Geschichte des Fonds
1985 - Gründung
Der Fonds Darstellende Künste ist auf Initiative der im Deutschen Kulturrat / Sektion Darstellende Künste vertretenen Mitgliedsorganisationen im Jahr 1985 als Verein bürgerlichen Rechts gegründet worden und fördert seit 1988 Projekte aller Sparten der Darstellenden Künste.
2004 - Erhöhung der Fördermittel & Erweiterung der Arbeitsfelder
Durch Beschluss des Deutschen Bundestages erhielt der Fonds 2004 eine Verdopplung seiner bisherigen Fördermittel auf eine Million Euro. Diese Budgeterhöhung ermöglichte dem Fonds ab 2005 die Erweiterung seiner Arbeitsfelder von ausschließlich nationaler Förderung zur Unterstützung internationaler Kooperationsprojekte im Kontext der EU-Erweiterung. Seitdem setzte der Fonds auch kultur- und theaterpolitische Themenfelder auf seine Agenda, regte notwendige Debatten zur Weiterentwicklung der Darstellenden Künste an und realisierte federführend komplexe Studien und Symposien zu den Förderstrukturen sowie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland.
Einen Meilenstein in der Arbeit des Fonds stellten die 2005 erstmalig durchgeführten Studien zu den komplexen ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen des professionellen Freien Theaters und Tanzes in Deutschland und das sich anschließende nationale Symposium 2006 dar. Im Zentrum der Untersuchungen standen die Förderstrukturen in Kommunen und Ländern, Stiftungen und Unternehmen. Das nationale Symposium unter Beteiligung von Künstler*innen, Politiker*innen, Vertreter*innen von Förderinstitutionen, Stiftungen und Unternehmen verschaffte dem Freien Theater und Tanz maßgebliche Impulse und öffentliche Aufmerksamkeit. Die erstmalige Anhörung vor dem Kulturausschuss des Deutschen Städtetages zu Fragen der Freien Theater- und Tanzschaffenden und die Herausgabe des bis heute aktuellen Standardbuches „Freies Theater in Deutschland – Förderstrukturen und Perspektiven“ in 2007 komplettierten die kulturpolitische Offensive des Fonds Darstellende Künste.
2007 schloss sich ein weiteres internationales Symposium an: „Europäisch kooperieren und produzieren“, das der Fonds gemeinsam mit dem Internationalen Theaterinstitut (ITI Germany) und der Akademie der Künste durchführte. 200 Beteiligte aus 22 europäischen Staaten diskutierten in Berlin über die internationalen Entwicklungen und die gesellschaftliche Wirksamkeit des Freien Theaters und Tanzes. Ausgelöst durch die Ergebnisse dieses Symposiums initiierte und realisierte der Fonds 2008 die Durchführung einer weiteren komplexen Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland – im Kontext internationaler Entwicklungen. Daran beteiligten sich bundesweit 4.400 Theater- und Tanzschaffende, der Bundesverband und alle Landesverbände Freier Theater sowie spartenspezifische Fachverbände.
In Kooperation mit dem ITI und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien veranstaltete der Fonds 2009 sein drittes Symposium mit internationaler Beteiligung in der Akademie der Künste. Die Ergebnisse des Symposiums und der nationalen wie internationalen Studien bildeten die Grundlagen des 2010 erschienenen „Reports Darstellende Künste“, der als die bisher umfangreichste repräsentative Untersuchung der Kunstsparte „Darstellende Künste“ in Deutschland und vergleichbaren europäischen Ländern anerkannt ist.
2008 - Neues, nachhaltigeres Fördermodell
2008 führte der Fonds eine dreijährige Konzeptionsförderung für die nachhaltige Stärkung qualitativ herausragender professioneller Gruppen aller Sparten der Freien Darstellenden Künste und ihrer innovativen und kontinuierlichen Ensemblearbeit ein. Die Konzeptionsförderung verschafft diesen Gruppen für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren bessere Rahmenbedingungen zur Weiterentwicklung ihrer künstlerischen Profile, Ensemblestrukturen und öffentlichen Wahrnehmung über die Kommunen hinaus. Sie stellte mit einer anteiligen Fördersumme von insgesamt 75.000 Euro ein besonderes Gütesiegel des Fonds Darstellende Künste dar. Seit 2018 wurde die Summe stetig weiter erhöht und bildet mit bis zu 200.000 Euro Gesamtförderung mittlerweile einen wichtigen Teil in der Planungssicherheit für die künstlerische Arbeit der bundesweit agierende Künstler*innen. Mit diesem Fördermodell regte der Fonds an, dass Kommunen, Länder, Stiftungen und Sponsoren in gleicher Weise qualitative und öffentlichkeitswirksame Projekte professioneller Freier Gruppen und Ensembles aller Sparten der Darstellenden Künste mehrjährig fördern – denn größere Planungssicherheit stellt für die Freien Theater – und Tanzschaffenden einen sehr hohen Wert dar.
2016 - Neu-Positionierung des Fonds & Erweiterung der Förderangebote
Der Fonds Darstellende Künste, bislang der Kulturstiftung des Bundes zugeordnet, erhält ab 2016 seine Zuwendungen direkt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Zudem geht der Geschäftsführer Günter Jeschonnek in den Ruhestand, der die Geschicke des Fonds von Anbeginn lenkte. Mit Holger Bergmann übernimmt ein langjähriger und erfolgreicher Akteur der bundesweiten Freien Darstellenden Künste die Geschäftsführung.
