Residenzförderung NFT (Jan 2023)

Datum der Jurysitzung: 24. Januar 2023

Geförderte Vorhaben: 72

Shivā Amiri untersucht das heikle Thema von Ausschlüssen von Familienmitgliedern und deren Hintergründe. Wer ist nicht mehr da und warum? Was haben gesellschaftliche Normen mit Kontaktabbrüchen gemein? Diesen Fragen widmet sich Amiri. Durch autobiografische Zugänge wird der Versuch gewagt, das Thema zu tanzen. Verbotene Geschichten und Tabus werden bewegt und performativ übersetzt.

Menschen performen im Internet. Mit jedem Upload wächst die Komplexität unserer Welt. Dabei mündet die Informationsflut schnell im Informationschaos – Keine Chance, das alles zu verarbeiten! Oder? Zusammen mit einer KI erforscht Christopher Hotti Böhm, was die Social Media Perfomer*innen gemein haben und vielleicht auch, warum dieses Video unbedingt angeschaut werden sollte.

„Afropresentism“ ist eine künstlerische Bewegung, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der schwarzen Kultur erforscht und sich alternative Zukünfte und Welten vorstellt. Die Gruppe wird sich mit den Arbeiten verschiedener Künstler*innen befassen und kreative Techniken anwenden, um die Vergangenheit und die potenzielle Zukunft innerhalb der gegenwärtigen Gemeinschaft zu entdecken.

Die Welt geht zu Grunde und der Wal hat im Gegensatz zum Menschen eine Re-Evolution vollzogen: mit organischem Verbrennungsmotor fliegt er hellblau-leutend wie einst das Meer durch die Luft auf ein Eldorado zu. In seiner Residenz sucht der Künstler Toshio Kusaba nach einer künstlerisch, plastischen Übersetzung für die Zerstörung der Meere, der Natur und der Erderwärmung durch den Menschen.

Das Recherchevorhaben soll konkrete Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten sammeln, wie man im Freien Theater auf einen soweit als möglich diskriminierungsfreien Kontext hinwirken kann, insbesondere mit Bezug auf rassistische Diskriminierung.

Die globale Klimagerechtigkeitsbewegung agiert gegenwärtig mit immer kreativeren Protestformen. Es sollen die ästhetischen und performativen Qualitäten der daraus resultierenden Aktionsformen untersucht werden und ein Archiv des Widerstands entstehen, das den künstlerischen Aspekt des zivilen Ungehorsams erforscht.

Als koreanischer Komponist hat Yongbom Lee oft das Gefühl, dass seine ungesagten Gedanken und Erfahrungen auf Bühnen in Deutschland ungehört bleiben. Mit diesem Projekt rückt er diese oft nicht wahrgenommenen Perspektiven in den Vordergrund und nutzt das Theaterkonzept von „aside“, um die Komplexität kultureller Identität zu erkunden.

Im Rahmen der Residenz wird sich Charlotte Arens mit verschiedenen Methoden der Gesprächsführung vertraut machen und einzelne Aspekte des Formats „Gespräch“ genauer untersuchen. Sie wird ein eigenes „How to“ und einen Fragenkatalog entwickeln, mit dem Anspruch sensibel, sorgsam und vertrauensstiftend zu sein. Diese Methode wird sie in einer Reihe von Künstler*innengesprächen erproben.

Ülkü Süngün lädt dazu ein, mittels interdisziplinärer Ansätze über die Utopie eines diversen und inklusiven Theaters nachzudenken: durch Strategien des Innehaltens, des Besetzens und Experimentierens setzt sie sich mit Themen wie Hanau und rassistischer Gewalt sowie Erinnerungskulturen und intersektionalem Feminismus auseinander.

Alma Edelstein erforscht die Beziehung zwischen natürlichen Formationen, Tanzprozessen und dem menschlichen Körper. Die natürliche Welt schafft Ordnung aus dem Chaos mit einer Palette, die von perfekter Geometrie bis zu unendlichen Strömen reicht. Die bestehende Taxonomie identifiziert diese Prozesse und Formen. Kann Edelstein durch diese Kategorien neue Terminologien finden?

Nachhaltiges Handeln bedeutet, ganzheitlich zu denken und ökologische, soziale und ökonomische Perspektiven miteinander zu verbinden. Kann ein Bühnenbild nachhaltig gedacht werden? Können dadurch neue Chancen zum Experimentieren, zum Überwinden von Grenzen bisherigen Denkens entstehen und neue Zugänge zu ästhetischen Formen gefunden werden? All diesen Fragen will sich Gesine Lenz widmen.

