Tabori Preis 2020
Am 20. Mai 2020 verlieh der Fonds Darstellende Künste zum 11. Mal den Tabori Preis, die bundesweit höchste Auszeichnung für die Freien Darstellenden Künste. Die Preisjury wählte dabei die Gewinner*innen aus allen Gruppen und Künstler*innen, die in den vergangenen 5 Jahren vom Fonds Darstellende Künste befördert wurden.
Die Preisträger*innen
Mit dem Tabori Preis 2020 wurde das deutsch-englische Theaterkollektiv Gob Squad ausgezeichnet, „das seit über 25 Jahren die nationale wie internationale Theaterästhetik maßgeblich beeinflusst hat und das damit zu den Pionieren einer neuen zeitgenössischen Kunstproduktion in den Freien Darstellende Künsten geworden ist“, so die Preisjury in ihrer Begründung.
Die Tabori Auszeichnungen 2020 gingen an Anta Helena Recke, „die in ihren Arbeiten auf die Frage nach Diversität insistiert, Diskursansätze wirksam in einer großen Öffentlichkeit verhandelt, eine repräsentationskritische Ästhetik entwickelt und damit nachhaltig in die strukturelle Arbeit von Theater eingreift“. Ebenfalls mit der Auszeichnung wurde Christoph Winkler geehrt, den die Jury für „die künstlerische Kontinuität [auszeichnet], mit der er es auf einmalige Weise versteht, relevante gesellschaftspolitische und brisante persönliche Themen in die Sprache des Tanzes zu übersetzen und dabei unser Verständnis von Nationalitäten, Generationen und Kulturen als Konstruktionen in Frage zu stellen.“
Preisverleihung
Die Preisträger*innen und Ausgezeichneten 2020 erhielten ihre Ehrung auf bisher einmalige Art und Weise in der Geschichte des Tabori Preises; mit einem Unboxing-Preisverleihungs-Video-Stream.
Diese Online-Verleihung enthielt alle Zutaten einer Preisverleihung: mit Grußworten vom Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste Holger Bergmann, dem Vorsitzenden des Fonds Prof. Dr. Wolfgang Schneider, einer Ehrung der Preisträger*innen und Ausgezeichneten durch den Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa Dr. Klaus Lederer sowie dem Verlesen der Jurybegründungen durch die Juror*innen: Sabine Gehm (Tanz Bremen), Martina Grohmann (Theater Rampe) und Annemie Vanackere (HAU Hebbel am Ufer) und dennoch ist in diesem Jahr alles etwas anders.
Preisjury 2020
Die fünfköpfige Fachjury wählt die Gewinner*innen aus allen Gruppen und Künstler*innen, die in den vergangenen fünf Jahren vom Fonds Darstellende Künste befördert wurden. 2020 bestand die Preisjury aus den folgenden Juror*innen:
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Martina Grohmann
Dramaturgin, Intendantin Theater Rampe | Stuttgart
© Felix GrünschloßMartina Grohmann
Dramaturgin, Intendantin Theater Rampe | StuttgartMartina Grohmann, geboren in Mödling bei Wien, studierte Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Sie begann als Produktionsleiterin beim steirischen herbst 98 und 99. Ab 2000 war sie als Dramaturgin am Staatstheater Kassel, am LTT Tübingen, am Theater Heidelberg, wo sie 2005 bis 2007 die Spielstätte zwinger1 für Autorentheater und Projekte leitete, und am Theater Basel engagiert. Als Gastdramaturgin arbeitete sie außerdem an der Schaubühne Berlin und am Schauspiel Frankfurt. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Dramatik, Stückentwicklungen sowie interdisziplinären Formaten und Festivals. Seit August 2013 ist sie gemeinsam mit Marie Bues Intendantin des Theater Rampe.
