Chemnitz: DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN

Forum für Kunst, Freiheit und Demokratie: Deutschland & Europa
Der Fonds Darstellende Künste setzt seine bundesweite Veranstaltungsreihe „Die Kunst, Viele zu bleiben – Bundesweite Foren für Kunst, Freiheit und Demokratie“ fort und ist am 21. und 22. Mai 2025 in der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz zu Gast – mit Positionen aus Kunst und Medien und einer filmischen Reise zwischen Weimarer Klassik, Markt- und Logenplätzen.
# Vorträge + Gespräch
21. Mai 2025, 19:30 Uhr │Hartmann Fabrik
„Die Kunst, Viele zu bleiben“ ist besonders herausgefordert, wenn die Demokratie – das Miteinander der Vielen – von autokratischen Kräften bedroht ist. Welche Rolle hat in diesem historischen Augenblick die Kunst? Kann und sollte sie Freiheit und Gemeinsinn vermitteln, existentielle Brüche heilen, positive Zukunftsbilder entwickeln?
Finden die Künste überhaupt Aufmerksamkeit, wenn Politik zur Performance für das transformationsmüde Publikum wird? Wenn Verhandlungen über Krieg und Frieden als „great television“ präsentiert werden? Wie können gerade die Darstellende Künste zur demokratischen Praxis bewegen, zur Teilhabe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Mit Vorträgen von: Philipp Ruch (Zentrum für Politische Schönheit), Sasha Marianna Salzmann (Dramatiker*in), Simon Strauß (Autor, Journalist). Im Anschluss Podiumsgespräch, moderiert von Natascha Freundel (rbb).
Das Gespräch wird aufgezeichnet und im bekannten rbb-Format „Der zweite Gedanke“ auf radio3 gesendet und als Podcast bereitgestellt.
Hartmann Fabrik, Fabrikstraße 11, 09111 Chemnitz
Es diskutieren:
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Philipp Ruch
© Gene Glover
Philipp Ruch
Philipp Ruch ist Philosoph und Aktionskünstler. 1981 in Dresden geboren, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit. Er bezeichnet sich als moralischen Hardliner und gehört zur Generation der Regisseure, die nach Schlingensief das Theater als künstlerische Form, nicht länger als Anstalt betrachten. Ruch studierte politische Ideengeschichte und promovierte in antiker Gewaltgeschichte („Ehre und Rache. Eine Gefühlsgeschichte des antiken Rechts“) mit Auszeichnung.
2015 erschien „Wenn nicht wir, wer dann?“, das die diskursive Dominanz naturwissenschaftlicher Deutung in Frage stellt und eine Reihe „toxischer Ideen“ identifiziert, die jede humane Selbstbetrachtung des Menschen unmöglich machen. Im Herbst 2019 erschien „Schluss mit der Geduld“ über das Verhältnis von Phantasie und Humanität und das Ende der innenpolitischen Appeasement-Politik („Mit Rechten reden“).
Das Bundesinnenministerium erließ 2019 ein Auftrittsverbot gegen Ruch, weil er die Gesellschaft, so eine Sprecherin des BMI, spalte – wohlgemerkt mithumanistischer Radikalität. Das rechtsextreme und bis heute straffrei gebliebene „Hannibal“-Netzwerk führt ihn für den „Tag X“ auf seiner Todesliste („Franco A.“). Der Staat ermittelte 16 Monate wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ gegen ihn (mit der „kriminellen Vereinigung“ war das ZPS gemeint).
Seine Arbeiten kreisen um die Erfahrung von Gewalt und die Macht von Geschichte und Fiktion. Die Verarbeitung der Schockerfahrung der westlichen Handlungsunfähigkeit im Angesicht neuerlicher Bevölkerungsmorde durchzieht sein gesamtes Werk. Zahlreiche Inszenierungen: GORKI Theater, Münchner Kammerspiele, Theater Neumarkt, Wienwoche, Berlin Biennale, Schauspiel Dortmund, Steirischer Herbst, NGBK. -
Sasha Marianna Salzmann
© Benedetta Senin
Sasha Marianna Salzmann
Sasha Marianna Salzmann ist Theater- und Romanautor*in, Essayist*in und Kurator*in und war Mitbegründer*in des Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext. Salzmanns Theaterarbeiten erhielten zahlreiche Preise und sind in über 20 Sprachen übersetzt. Salzmann war Hausautor*in des Maxim Gorki Theaters Berlin und künstlerische Leitung der Theaterbühne Studio Я. 2017 erschien im Suhrkamp Verlag Salzmanns Debüt „Außer sich“. Der Roman erhielt zahlreiche, auch internationale, Ehrungen. 2021 erschien der zweite Roman „Im Menschen muss alles herrlich sein“, der, wie das Debüt, für den Deutschen Buchpreis nominiert war und mit dem Preis der Literaturhäuser sowie dem Hermann-Hesse-Literaturpreis geehrt wurde. 2024 erschien, ebenfalls bei Suhrkamp, der Band „Gleichzeit“, eine Korrespondenz zwischen Ofer Waldman und Sasha Marianna Salzmann, zu der Welt nach dem 7. Oktober 2023. 2024 ist Sasha Salzmann Preisträger*in des renommierten Kleist-Preises, mit dem das literarisches Gesamtwerk ausgezeichnet wird.
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Simon Strauß
© Julia Zimmermann
Simon Strauß
Simon Strauß, geboren 1988 in Berlin, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist Mitgründer des Vereins Arbeit an Europa e.V. und war Initiator des europäischen Zeitzeugenprojekts „European Archive of Voices“. 2017 promovierte er an der HU Berlin mit einer wissenschaftshistorischen Arbeit über Konzeptionen römischer Gesellschaft bei Theodor Mommsen und Matthias Gelzer. Als Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist Strauß für den Bereich Theater zuständig. Außerdem ist er regelmäßig als Moderator im „Podcast für Deutschland“ der FAZ zu hören.
2017 erschien Strauß’ literarisches Debut „Sieben Nächte“. Es folgten die Autofiktion „Römische Tage“ (2019) und die Novelle „Zu Zweit“ (2023). Mit seinem Band „Spielplanänderung“ hatte er 2022 namhafte Autoren dafür gewinnen können, vergessene Theaterstücke neu für die Bühne zu entdecken.
# Film
22. Mai 2025, 16:00 Uhr │Kino Metropol
Die Schauspieler*innen Tina Pfurr und Hauke Heumann begeben sich in „Die Kunst, Viele zu bleiben“ auf eine filmische Reise durch acht Städte und sammeln zwischen Dresden, Erfurt und Berlin starke Stimmen aus Kunst, Politik und Wissenschaft. Zwischen Markt- und Logenplatz, Neubausiedlung und Weimarer Klassik suchen sie das Verbindende der Künste in Geschichte, Gegenwart und Zukunft.
Filmvorführung, anschl. Gespräch mit Regisseur Felix Meyer-Christian
Kino Metropol, Zwickauer Str. 11, 09112 Chemnitz
Anmeldung
DIe Veranstaltungen sind bei freiem Eintritt. Um Anmeldung über nachfolgendes Kontaktformular wird gebeten.
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"Die Kunst, Viele zu bleiben - Forum für Kunst, Freiheit und Demokratie: Deutschland & Europa" ist eine Veranstaltung des Fonds Darstellende Künste in Kooperation mit Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH und radio3 des rbb.