Mit „CapturingBiographies“ erforscht OutOfTheBox die Potenziale von 3D Scanning als dramaturgischen Rahmen für erfahrungsbasierte Performances. In einem konzeptionellen und technologischen Experimentierprozess erproben sie digitale Strategien des räumlichen Erzählens und testen verschiedene 3D Scan Technologien, um ihre künstlerische Praxis im Umgang mit biografischem Material zu erweitern.

Das Berliner Wahlverwandtschaften-Duo BR*OTHER ISSUES recherchiert die sieben Massensterben der Weltgeschichte und die Frage, wie sich die Menschheit wieder mit der (Um)Welt identifizieren kann. Durch queeres Empowerment werden in „CLIMATE CUM BACK STORIES“ globale Fakten nicht nur lokal erträglich, sondern mit praktischen „Werkzeugen“ für ein Leben in nachhaltiger Zukunft erbaulich.

In ihrer Recherche untersuchen K. Buketova und E. Brix das Potenzial der Interaktion von sich manifestierten Bewegungen in einem Kunstwerk und der direkten körperlichen Auseinandersetzung. Im Fokus steht die Präsenz von Kunstwerk und interpretierendem Körper, deren gegenseitige Wirksamkeit und die Suche nach inneren und äußeren Impulsen – Eine Interaktion von Darstellender und Bildender Kunst.

Ausgehend von bell hooks' „oppositional gaze“ und Laura Maulveys „male gaze“ soll in diesem Vorhaben untersucht werden, in welchem Zusammenhang systematisch bestrafendes, aus- und abgrenzendes Schauen bzw. Blickregime in europäischen Theaterräumen und gemeinschaftliche Orte stehen, in denen das einander zugewandte Anblicken, das liebvolle Sich-Ansehen einem Akt der Fürsorge entspringt.

„Der Dreck unter den Nägeln“ ist ein Interviewprojekt mit Menschen, die von Zwangsräumung und Wohnungslosigkeit betroffen sind. Es entsteht ein szenischer Text, in dem leerstehende Häuser diejenigen gegenübergestellt werden, die nicht (mehr) darin wohnen. So ergibt sich eine neue Perspektive auf die Themen Leerstand, Zwischennutzung und Besetzung.

Ausgehend von Eigenschaften und Bewegungsmustern der Kraken möchte Fabian Cohn in einer choreografischen Bewegungsrecherche neues tänzerisches Bewegungsmaterial erarbeiten, das als Grundlage für ein Tanz-Solo dienen kann. Dabei versteht er die Kraken mit ihrer eigenen Ausprägung von Intelligenz durchaus als Sinnbild zur Infragestellung von Logozentrismus und menschlicher Überlegenheit.

„DIAMONDS“ ist eine Kampfarena oder ein Tanzsaal, eine Reise von der Trennung zur Verbindung, eine Reflexion auf ein System, das den Individualismus ständig verstärkt. Renan Martins beschäftigt sich mit der Frage: Wenn wir neurologisch so verdrahtet sind, dass wir uns mit anderen verbinden, wie lange können wir dann einen Tanz ohne Beziehung, ohne Zugehörigkeit, ohne Zusammengehörigkeit aushalten?

Heutzutage teilen die Menschen viel von ihrem Privatleben über das Internet. Viele Menschen ziehen die Fiktion der Realität vor, oder, da sie nicht mehr zwischen den beiden unterscheiden können, laufen sie Gefahr, ihre Identität zu verlieren. Sara Angius entwickelt ein Konzept der „Kontrolle“ durch das Prinzip der Manipulation in drei Phasen und durch die Kombination von Tanz und Figurenspiel.

Sprachen, die nur von Minderheiten gesprochen werden, erfahren ganz unterschiedliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Während es für das Sorbische und Plattdeutsche eigene Bühnen gibt, drohen andere Sprachen auszusterben. Warum wird die eine Sprache geschützt, während die andere systematisch benachteiligt wird? Eine Recherche zu Konservatismus und Heimatpflege am Beispiel von Sprache.

Die Recherche beschäftigt sich mit der Frage, wie Diversität in weißen Institutionen als progressiver Schritt zu einer egalitäreren Theaterpraxis beitragen kann. Es soll sowohl um Beispiele des Gelingens als auch um Hürden und Fallstricke gehen.