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Ilka Schmalbauch
Rechtsanwältin (Deutscher Bühnenverein)
© privatIlka Schmalbauch
Rechtsanwältin (Deutscher Bühnenverein)Rechtsanwältin und Leitung Recht/Internationales des Deutschen Bühnenvereins. Studium der Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte an der Universität Regensburg und der Universität zu Köln. Geschäftsführung des Rates für darstellende Kunst und Tanz des Deutschen Kulturrats, Vertretung des Rates für darstellende Kunst und Tanz in den Fachausschüssen Arbeit und Soziales sowie Europa des Deutschen Kulturrats. Mitglied im Ausschuss für Europäische Sozialpolitik der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Stellvertretendes Präsidiumsmitglied im Arbeitgeberverband PEARLE* – Live Performance Europe, Vertretung des Deutschen Bühnenvereins und PEARLE* im Sozialen Dialog der Europäischen Union. Mitautorin der Loseblattsammlung „Bühnen-und Orchesterrecht“. Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Tanz – Transition Zentrum Deutschland sowie im Beirat der Künstlersozialkasse. Ilka Schmalbauch war viele Jahre Vorstandsmitglied des Fonds. Sie hat 2023 nicht mehr kandidiert, berät aber den Vorstand und die Geschäftsführung weiterhin in Personal- und Rechtsfragen.
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Prof. Dr. Wolfgang Schneider
Vorstandsvorsitzender Fonds Darstellende Künste & Wissenschaftliche Leitung Forschungsprogramm
© PAP Branchentreff des LAFT Berlin Foto Mathias VoelzkeProf. Dr. Wolfgang Schneider
Vorstandsvorsitzender Fonds Darstellende Künste & Wissenschaftliche Leitung ForschungsprogrammWolfgang Schneider war Gründungsdirektor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Cultural Policy for the Arts in Development“ (2014 – 2020). Er war der erste Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland, Vorsitzender des Theaterbeirates Niedersachsen, Mitglied des Beirates Tanz und Theater des Goethe-Instituts und als Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages Berichterstatter u.a. für das Kapitel Theater. Er ist Vorsitzender des Fonds Darstellende Künste e.V., persönliches Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, Vertrauensdozent der Friedrich Ebert-Stiftung, Mitglied des Bundesvorstandes des Kulturforums der Sozialdemokratie, Mitglied des Vorstandes der Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V., Mitglied des Internationalen Theater-Instituts, Mitglied des Rates für darstellende Kunst und Tanz im Deutschen Kulturrat, Ehrenmitglied der ASSITEJ Deutschland und der Schweiz, sowie Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche. 2018 wurde er wegen seines ehrenamtlichen internationalen Engagements vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Theaterpolitik, Herausgeber u.a. von „Theater und Schule. Handbuch zur kulturellen Bildung“ (2009), „Theater und Migration. Herausforderungen für Kulturpolitik und Theaterpraxis“ (2011), „Theater entwickeln und planen. Kulturpolitische Konzeptionen zur Reform der Darstellenden Künste“ (2014), „Theatermachen als Beruf. Hildesheimer Wege“ (zusammen mit Julia Speckmann, 2017); „Partizipation als Programm. Wege ins Theater für Kinder und Jugendliche“ (zusammen mit Anna Eitzeroth, 2017), „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“ (zusammen mit Henning Fülle und Christine Henniger, 2018), „Theater in der Provinz. Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe als Programm“ (zusammen mit Katharina Schröck und Silvia Stolz, 2019); „Theater in Transformation. Artistic Processes and Cultural Policy in South Africa“ (zusammen mit Lance Lebogang Nawa, 2019).
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Aenne Quiñones
Kuratorin, Dramaturgin, Autorin, seit 2012 stellv. künstlerische Leiterin des HAU Hebbel am Ufer | Berlin
© Dorothea TuchAenne Quiñones
Kuratorin, Dramaturgin, Autorin, seit 2012 stellv. künstlerische Leiterin des HAU Hebbel am Ufer | BerlinNach ihrem Studium an der Humboldt Universität zu Berlin arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Künste der DDR. 1996 war sie Mitbegründerin und bis 2003 Kuratorin des Theaterfestivals „reich & berühmt“. Von 1997 bis 2002 leitete sie den Bereich Theater/Performance im Podewil, Zentrum für aktuelle Künste in Berlin. Hier realisierte sie diverse Koproduktionen, Gastspiele und internationale Festivals, u.a. 1997 das Festival „Live Art – New theatre for the 90s“ mit jungen britischen Performer*innen. An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz arbeitete sie von 2002 bis 2011, hier v.a. als Kuratorin für die Volksbühne im Prater. 2010 und 2012 war sie künstlerische Leiterin des Theaterfestivals »Favoriten« in Dortmund und während der Spielzeit 2011/2012 Dramaturgin am Residenztheater München. Diverse Veröffentlichungen, u.a.: René Pollesch, „Liebe ist kälter als das Kapital“, Hamburg 2009 und Postdramatisches Theater in Portraits/Gob Squad „What are you looking at?“, Berlin 2020.