teilen von schönen Erinnerungen und von weniger Schönem, Identität schafft und eine Plattform für Kommunikation bildet.