Alfred Döblins theatral nie aufgearbeiteter Roman „Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende“ bildet die textliche Grundlage für eine ergebnisoffene Theaterrecherche, in der ein Wechselspiel zwischen inhaltlicher Auseinandersetzung und Reflexion, sowie ein Weiterdenken des Originals stattfindet. Vorbilder und ererbte Denkmuster sollen dabei kritisch hinterfragt und neue Texte entwickelt werden.

Die dynamische Entwicklung digitaler Technik verlangt gerade im Kulturbereich nach neuen Inhalten, Strukturen und Prozessen, aber wie können diese aussehen? Milena Wichert nimmt digitale künstlerische Arbeitsprozesse unter die Lupe und forscht nach künstlerischen Arbeitsstrategien, deren Anliegen es ist, über politische und kulturelle Grenzen hinweg ein Miteinander im digitalen Raum zu schaffen.

Der extrem gemischte Chor wird wieder aufgemischt – alte Rollen werden befragt, Konstellationen neu komponiert sowie alte und neue Medien umgenutzt. Nach zwei gemeinsamen Musiktheaterarbeiten, Hörspiel und einer filmischen Arbeit sucht das diverse Musiktheater Ensemble nun ergebnisoffen nach Formen der Zusammenarbeit mittels Aufnahmesessions, Gesprächen, Proben und Kompositionen.

„Feuer und Flamme“ ist eine performative Recherche zum Thema Feuer sowie zu Bewegungen und Narrativen, die im direkten Zusammenhang dazu stehen. Feuer prägt die Menschheit seit jeher und die Menschheit prägt die Welt durch Feuer. Feuer ist ein Mittel der Emanzipation, der Macht, der Vernichtung und des Neuanfangs, dessen performatives Potenzial durch die Gruppe CyCy freigelegt werden soll.

Das Team FLEXEN erforscht künstlerisch-kollaborativ Wissensformen um Bewegungs- und Erinnerungspraktiken. In Auseinandersetzung mit wenig sichtbaren Geschichten von Widerstand in urbanen intersektionalen Bewegungen Bremens werden die Verbindungslinien zwischen Gesellschaft und Körper an ihren historischen Orten untersucht und dabei experimentelle Formen kollektiv verkörperten Erinnerns entwickelt.

Welche inszenatorischen und schauspielerischen Methoden, welcher Umgang mit Raum und Zeit im Theaterbetrieb, welche Produktionsabläufe brauchen freie Künstler*innen in Zukunft? Wie sorgen sie für die eigenen ökologisch-solidarischen Arbeitsbedingungen? Aus der Perspektive des Einzelkünstlers erarbeitet Niko Eleftheriadis ein Leitbild für seine Praxis als Regisseur, Schauspieler und Autor.

Die Theatermacherin Janette Mickan befasst sich im Rahmen ihrer Recherche mit Phänomenen des Gespenstischen und der Frage danach, wie Narrationen aufgebaut sind, die diese beschreiben oder inszenieren. Aus Gesprächen und Studien entsteht eine prozessuale Textsammlung als Forschung über die „ungreifbare Sichtbarkeit des Unsichtbaren“ (Derrida) und darüber, was Unsichtbares über Sichtbares erzählt.

„Grace the Floor“ ist eine Keimzelle, ein Entwicklungs- und Erkundungslabor für Ballroom-Kultur in Mannheim. Vor allem im „Old Way“ entwickelt Jamiere Carr körperpolitische Fragestellungen und kreiert einen Safe(r) Space für BIPoC, der sich im Prozess auch immer wieder, besonders in den Kategorien „All American Runway“, „Sex Siren“ und „Vogue Fem“ zu Akteur*innen der Ballroom-Szene hin öffnet.

Fran Diaz erforscht die Verbindung zwischen Körperlichkeit, Erinnerung und Trauma und untersucht, wie sich vergangene Ereignisse auf unsere Körperbewegungen auswirken. Wie können wir Traumata und transformierende Ereignisse vergessen, wenn sie so tief in unserem Körper verwurzelt sind? Wann ermächtigen oder behindern uns diese Spuren?

