Jurybegründung Tabori Preis 2023: Hofmann&Lindholm

Mit dem Tabori Preis 2023ehrt die Fachjury des Fonds Darstellende Künste das das künstlerische Duo Hofmann&Lindholm. Das Kollektiv wurde aus allen Künstler*innen und Gruppen, die der Fonds Darstellende Künste in den letzten fünf Jahren gefördert hat, ausgewählt.

Das künstlerische Duo Hannah Hofmann und Sven Lindholm entwickelt seit über 20 Jahren Formate an der Schnittstelle zwischen performativer, visueller und akustischer Kunst. Ob Hörstück, Videoinstallation, Inszenierung, Film, Ausstellung, Animationen, öffentliche und private Raum Räume oder Radiosendungen: Sie verhandeln gesellschaftlich hochaktuelle Themen, die sie mit Präzision analysieren, sezieren und in ästhetisch äußerst aufwendige Versuchsanordnungen übersetzen. Mit ihrem Publikum erkunden sie so Strategien der Selbstermächtigung, liefern experimentelle Gebrauchsanweisungen der Gegenwart und schaffen für jede*n Zuschauer*in ein individuell erlebbares Projekt.

Zu ihren wichtigsten Arbeiten zählen das Videostück „Vergessene Bühnentexte“ (2001), das eine Verknüpfung von Momenten des Vergessens und Aus-der-Rolle-Gleitens auf vier einander gegenüberstehenden Projektionsflächen zeigt oder die „Serie Deutschland“ (2008), in der Hofmann&Lindholm das Publikum Fotos reenacten lassen, die das Bildgedächtnis der Deutschen seit der Nachkriegszeit prägten. 2015 schicken sie ihr Publikum – quasi im Schichtdienst – in eine hellhörige Stuttgarter Wohnung, um gemeinschaftlich das Leben der scheinbar dort lebenden Familie Weiß für die Umgebung zu simulieren, und 2016 lassen sie ihr Publikum auf offener Bühne gänzlich in Schränken verschwinden. Aktuell gründen sie in Bochum die Provisorischen Gesellschaft, die sich als work in progress vollziehen wird. Für die Dauer eines Jahres widmen sich die Arbeiten des Regieteams einer gesellschaftlichen Situation, die spürbar und herausfordernd von Übergängen geprägt ist, von Auflösungsprozessen und potentiellen Anfängen, von Social Cocooning, Kollaborationen und Wandel.

Sehr unterschiedliche Arbeiten, die eines eint: beeindruckende Bilder und individuelle Erfahrungen, die das Publikum noch lange begleiten. Damit ist es ihnen gelungen eine völlig neue Herangehensweise an das Feld der performativen Künste zu etablieren und ein teils dokumentarisches Format zu prägen, für das es noch keinen Begriff gibt und vielleicht auch nicht geben kann, außer Hofmann&Lindholm.

Die Fachjury des Fonds Darstellende Künste vergibt den Tabori Preis 2023, dotiert mit 25.000 Euro, an Hofmann&Lindholm.