Mit dem Förderjahr 2017 unternahm der Fonds wichtige Schritte zur Dynamisierung des eigenen Förderangebots. Mit der Initialförderung setzte er erstmals einen Akzent auf künstlerische Forschung und Recherche als elementaren Bestandteil der künstlerischen Praxis, unabhängig von der Verpflichtung zur öffentlichen Darbietung. Zugleich erhöhte er das Zeitintervall zur Antragstellung von zwei auf vier Antragsfristen im Jahr, um den Akteur*innen der Freien Darstellenden Künste ein breiteres Förderangebot machen zu können und die Zugänglichkeit zu den Programmen der Initial- und der Projektförderung zu erhöhen.
In Kooperation mit dem Bundesverband Freie Darstellende Künste veranstaltete der Fonds 2017 erstmals das „Bundesforum. Bündnis für Freie Darstellende Künste“ und lud Vertreter*innen aus Kulturpolitik, Förder- und Kunstpraxis zu einem gemeinsamen Dialog über die bundesdeutsche Förderlandschaft und daran anknüpfende aktuelle Fragen ein. Aus den fruchtbaren Gesprächen und Diskussionen heraus bildeten sich Arbeitsgemeinschaften, in denen der Dialog auch jenseits der Veranstaltung vertiefend fortgeführt wurde und Grundlagen für das nachfolgende Bundesforum im Jahr 2019 schaffte.
2018 - Etaterhöhung & Erweiterung des Förderangebots durch thematische Sonderprogramme
Bereits 2016 war mit HOMEBASE einmalig ein thematisches Förderprogramm ins Leben gerufen worden, das die künstlerische Auseinandersetzung mit Herkunft, Heimat und Migration zum Schwerpunkt hatte. Ab 2018 verstetigte der Fonds die thematischen Sonderprogramme zu gesellschaftlich-relevanten Fragen und Desideraten in der Förderlandschaft als weitere Säule und in Ergänzung zu den offenen Angeboten der Initial-, Projekt und Konzeptionsförderung. Mit dem Programm KONFIGURATION setzte der Fonds 2019 einen Akzent auf das Genre des Figuren- und Objekttheaters. Unter dem Titel GLOBAL VILLAGE LABS initiierte der Fonds 2019 ein Förderprogramm zur Stärkung der Freien Darstellenden Künste abseits der städtischen Ballungszentren, das 2020 mit GLOBAL VILLAGE VENTURES und 2021 mit GLOBAL VILLAGE PROJECTS fortgeschrieben wurde. Projektvorhaben an der Schnittstelle von Freier Darstellender Kunst und Künstlicher Intelligenz förderte der Fonds 2020/21 in dem Programm AUTONOM.
Neben der Erweiterung der Förderangebote wurde zu seinem 10. Jubiläum auch der Tabori-Preis (bis dahin George-Tabori-Preis) neu ausgerichtet: ab 2019 wurden neben dem Tabori-Preis auch zwei Tabori-Auszeichnungen ausgelobt und herausragende Arbeiten von Künstler*innen und Gruppen der Freien Darstellenden Künste geehrt.
Ab 2018 stehen dem Fonds zwei Millionen Euro für die Grundförderung zur Verfügung – zuzüglich der Sonderprogramme beläuft sich das jährliche Förderbudget auf drei bis vier Millionen Euro.
2020 - Neustart der Kultur – in und nach der Pandemie
Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie wurde der Fonds von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR mit der Erarbeitung und Umsetzung umfassender Soforthilfemaßnahmen zur Stabilisierung der Freien Darstellenden Künste – in Abstimmung mit den Mitgliedsverbänden des Fonds – beauftragt.
Unmittelbar an die Initiative #TakeCare im Frühjahr 2020 schloss sich das mit 76 Millionen Euro dotierte umfassende Förderprogramm #TakeThat an, das in elf Teilprogrammen die Freie Darstellende Kunstszene bedarfsorientiert in einer nie dagewesenen Bandbreite unterstützte.
Neben künstlerischen Projekten und verstärkt Recherchen in den unterschiedlichen Genres konnten Projekte zur infrastrukturellen Weiterentwicklung, zur Kulturvermittlung und Publikumsgenerierung, des Wissenstransfers und der Kooperationen zwischen Spielbetrieben und freischaffenden Künstler*innen und Gruppen gezielt gefördert werden.
Begleitet wurden die Förderprogramme durch beratende und evaluierende Projekte, wie z.B. das wissenschaftliche Forschungsprogramm zur Fördersituation in den Darstellenden Künsten, das neue und bekannte Handlungsbedarfe und -potentiale in den Blick nimmt und im November 2021 bei einem Fachsymposium und mit abschließender Publikation Handlungsempfehlungen zusammenträgt. Eine umfassende Bestandsaufnahme zur Situation der Freien Darstellenden Künste vor, während und nach der Pandemie unternimmt 2021 auch das Bundesforum – das damit auch einen Dialog über die Zukunft der Fördersituation in Deutschland anregt.
An das Förderprogramm #TakeThat schließt 2021 – weiterhin aus den Mitteln von NEUSTART KUTLUR – unmittelbar die Initiative #TakeHeart mit sechs Förderlinien an.