„HEALING ARCHITECTURE“ ist eine grundlegende Recherche zu zukünftigen Raum-Situationen im Theater, die Mittel des filmischen Denkens und Arbeitens einsetzt, um analoge Raummodelle zu entwerfen. Dabei werden Entwicklungen in der Architektur aufgegriffen, die eine nicht normative, medizinisch und ökologisch krisenhafte Körperlichkeit als eine Tatsache und Voraussetzung für Raumplanung annimmt.

„herþa IDYLL“ ist eine ortsbezogene künstlerische Forschung zur Intersektion von misogynen und fremdenfeindlichen Erzählungen, erwachsen aus der Mystifizierung des Heiligenberges in Heidelberg. Geschichten aus der Hexenverfolgung zwischen 1450 und 1500 und der Errichtung der nationalsozialistischen Thingstätte in den 1930ern werden kritisch kontextualisiert und künstlerisch zusammengeführt.

Sachiko Hara beschäftigt sich mit dem Atombombenabwurf über Hiroshima seit 2010 und bearbeitet diesen Komplex mit unterschiedlichen künstlerischen Praktiken. In ihrer Residenz will sie sich diesem noch immer virulenten Thema anhand von Butô – ein Tanz der Revolte – annähern.

In der Recherchearbeit macht sich Maral Müdok auf die Suche nach der weiblichen Aşık, der Geschichtenerzählerin, der „Liebhaberin“, die es so nie geben konnte. Müdok experimentiert mit traditionellen und zeitgenössischen Klängen, führt Interviews mit Expert*innen und nimmt Kontakt zu Persönlichkeiten der Gegenwartskultur auf. „How to be a Lover?“ ist eine Hommage an die Dichterinnen Anatoliens.

Die Künstlerin, Bühnen- und Kostümbildnerin Polina Tretyakov arbeitet an einer multimedialen Recherche in den Bereichen Malerei, Licht, Fotografie und Video. Ziel hierbei ist die Entwicklung einer immersiven Collage, die Grundlage für neue Bühnenbilder*innen sein kann.

Es gibt diesen einen berühmten Moment des Erinnerns in dem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Anhand des Geruchs und des Geschmacks einer Madeleine entfaltet sich eine detailgetreue Kindheitserinnerung. Dieses Phänomen: wann, wie, warum erinneren wir uns, gilt es im Interviewlabor zu erforschen.

Schiffe mit hundertausende Tonnen Fracht verlassen Nordkolumbien, um Deutschlands Kohlekraftwerke mit Energie zu versorgen. Tausende Hamburger Nasen ziehen täglich das, was kolumbianische Bauern für sie hergestellt haben: Koks. Zwei Energiekicks, ein Name. Farina Jäger-Stabenow will über Koks sprechen, über die Bewegungen, die Koks auslöst, und wieviel davon noch „verballert“ wird.

Die Konzepte der Unabhängigkeit und des Widerstands stehen im Mittelpunkt Iryna Lazers Untersuchung der Liedtexte und Partituren ukrainischer Volkslieder und „Vertep“-Stücke. Die Ergebnisse der Recherche werden mit originalen zeitgenössischen Musikarrangements verbunden und mit antiken Texten neu komponiert.

Künstliches Lächeln, natürliche Schönheit, künstliche Hüfte, natürliche Geburt, künstliche Blumen, natürliches Aroma, künstliche Intelligenz, natürlicher Tod. Lena Mühl und Sylvia Eck erforschen die vielfältigen Dimensionen von Natürlichkeit und Künstlichkeit in visuellen und auditiven Medien und ihre moralische Bewertung in unserer Gesellschaft.

BIPoC-Künstler*innen verharren im deutschen Sprechtheater oft bei der Verhandlung des Themas Rassismus. Leonard Dick und Ensemble möchten ein Stück für ihre Community schaffen, indem sie am Beispiel der politischen Lage Afghanistans, das Herkunftslandes der Spielerin Mariann Yar, ihren Integrationsprozess kritisch reflektieren, um nicht in die Falle des Phänomens Diaspora-Saviorism zu tappen.

„Wie kann ich von Gefühlen wie Sehnsucht und Leidenschaft sprechen, meinen Körper intime Gedanken erzählen lassen, ohne in die Falle aus 1001 und einer Nacht zu fallen, ohne von gierigen Mündern als Turkish Delight verspeist zu werden?“ Fatima Caliskan setzt sich mit den Themen Liebe und Illusion, Begehren und Kummer aus ihrer Perspektive als muslimisch-türkische Frau in Deutschland auseinander.

