Der Fonds Darstellende Künste verleiht den Tabori Preis 2021 in einer Online-Preisverleihung an Constanza Macras | Dorky Park und ehrt Flinn Works und Ligia Lewis mit den Tabori Auszeichnungen

19. Mai 2021

Am 21. Mai 2021 hat der Fonds Darstellende Künste in einer Online-Preisverleihung mit anschließender digitaler Aftershowparty zum zwölften Mal den Tabori Preis und die Tabori Auszeichnungen vergeben. Durch den Abend führte das Theaterkollektiv Gob Squad, das im vergangenen Jahr mit dem Tabori Preis ausgezeichnet wurde.

Die Choreografin Constanza Macras und ihr interdisziplinäres Ensemble Dorky Park erhielten den mit 20.000 Euro dotierten Tabori Preis 2021. Damit würdigt die Preisjury „die künstlerische Kontinuität dieser langjährig arbeitenden Company [und] die einmalige, unverkennbare Handschrift ihrer interdisziplinären, wegweisenden Praxis, die ästhetische Maßstäbe auf internationalem Niveau setzt“.

Die beiden Tabori Auszeichnungen gingen an die Performance-Gruppe Flinn Works und die Choreografin Ligia Lewis. In der Jurybegründung heißt es, dass Flinn Works‘ „einzigartige Handschrift des dokumentarischen Recherchetheaters […] national wie international auf Missstände aufmerksam“ mache. Ligia Lewis wurde als „aufstrebende Künstlerin, die durch ihre besondere Ästhetik eine neue Form der poetischen Choreografie und Performance entwickelt hat“, von der Preisjury mit der zweiten Tabori Auszeichnung geehrt. Die Auszeichnungen sind jeweils mit 10.000 Euro dotiert.

Das Theaterkollektiv Gob Squad – Tabori-Preisträger*innen 2020 – führte moderierend durch eine besondere bzw. besonders mobile Preisverleihung: Sie besuchten Pandemie-konform die ausgezeichneten Künstler*innen an ihren Schaffensorten, um dort die Preise zu überreichen. Die circa 40-minütige Veranstaltung wurde durch den Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, Holger Bergmann, eröffnet. Es folgten Grußworte des Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Schneider und der Politikerin Sabine Bangert (Bündnis 90/Die Grünen). Abwechslungsreiche Einspieler gaben einen Einblick in die Vielfalt der Arbeiten der ausgezeichneten Künstler*innen. Abgerundet wurde das Programm durch die verlesenen Jurybegründungen der Juror*innen Carena Schlewitt (HELLERAU – Zentrum für die Europäischen Künste), Franziska Werner (Sophienӕle) und Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner (Stadt Nürnberg) sowie der digitalen Aftershowparty im virtuell nachgebauten HAU Hebbel am Ufer.

„Digital dezentral aber eben doch zusammen“, konnte laut Holger Bergmann an diesem Abend „die Wichtigkeit der Szene“ zelebriert werden. Mit Blick auf die kommenden Monate erläuterte Bergmann weiterhin, dass „nun die Planungssicherheit der bundesweiten Freien Darstellenden Künste im Mittelpunkt stehen wird und noch einmal über 60 Millionen Euro aus NEUSTART KULTUR mit dem #TakeThat-Folgeprogramm #TakeHeart […] in die künstlerische Arbeit fließen werden.“

In seinem Grußwort dankte der Vorsitzende des Fonds, Prof. Dr. Wolfgang Schneider, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, deren Rettungs- und Zukunftsprogramm NEUSTART KULTUR das umfangreiche #TakeThat-Maßnahmenpaket des Fonds Darstellende Künste ermöglichte. Mit Blick auf die Herausforderungen, denen sich die Freien Darstellenden Künste in den kommenden Jahren werden stellen müssen, appellierte er: „Es gilt jetzt nachhaltig die Weichen für das künftige künstlerische Arbeiten und die Perspektiven der Freien Darstellenden Künste zu stellen. Hierzu sind kulturpolitische Positionierungen notwendiger denn je, damit der Lohn zukünftig zum Leben reicht und die Kreativität als systemrelevantes Gut ihre entsprechende Wertschätzung findet.”

Sabine Bangert (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und Vorsitzende des Ausschusses für Kulturelle Angelegenheiten, betonte in ihrem Redebeitrag die Vitalität der Freien Darstellenden Künste auch in Zeiten der Krise: „Sie beglücken und bereichern uns mit ihren großartigen künstlerischen Interventionen.“ Dies gälte einmal mehr für den Umstand, dass mehrheitlich weibliche Künstler*innen ausgezeichnet wurden. Darüber hinaus machte sie deutlich, dass „strukturelle Diskriminierungen, Rassismus, Machtmissbrauch und Frauenfeindlichkeit“ auch im Kunst- und Kulturbereich zu finden sind und diese Problematiken nachhaltig bearbeitet werden müssen.

Die Preisjury 2021 bestand aus Ute Kahmann (Puppenspielerin, Kulturwissenschaftlerin, Vorstandsmitglied des Fonds), Carena Schlewitt (Intendantin HELLERAU – Europäisches Zentrum für die Künste, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende des Fonds), Prof. Dr. Wolfgang Schneider (Vorstandsvorsitzender des Fonds, Ehrenpräsident der ASSITEJ, Universität Hildesheim), Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner (Leiter der Stabsstelle Strukturprojekte im Geschäftsbereich der 2. Bürgermeisterin Nürnberg, Kulturwissenschaftler, Kurator, Autor, Musikdramaturg, Kuratoriumsvorsitzender des Fonds), Franziska Werner (Künstlerische Leiterin der Sophiensӕle) und Holger Bergmann (Fonds Darstellende Künste, beratend).

Der Tabori Preis wurde erstmals am 31. Mai 2010 anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Fonds Darstellende Künste vergeben. Der Namensgeber George Tabori inszenierte zuletzt bis zu seinem Tod 2007 am Berliner Ensemble und war Zeit seines Lebens Grenzgänger zwischen Freier Szene und Stadt- und Staatstheatern. Der Preis würdigt nicht nur Werk und Leben des Autors und Regisseurs, er legt vor allem besonderen Fokus auf den für Tabori so wichtigen Ensemble-Gedanken. Im Gedenken an George Tabori wird die Verleihung traditionell rund um den Geburtstag des Namensgebers ausgerichtet.