Lajos Talamonti erforscht mit „Marginale Etude“ eine Erzähltechnik, die „unscharfe Erzählung“, die das Bruchstückhafte der eigenen Existenz zusammenfügt, konstruiert und zugleich dekonstruiert, das Surreale der Wirklichkeit performativ erzählend von der bloßen Realität abhebt. Die Angst vor dem Schmerz, die zur Konformität zwingt, ist das Thema, das ein aufgebrochenes Ich coram publico entwickelt.

„Marta, kennst du mich nicht mehr“ ist eine familienhistorische und soziologische Recherche zu dem Begriff der Trans-Klasse. Wie wirkt sich die Anzahl der Entscheidungen, die wir im Leben treffen können, auf ihr Gewicht aus? Welche großen Lebensfragen stellte sich ihre Familie vor 80 Jahren? Wie entstehen die Verfremdungen zwischen den Generationen?

Die „Matriarchale Volksküche“ steht als Ökonomie der Sorge im Kontrast zur Ökonomie des Marktes und ist mehr als eine Antwort der Frauen auf Krisen: Sie stellt mit radikaler Herzlichkeit den existenziellen Rahmen, den Körper benötigen, um die Suppe auszulöffeln. Nun befragt sie die eigene Struktur und Ressourcen sowie die ihrer Schwestern*, um auch weiterhin kräftig auf den Tisch hauen zu können.

Florian Mania und Kristin Reiman erforschen, wie Spiele auf Distanz aufgeführt werden können, indem Anweisungen, (Land)karten, Requisiten und Audio verwendet werden. Ihr Projekt „Meet in the middle“ ist als Hörspiel angelegt und kombiniert die Prinzipien des Improvisationstheaters, des Fernschachs und der Escape Room Spiele.

"„Mehrfachidentitäten: Wenn mehr Identität zu weniger Identität führt“ beschäftigt sich mit der Frage, welche Mechanismen dafür sorgen, dass „Identität“ zu- oder abgesprochen wird. Dabei wird untersucht, welche Konsequenzen dies für BIPoC in Deutschland hat. Muss Rassifizierung mit Fremdzuschreibungen und Diskriminierung einhergehen und wie kann diesen Mechanismen entgegengewirkt werden?"

Yokos Onos Ästhetik changiert zwischen westlicher Radikaltät und japanischer Tradition – Eigenschaften wie Höflichkeit, Mütterlichkeit und Raumgeben lassen ganz deutlich Yokos Ästhetik durchschimmern. Diese Gegensätzlichkeiten, dieser Bruch in ihren künstlerischen Arbeiten, in ihrer Poesie, aber auch in ihrer Musik möchte Masako Ohta in ihrer Recherche nachgehen und ergründen.

Die Theaterregisseurin Carolin Millner nutzt die Rechercheförderung, um an Art und Stil ihrer Stückentwicklungen zu arbeiten. Ohne ihren Stil zu verlieren und an Komplexität einzubüßen, möchte sie einen neuen Weg finden, um ihre Werke für ein breiteres Publikum zugänglich und verständlich zu machen.

Der Mensch des 21. Jahrtausends ist dabei, durch Künstliche Intelligenzen sein Menschsein zu verlieren. Die abendländische Kultur ist zerstückelt in viele Teile und der Mensch durch Algorithmen banalisiert. Kongruent zu dieser gesellschaftlichen Entwicklung, befragt Cora Frost in ihrer Residenz am Pathos Theater Mythen und Märchen.

Als Raymond jung war, dachte er seltsamerweise, dass er als zeitgenössischer Tänzer einmal in seinem Leben nackt auftreten muss - „das ist echte Kunst“. Aber bisher war er noch nie nackt auf der Bühne, weder als Tänzer noch in seinen eigenen Choreografien. Die Recherche zu diesem Thema wird in drei Erzählungen unterteilt und gruppiert sich um verschiedene Ebenen der Nacktheit.

In Begleitung der Lektüre phänomenologischer Werke führt Yaschar Scheyda Interviews mit Regisseur*innen und fragt nach Zusammenhängen zwischen Werk und eigener Biografie, persönlichen Intentionen und dem Stoff an sich. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird Scheyda phänomenologisch fundierte Kompositions-Strategien entwickeln und untersuchen.

Fabienne Dür beschäftigt sich während ihrer Residenz am Ballhaus Ost mit der Erzählung der überempfindlichen Frau. Ausgehend vom Märchenmotiv der Prinzessin auf der Erbse hinterfragt sie patriarchale Rollenzuschreibungen, Lesarten und Erzählungen von Weiblichkeit und geht der Frage nach, wie die Deutungshoheit über die eigene Geschichte (zurück)gewonnen werden kann.

Eine performative, soundästhetische Forschung über die Materialisierung von queeren Körpern. Wie klingen queere Atmosphären? Wie klingen Klangteppiche, die einen queeren Körper im Raum tragen? Durch ein Zusammenwirken des Genres Drone und durch Künstliche Intelligenzen programmierte Melodien werden Diskurse queerer Selbstbehauptung und non-binäre Körpergefühle im Raum befragt.

„Die Verwandlung“ von Kafka behandelt eine Metamorphose, die den Tod zur Folge hat. „Queering Kafka“ stellt sich der Tragik entgegen. Die Bühne wird zum Rebellionsort: „Was, wenn ich den Raum verlasse, der die Parameter meiner Existenz nicht fasst?“ „Queering Kafka“ macht Samsa zum Drag King, zur Lesbe, zur queeren Figur, die ihre Gesellschaft überlebt.

„RE:Skilling“ ist eine DIY (Do It Yourself) Akademie. Im Rahmen der zweimonatigen Residenz wird in wechselseitigen gegebenen Workshops ein Repertoire an choreografischen Strategien und musikalischen Skills erarbeitet, das in zukünftigen Projekten zur Verfügung steht.

Gegenstand der Recherche sind Maskenbräuche im Alpenraum (wie die alemannische Fastnacht, das sogenannte „Klausentreiben“ im Allgäu oder die „Buttnmandl“ im Berchtesgadener Umland) durch die Linse von Fiktionen, die nicht auf die Zeit der Aufführung oder Präsentation begrenzt sind.

Während ihrer Residenz am PATHOS recherchiert Performerin Bridge Markland zur Münchner Kabarettistin Liesl Karlstadt. Ihr Interesse gilt der Suche nach Parallelen zur eigenen Arbeit in Form von chamäleonartigen Rollenwechseln und den Hosenrollen Karlstadts. Bridge Markland möchte sich ihr durch Forschungen in Archiven der Monacensia und des Valentin Karlstadt Musäums sowie durch Interviews nähern.

In seiner Bewegungsforschung ist Mamalia daran interessiert, in die Welt der Erinnerungen einzutauchen und die Wirkung von Erinnerungen auf Bewegung hin zu testen. Ist es möglich, Erinnerungen darzustellen, und zu zeigen, was die Suche selbst in Erinnerungen mit dem Körper hervorruft? Kann Bewegung Erinnerungen klarer und lebendiger wiedergeben als Sprache und Schrift?

Malte Schlösser erforscht, welche Machtstrukturen, Haltungen, Blicke, Bilder, Gesten, Diskurse, Kontexte und Privilegien den Anschein von psychischer Gesundheit und Vernunft und damit den Anschein von emotionaler Macht produzieren. Welcher Diskurs konstruiert die Unterscheidung über das psychisch Sagbare und das Nicht-Sagbare und damit die Justiziabilität von Verletzlichkeiten?

Sentimentalität und männliche Sozialisation haben ein kompliziertes Verhältnis. Im Rahmen seiner Forschungsresidenz am TD Berlin begibt sich Dennis D. Kopp auf die Suche nach performativen Sprachen des Gefühls in Wort, Stimme und Körper. Zwischen Singen, Weinen, Lachen und Tanzen, Dichten, Jubeln und Trauern erforscht er Ausdrucksformen der Empfindsamkeit, die von ehrlicher Verletzlichkeit zeugen.

„SHOW ME WHERE IT HURTS“ ist eine Erkundung der Begegnung von Poesie, Bewegung und Trauma und die Entwicklung von choreografischen Werkzeugen, die darauf abzielen, den Ursprung des Schmerzes aufzuspüren und auszudrücken. Während des Aufenthalts vertieft Yotam Peled seine Bewegungspraxis, die zu Intimität, Vertrauen und Verletzlichkeit einlädt.

„Spazieren in anderen Räumen“ untersucht die Übertragbarkeit und Interaktionsfähigkeit lokal situierter künstlerischer Praxis in einem potenziell globalen, digitalen Rahmen und schafft dabei Begegnungen über Kontinente hinweg anhand des gemeinsamen Spazierengehens. Die Erforschung der künstlerischen Ansprüche des urbanen und digitalen Raums in hybrider Performance ist dabei zentral.

In ihrer Recherche zum Thema „Authentizität und Spiel“ erforscht Alica Khaet das Potenzial der Performance als spontane, vergängliche künstlerische/tänzerische Handlung und der Choreografie als gelernten ästhetischen Bewegungsablauf und sucht die verschiedenen Möglichkeiten diese zu kombinieren und passend anzuwenden.

Diese künstlerische Recherche untersucht Formen solidarischen Zusammenlebens in zukünftigen Stadtgesellschaften am Beispiel des ambivalenten Verhältnisses zwischen Menschen und Stadttauben. Mittels Methoden aus der kritischen Stadtforschung und der experimentellen Sozialanthropologie wird die Frage „Wem gehört die Stadt?“ aus einer nicht anthropozentrischen Perspektive neu gestellt.

Alessandra La Bella wird in zwei verschiedene Erfahrungen eintauchen, um darüber nachzudenken, wie Bewegung die Fähigkeit beeinflusst, inspiriert zu bleiben. Sie wird einen Monat in Berlin verbringen und den anderen Monat durch Italien reisen. Ein kreatives Experiment, das ihr die Möglichkeit gibt, zu beobachten, wie sich ihre Kreativität in Bezug auf Bewegung oder Stille auswirkt.

Fender Schrade beschäftigt sich in dem Rechercheprojekt „Träumen“ mit der unbewussten sonischen Ebene im Schlaf und deren kreativen Wirkung im Kontext von Musik und Klang im Theater und in der Live-Kunst. Schrade recherchiert nach Praxen der Sichtbar- und Erfahrbarmachung von sonischem Traumbewusstsein speziell im Bezug auf adhoc Konzerte.

„über das nicht sprechen“ ist eine Annäherung an das nicht (und nicht mehr) Sprechen von Überlebenden des Porajmos und der Schoa. Die Künstlerin Elianna Renner recherchiert und untersucht während der Residenz anhand zwei Lieder von der Überlebenden, Musikerin und Künstlerin Ceija Stojka und der ermordeten Widerstandskämpferin Hannah Szenes das „nicht sprechen“.

Kalervo Oberg beschrieb fünf Phasen der Migration: Glückliche Momente, Verwirrungen und Missverständnisse. Für diese Phasen findet jede*r einen eigenen Umgang. Ömer Bayram beschäftigt sich mit seiner eigenen Migrationsgeschichte und ist auf der Suche nach humorvollen Momenten als Selbstermächtigung.

Im Rahmen der Recherche „WORK/WERK“ erforscht Alice Ferl die Bedingungen künstlerischen Arbeitens aus zwei Perspektiven: „WORK“ untersucht Veränderungen in den wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen und deren Auswirkung auf das künstlerische Produzieren. „WERK“ unternimmt eine Neudefinition des Begriffs des künstlerischen Werkes jenseits individueller und linearer Biografien.

Ran Chari Bar-zvi richtet seinen Fokus auf die Welt der „Afterpartys“ - private Hauspartys, auf denen sich Menschen treffen, um Sex zu haben, Drogen zu nehmen und das Raum-Zeit-Kontinuum zu verändern. Er werden Geschichten und einschlägiges Material aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und mit Humor und Respekt die intensive Komplexität solcher Veranstaltungen aufgezeigt.

Eine Befragung von Publikum, Kolleg*innen, Geldgeber*innen: Was ist Noa Wessels Auftrag als freie Theaterschaffende? Was nehmen sie mit, und was soll sie behalten, wenn das Publikum geht und sie bleibt? Was bleibt zu tun in einer sich selbst zerstörenden Welt? Sie wird nicht jeden Anspruch erfüllen und nicht jeden Auftrag annehmen – Eine Auseinandersetzung in Form eines Videotagebuchs.

In „Zwischenwelt“ nähert sich Liliane Koch dem Rätsel des Sterbens auf zwei Wegen: Sie beschäftigt sich mit der biologischen Komponente im Gespräch mit Bestatter*innen, Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen und taucht dabei ein in mythologische Erzählungen über den Tod. So erhält das skurrile und verstörende Element Einzug in die Recherche: ein Dämon aus der Zwischenwelt – zwischen Leben und Tod.